NATO unterstützt Raketenschild Russland weiter dagegen
19.04.2007, 07:12 UhrDie Pläne der USA für eine neue Raketenabwehr in Europa werden von den US-Verbündeten in der NATO unterstützt. Dies sagte NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer am Donnerstagabend nach einer Sondersitzung des NATO-Rates in Brüssel. Russland bekräftigte seine Ablehnung des amerikanischen Plans. "Wir sind dagegen, dass einseitig Entscheidungen getroffen werden", sagte der russische NATO-Botschafter Konstantin Totsky nach Gesprächen mit den Botschaftern der 26 NATO-Staaten. US-Verteidigungsstaatssekretär Eric Edelman erneuerte ein Angebot der USA zur Zusammenarbeit mit Russland.
Moskau hatte schon zuvor eine Kooperation zurückgewiesen. Er sehe dazu keinen Anlass, sagte Vize-Regierungschef Sergej Iwanow am Donnerstag in Jekaterinburg im Ural. Das strategische Abwehrsystem sei eine Schimäre. "Auf jedes System findet sich eine billigere Antwort", sagte Iwanow nach Angaben der Agentur Interfax. Am kommenden Montag will US-Verteidigungsminister Robert Gates in Moskau für die geplante Raketenabwehr werben.
De Hoop Scheffer sagte, die von den USA geplante Raketenabwehr habe keinerlei Einfluss auf das strategische Gleichgewicht in Europa. Die USA wollen bis 2012 zehn Abfangraketen in Polen und ein dazugehöriges Radarsystem in Tschechien stationieren. Die Raketenabwehr soll sich gegen Bedrohungen aus Staaten wie Iran oder Nordkorea richten. Der NATO-Generalsekretär sagte, das US-Abwehrsystem könne ein von der NATO geplantes System zur Abwehr von taktischen Raketen "ergänzen". Während die US-Raketen gegen strategische Flugkörper von großer Reichweite gerichtet seien, könne das NATO-System vor allem Staaten im Süden der Allianz schützen. Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) hatte erst vor wenigen Tagen gefordert, dass die US-Raketenabwehr auch für den Schutz von Staaten wie Griechenland, Türkei, Bulgarien oder Rumänien sorgen müsse.
US-Staatssekretär Edelman sagte, Washington sei entschlossen, "den Zusammenhalt von europäischer und amerikanischer Verteidigung zu erhalten". Die NATO müsse keine Doppelarbeit leisten, weil das US-System die NATO-Verteidigung ergänze. Die USA seien bereit, Russland mehr Zeit zur Prüfung des Abwehr-Vorhabens zu geben. Die Diskussionen mit Moskau sollten "sehr transparent" sein. Er räumte ein, Washington habe bisher zu wenig getan, um Russen und Europäer mit Informationen zu versorgen. "Wir korrigieren das derzeit."
Totsky sagte, Russland wolle keinen neuen Rüstungswettlauf mit den USA. "Wir sind zu Zusammenarbeit und gemeinsamen Anstrengungen bereit - aber auf gleichberechtigter Grundlage", sagte er. Auch so genannte Schurkenstaaten könnten keinen massiven Angriff beginnen, wenn sie "nicht mindestens 100 Raketen besitzen". Die USA sollten daher "lieber politische und diplomatische Mittel einsetzen, um die nukleare Weiterverbreitung zu verhindern". Moskau wisse allerdings, dass es die US-Pläne nicht verhindern könne: "Wir wissen, dass wir das nicht stoppen können."
Die Raketenabwehr wird nach Angaben von Diplomaten ein wichtiges Thema bei einem Treffen der NATO-Außenminister mit ihrem russischen Kollegen Sergej Lawrow am kommenden Donnerstag in Oslo sein.
Quelle: ntv.de