Politik

CO2-Ausstoß muss bald sinken Schellnhuber warnt vor Blockade

Falls das 2-Grad-Ziel nicht eingehalten werde, "dann betreten wir ein Zeitalter neuer Risiken", warnt Klimaforscher Schellnhuber. "Wenn aber die Zwei-Grad-Linie gehalten werden soll, dann muss der globale Ausstoß von Treibhausgasen noch in diesem Jahrzehnt sinken."

Hans Joachim Schellnhuber mit Sohn und dem britischen Thronfolger Prinz Charles bei einem Besuch in Potsdam im vergangenen Jahr.

Hans Joachim Schellnhuber mit Sohn und dem britischen Thronfolger Prinz Charles bei einem Besuch in Potsdam im vergangenen Jahr.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Kurz vor der Weltklimakonferenz im mexikanischen Cancún hat der Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber konkrete Beschlüsse zur Begrenzung der globalen Erwärmung angemahnt. "Jetzt muss es um feste Regeln für alle gehen, mit denen das Klima stabilisiert werden kann", schreibt Schellnhuber in einem Gastbeitrag für die "Bild am Sonntag". Zwar sei auf dem letzten Klimagipfel in Kopenhagen von den Staatschefs die Begrenzung der Erderwärmung auf 2 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter beschlossen worden, "doch die Umsetzung steht aus".

Schellnhuber, Chef des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und langjähriges Mitglied im Weltklimarat IPCC, warnte die Regierungen vor einer Blockadepolitik. "Zeigt nun jeder Staat mit dem Finger auf den anderen, weil keiner sich bewegen mag, ist das verantwortungslos. Die Last tragen unsere Kinder und Enkel."

CO2-Ausstoß muss bald sinken

Falls das 2-Grad-Ziel nicht eingehalten werde, "dann betreten wir ein Zeitalter neuer Risiken. Meeresspiegelanstieg, beispiellose Hitzewellen, das sind nur Stichworte. Wenn aber die Zwei-Grad-Linie gehalten werden soll, dann muss der globale Ausstoß von Treibhausgasen noch in diesem Jahrzehnt sinken."

Die bevorstehende UN-Klimakonferenz im mexikanischen Cancún beginnt am Montag und dauert bis zum 10. Dezember. Bei dem UN-Klimagipfel Ende vergangenen Jahres in Kopenhagen war es der internationalen Gemeinschaft nicht gelungen, sich auf den Rahmen eines neuen Klimaschutz-Abkommens zu einigen, das das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll ablösen soll. Die Teilnehmer einigten sich lediglich auf das Ziel, die Erderwärmung auf zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter zu begrenzen.

Töpfer fordert Klimaschutz jetzt

Klaus Töpfer war von 1987 bis 1994 Bundesumweltminister.

Klaus Töpfer war von 1987 bis 1994 Bundesumweltminister.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Der frühere Chef des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, rief dazu auf, den Kampf gegen die Erderwärmung bereits vor Abschluss eines neuen internationalen Abkommens voranzutreiben. "Es ist dringend notwendig, dass wir nicht sagen, 'Klimapolitik wird nur gemacht, wenn ein neues Vertragswerk vorliegt', sondern 'Klimapolitik wird jetzt gemacht'", sagte der frühere Bundesumweltminister der Nachrichtenagentur AFP.

Zusätzlich zu den nationalen Anstrengungen könnten sich einzelne Länder zur Umsetzung von Klimaschutzprojekten etwa beim Waldschutz oder zur Erhöhung der Energieeffizienz zusammenschließen, sagte Töpfer, der das Potsdamer Institute for Advanced Sustainability Studies (IASS) leitet. So arbeite etwa Deutschland im Bereich der Umwelttechnologien schon mit China und anderen Staaten zusammen. Solche bilateralen und regionalen Projekte zeigten anderen Ländern, dass die Minderung von Kohlendioxid-Emissionen nicht nur klimapolitisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll und nötig sei und "die Stabilität einer Wirtschaft in gar keiner Weise gefährdet".

"Deutschland muss zentrale Rolle spielen"

Die nationalen und regionalen Vorhaben dürften allerdings nur eine Ergänzung zu einem globalen Klimaschutzabkommen sein, mahnte Töpfer. Sie müssten sich bei den internationalen Verhandlungen "wieder zusammenbinden lassen zu globalen Lösungen". Ein Abwenden vom UN-Verhandlungsprozess wäre "Resignation vor dem Notwendigen", warnte der Klima-Experte.

"Cancún muss dazu beitragen, dass wieder Vertrauen und Verlässlichkeit in diese Verhandlungen hineinkommen", so Töpfer. Fortschritte erhofft er sich bei der Zusammenarbeit zur Förderung klimafreundlicher Technologien, beim Schutz der Wälder und bei den Finanzhilfen der Industriestaaten für den Klimaschutz und die Anpassung an Klimafolgen in Entwicklungsländern. Deutschland habe bei den Verhandlungen "eine ganz wichtige, wenn nicht sogar eine zentrale Rolle mitzuspielen".

Quelle: ntv.de, hvo/AFP

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