Afghanistan und Finanzkrise Schröder gibt Regierungs-Tipps
11.11.2008, 10:36 UhrAltkanzler Gerhard Schröder hat sich für die Festlegung eines Zeitpunkts zum Rückzug der ausländischen Truppen aus Afghanistan ausgesprochen. Er dürfe nicht in 20 bis 30 Jahren liegen, sondern "in der kommenden Dekade", sagte Schröder bei einem Podiumsgespräch mit dem ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Franz Vranitzky. Schröder geht davon aus, dass man mit dem künftigen US-Präsidenten Barack Obama besser über dieses Thema sprechen könne als mit George W. Bush.
Der SPD-Politiker warb bei der Veranstaltung erneut für einen gleichberechtigten Dialog mit der russischen Führung. "Die Amerikaner und die Europäer werden lernen müssen, mit Russland auf gleicher Augenhöhe zu sprechen." Versuche, zwischen den russischen Regierungschef Wladimir Putin und Staatschef Dmitri Medwedew einen Keil zu treiben, seien "nicht nützlich". In der russischen Gesellschaft gebe es zwar Defizite. "Es gibt aber nicht den geringsten Anlass, die demokratische Integrität von Putin und Medwedew infrage zu stellen", sagte Schröder.
EU soll selbstbewusst sein
Zum anstehenden Weltfinanzgipfel empfahl Schröder der Europäischen Union (EU), offensiv für die eigene Position zur Überwachung der Märkte zu verhandeln. "Die EU sollte keine falschen Rücksichten nehmen." Das Ende der Dominanz der Wall Street über die Finanzwelt sei gekommen. "Es wird mehrere Zentren geben." Schröder empfahl nationale Konjunkturprogramme zur Abmilderung der Folgen der Finanzkrise. Ein EU-weites Konjunkturprogramm lehnte er ab.
In einem Rückblick auf seine Amtsjahre bezeichnete er die damals erlassenen Sanktionen von EU-Ländern gegen Österreich als Fehler. Der SPÖ-Politiker Vranitzky sagte, dieser Druck auf sein Land habe zum Unmut über die EU beigetragen. Die Sanktionen waren im Jahr 2000 eine Reaktion auf die Koalition zwischen der Österreichischen Volkspartei (ÖVP) und der rechten Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ).
Anlass für das Gespräch in der österreichischen Botschaft in Berlin war die Vorstellung eines von Vranitzky herausgegebenen Buchs zu aktuellen Zeitfragen.
Quelle: ntv.de