2012 gegen DSK Sarkozy denkt bereits an Wahl
29.12.2010, 09:37 Uhr
Geschäftig ins neue Jahr: Nicolas Sarkozy.
(Foto: dpa)
In Frankreich beginnt nächstes Jahr der Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl 2012. Sarkozy hofft auf ein affärenarmes Jahr und einen schwachen Gegner. Sollte es DSK sein, wie IWF-Chef Strauss-Kahn in seiner Heimat genannt wird, dürfte es aber schwierig werden.
Woran Präsident Nicolas Sarkozy im kommenden Jahr häufig beim Rasieren denken wird, ist klar: An das übernächste Jahr. Dann stehen in Frankreich nämlich Präsidentschaftswahlen an. Es zweifelt niemand daran, dass Sarkozy ein zweites Mandat anstrebt, auch wenn er das noch nicht öffentlich erklärt hat. Selbst seine Frau Carla scheint sich damit abgefunden zu haben. Sie vergnügt sich damit, an ihrem nächsten Album zu arbeiten, das nächstes Jahr herauskommen soll.
Das vergangene Jahr war nicht einfach für Sarkozy: Zwar hat er eine lange überfällige Reform des Rentensystems durchgesetzt - aber dafür auch einen hohen Preis gezahlt. Wochenlang gab es Proteste im Land, Millionen gingen auf die Straße, Sarkozys Ansehen litt erheblich. Exemplarisch dafür das Graffiti auf der Mariannen-Statue auf dem Pariser Platz der Republik: "Sarko, verschwinde!"
Von den übrigen Reformen hat vor allem das Verbot der Gesichtsschleier Aufsehen erregt - eine eher symbolische Maßnahme, die nur eine Handvoll Frauen trifft, unter ihnen zum Islam übergetretene Französinnen mit typischem Konvertiteneifer. Die CO2-Steuer, mit der sich Sarkozy international als Vorreiter im Kampf gegen den Klimawandel profilieren wollte, wurde unterdessen aus Sorge vor negativen Reaktionen in der Heimat in die Tonne getreten.
Rolle als Krisenmanager frohlockt
Nach dem Streit um die Roma-Abschiebungen und der Parteispendenaffäre um L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt dürfte Sarkozy nun auf ein skandalarmes nächstes Jahr hoffen. Seine beiden Trümpfe: die in den vergangenen Monaten wieder gefestigte Beziehung zu Bundeskanzlerin Angela Merkel, mit der er innerhalb der EU gerne den Schrittmacher gibt, und die Präsidentschaft der G8 und G20. Wie schon bei der französischen EU-Ratspräsidentschaft sieht Sarkozy die anstehenden internationalen Gipfel nicht zuletzt als eine Bühne, auf der er in seine Lieblingsrolle als Krisenmanager schlüpfen kann.
In der Innenpolitik hat er sich die Reform der Altenpflege vorgenommen. Frankreich bräuchte dringend so etwas wie eine Pflegeversicherung. Aber dafür müsste letztlich der Wähler zahlen - weswegen niemand ernsthaft mit einer Verabschiedung der Reform vor 2011 rechnet.
Konkurrenz sitzt in Washington
Mögliche Konkurrenz im eigenen Lager beim anstehenden Wahlkampf hat Sarkozy frühzeitig ausgeschaltet. Von parteiinternen Vorwahlen, die Sarkozy in seiner Zeit als Innenminister selbst ins Parteistatut schreiben ließ, ist nicht mehr die Rede. Was ihm mehr Sorge bereiten dürfte, ist sein künftiger Gegenspieler der Opposition. Während sich die sozialistische Parteichefin Martine Aubry und die frühere Präsidentschaftskandidatin Ségolène Royal sich gegenseitig auszustechen versuchen, könnte die eigentliche Gefahr für Sarkozy aus Washington kommen.
Dort sitzt nämlich DSK, wie der Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) Dominique Strauss-Kahn in Frankreich genannt wird, und freut sich über seine exzellenten Umfragewerte in der Heimat. Um gegen Sarkozy anzutreten, müsste er allerdings sein Amt, das durch die Finanzkrise mächtig an Prestige gewonnen hat, frühzeitig aufgeben. Möglicherweise ist ihm das Risiko zu hoch. Sollte er sich aber dazu entschließen, dann bräuchte Sarkozy eine Menge guter Ideen, um die abtrünnigen Wähler wieder auf seine Seite zu ziehen - worüber es sich bestens bei der morgendlichen Rasur nachdenken lässt.
Quelle: ntv.de, Ulrike Koltermann, dpa