Unruhe in Pakistan Schüsse auf Gillani
03.09.2008, 12:20 UhrDrei Tage vor der pakistanischen Präsidentschaftswahl haben Unbekannte den Dienstwagen von Regierungschef Yousaf Raza Gillani beschossen. Der Premierminister habe jedoch zum Zeitpunkt des Angriffs nicht in dem Auto gesessen, teilte der Staatssekretär des pakistanischen Innenministeriums, Kamal Shah, mit.
Gillanis Sprecher Zahid Bashir hatte zuvor erklärt, der Regierungschef sei in dem beschossenen Wagen gewesen. "Zwei Kugeln trafen das Fenster des gepanzerten Wagens, in dem der Premierminister unterwegs war", sagte er.
Den Angaben zufolge fuhr der Konvoi zum Flughafen, um Gillani abzuholen. Shah erklärte, weder Gillani noch einer seiner Mitarbeiter hätten sich in dem angegriffenen Konvoi befunden. Seiner Darstellung zufolge war das Flugzeug des Regierungschefs zum Zeitpunkt der Tat noch gar nicht gelandet. Gillani kam aus Lahore im Osten Pakistans, seine Maschine landete auf einem Militärflughafen in Rawalpindi nahe Islamabad im Norden des Landes.
Ein ranghoher Polizeibeamter sagte der Nachrichtenagentur AFP, die beiden Kugeln mit einem Kaliber von 7,62 Millimetern hätten "unter keinen Umständen" die gepanzerten Scheiben des Wagens durchschlagen können.
Präsidentenwahl am Samstag
Ende Dezember war Oppositionsführerin Benazir Bhutto bei einem Anschlag ums Leben gekommen, der ebenfalls in Rawalpindi verübt wurde. In Pakistan wird am Samstag ein neuer Präsident gewählt. Auch auf den zurückgetretenen Staatschef Pervez Musharraf wurden in der Vergangenheit mehrfach Anschläge verübt.
Zu dem Anschlag gegen Gillani bekannte sich zunächst niemand. In Pakistan kämpft die Regierung seit Jahren gegen militante Islamisten. Gleichzeitig ringen führende Politiker untereinander um die Macht. Gillani ist erst seit März im Amt. Er gehört wie Bhutto der Pakistanischen Volkspartei PPP an.
Die PPP war im Februar als stärkste Kraft aus der Parlamentswahl hervorgegangen. Gillani wurde Chef einer Koalition mit der PML-N-Partei des früheren Premierministers Nawaz Sharif, die erst im August zerbrochen war. Diese Regierung hatte Musharraf aus dem Amt gedrängt.
Mindestens 15 Tote bei Einsatz der US-Armee in Pakistan
Im Nordwesten Pakistans sind den Angaben örtlicher Behörden zufolge mindestens 15 Menschen durch einen Angriff internationaler Truppen aus Afghanistan getötet worden. Soldaten der dortigen NATO-Truppen hätten im nahegelegenen pakistanischen Stammesbezirk Süd-Waziristan das Feuer eröffnet und 15 Menschen getötet, darunter Frauen und Kinder, sagte ein ranghoher örtlicher Sicherheitsbeamter der Nachrichtenagentur AFP.
Der Gouverneur der Provinz North West Frontier, Owais Ahmed Ghani, sprach später von mindestens 20 Toten. Ein ISAF-Sprecher wies die Angaben zurück, das Pentagon wollte sich nicht äußern. Das pakistanische Außenministerium kritisierte den Einsatz.
Vier Kampfhubschrauber hätten ISAF-Soldaten aus Afghanistan vor Sonnenaufgang in einem Dorf namens Masanika abgesetzt und später wieder abgeholt, sagte der Sicherheitsbeamte Mowaz Khan. Als Dorfbewohner vom Fluglärm angelockt aus ihren Häusern kamen, hätten die Truppen das Feuer eröffnet und 15 Menschen, darunter Frauen und Kinder, getötet. Andere Behördenvertreter schrieben die Attacke den US-geführten Koalitionstruppen zu. Provinzgouverneur Ghani sprach von mindestens 20 Todesopfern. "Das ist ein direkter Angriff auf die Souveränität Pakistans", erklärte er in Peshawar.
Das pakistanische Außenministerium erklärte, der Vorfall sei "kontraproduktiv" für die gemeinsamen Bemühungen im Kampf gegen den Terrorismus. Es war das erste Mal, dass pakistanische Behörden in Afghanistan stationierte internationale Truppen für einen direkten Angriff auf ihrem Gebiet verantwortlich machten. Bislang hatten sie nur von Raketenangriffen von afghanischem Gebiet aus gesprochen.
Quelle: ntv.de