Wahl in Kroatien Saubermann schlägt Populisten
11.01.2010, 09:53 UhrDer oppositionelle Sozialdemokrat Ivo Josipovic ist neuer Staatschef in Kroatiens. Der 52-jährige Jura- und Musikprofessor setzt sich gegen den Populisten Bandic durch.

Ivo Josipovic gilt als unbestechlich, aber auch uncharismatisch, ...
(Foto: dpa)
Der Sozialdemokrat Ivo Josipovic wird neuer Präsident Kroatiens. Wie die staatliche Wahlkommission am Montag mitteilte, hat der 52-jährige Jura-Professor die Stichwahl um das Präsidentenamt mit 60,29 Prozent der Stimmen klar gewonnen, für den parteilosen Bürgermeister von Zagreb, Milan Bandic, stimmten nur 39,71 Prozent der Wähler. Josipovic kündigte an, Kroatien als Präsident in die Europäische Union führen zu wollen.
Die Wahlkommission verkündete das offizielle Ergebnis in der Nacht zum Montag nach der Auszählung von mehr als 99 Prozent der Stimmzettel. In der Parteizentrale der sozialdemokratischen SDP wurde Josipovic von hunderten Anhängern mit "Ivo, Ivo"-Rufen gefeiert. In seiner Rede sprach er von einem Sieg für alle Kroaten. "Ich glaube fest daran, dass wir alle ein besseres, ein gerechteres Kroatien wollen", sagte der Wahlsieger in Zagreb.

für Milan Bandic hingegen gilt eher das Gegenteil.
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Als Präsident wolle er sich für ein gerechtes und "europäisches Kroatien" einsetzen, das für Werte wie Demokratie, Freiheit und Menschenrechte stehe, sagte Josipovic. Er verließ den Saal mit seinen Anhängern mit dem Abspielen der Europa-Hymne. Das war ein Novum, denn sonst wird immer die kroatische Nationalhymne gespielt.
Zusammenarbeit mit konservativer Regierung
Die konservative Regierungschefin Jadranka Kosor begrüßte das Wahlergebnis und kündigte an, mit dem Sozialdemokraten Josipovic zusammenarbeiten zu wollen. Dies sei im Interesse aller Kroaten. "Ich glaube, dass Präsident Josipovic und die derzeitige Regierung Kroatien in die EU führen werden", sagte Kosor vor Journalisten. Ihrer konservativen HDZ gehört auch der scheidende Staatschef Stipe Mesic an, der nach zwei Amtszeiten nicht mehr antreten durfte.
Insgesamt waren am Sonntag rund 4,4 Millionen Wahlberechtigte zu den Urnen gerufen. Die Wahlbeteiligung lag laut Wahlkommission bei 50,28 Prozent der Stimmen. Beide Kandidaten hatten sich im Wahlkampf für eine Eindämmung der Korruption und einen Beitritt Kroatiens zur EU bis 2012 stark gemacht.
Im Gegensatz zu Bandic werden Josipovic, der Experte in internationalem Strafrecht ist und auch klassische Musik komponiert, keine Korruptionsaffären nachgesagt. Bereits vor der Stichwahl galt der Jura-Professor als Favorit. Er hatte im ersten Wahldurchgang 32,4 Prozent der Stimmen erhalten, Bandic, der wegen seiner Kandidatur zu den Wahlen aus der sozialdemokratischen Partei ausgeschlossen worden war, kam damals auf 14,8 Prozent.
Bandic spielte konservative Karte
Allerdings hatte Bandic seit dem ersten Durchgang große Anstrengungen unternommen, um die konservative Wählerschaft für sich zu gewinnen. So traf er den Erzbischof von Zagreb und sicherte sich dessen Unterstützung. Außerdem umwarb der Bürgermeister die 400.000 im Ausland lebenden Kroaten - vor allem im benachbarten Bosnien, wo Bandic geboren wurde. Seine Gegner warfen ihm vor, sich populistischer Rhetorik zu bedienen. Zudem kritisierten sie, dass der Bürgermeister von Zagreb keine Fremdsprachen beherrscht.
Josipovic wiederum wurde von seinen Gegnern mangelnde politische Erfahrung vorgeworfen. Er konnte aber auf die Unterstützung des scheidenden Staatschefs Mesic zählen. In Kroatien sind die Kompetenzen zwischen Präsident und der Regierung weitgehend geteilt. So hat der Staatschef auch in der Außenpolitik maßgebliche Befugnisse. Unter Mesic gelang dem Land 2009 der Beitritt zur NATO. Die Machtübergabe an Josipovic soll am 18. Februar stattfinden.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa