Al-Kaida in Saudi-Arabien Selbstmordanschlag auf Prinzen
28.08.2009, 13:34 UhrDie radikal-islamische Al-Kaida hat erstmals einen Anschlag auf ein Mitglied der Königsfamilie in Saudi-Arabien verübt. Der Attentäter habe sich im Privatbüro von Prinz Mohammed bin Najef in der Ölstadt Dschidda während eines Empfangs bei dem Monarchen in die Luft gesprengt, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. Der Prinz sei bei dem Attentat am Donnerstag nicht ernsthaft verletzt worden. Nach Angaben arabischer Medien wurde der Sprengsatz, der am Körper des Mannes befestigt war, möglicherweise per Handy von einem Komplizen gezündet.

Glimpflich ausgegangen: König Abullah besuchte Prinz Mohammed und ermahnte ihn, künftig vorsichtiger zu sein.
(Foto: dpa)
Mohammed ist einer der mächtigsten Männer des Landes. Als stellvertretender Innenminister und Sicherheitschef ist er für die Terrorbekämpfung des mit den USA verbündeten Königreichs verantwortlich. Al-Kaida-Anführer Osama bin Laden stammt aus Saudi-Arabien.
Mann wurde nicht durchsucht
Die staatliche Nachrichtenagentur SPA berichtete, der Attentäter sei als einziger ums Leben gekommen. Er sei ein gesuchter Extremist gewesen, der verlangt habe, den Prinzen zu sehen, um sich zu stellen. Dem Innenministerium zufolge wurde der Mann nicht durchsucht. Während des Fastenmonats Ramadan sind Angehörige des saudiarabischen Königshauses dazu verpflichtet, Besucher zu empfangen. Fernsehbilder zeigten Mohammed später während einer Begegnung mit König Abdullah im Krankenhaus. König Abdullah warf dem Prinzen vor, er sei unvorsichtig gewesen. Der Anschlag habe die Regierung in ihrem Kampf gegen die Extremisten bestärkt, sagte der Prinz.
Der Arm der Al-Kaida in Saudi-Arabien übernahm die Verantwortung für den Anschlag, wie aus einer Nachricht hervorging, die in islamistischen Internet-Foren verbreitet wurde.
Weitere Anschläge befürchtet
Al-Kaida hat wiederholt Anschläge in Saudi-Arabien verübt. Diesen Monat hatten die Sicherheitsbehörden 44 Al-Kaida-nahe Extremisten verhaftet und dabei Sprengstoff und Waffen sichergestellt. Einige Experten rechnen mit weiteren Anschlägen in der Öl-Exportnation Nummer eins. "Die Al-Kaida auf der arabischen Halbinsel ist wie ein Luftballon", sagte ein Sicherheitsanalyst, der anonym bleiben wollte. "Quetscht man ihn in der Mitte, dann wölbt er sich an den Seiten. Es ist ein Comeback für die Al-Kaida, die versucht, wieder eine sichere Stellung in Saudi Arabien zu finden. Wir werden weitere solcher Anschläge sehen."
Vertreter des Landes sind besorgt, dass aus dem Irak und Afghanistan zurückkehrende Extremisten, die Kriegserfahrung und Kenntnis im Umgang mit Waffen gesammelt haben, nach Saudi Arabien kommen könnten.
Der Vize-Innenminister hatte im vergangenen Mai Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble getroffen, als dieser in Saudi-Arabien ein Abkommen über die Zusammenarbeit beider Staaten bei der Terrorbekämpfung unterzeichnet hatte. Unter der Ägide von Prinz Mohammed haben die saudischen Behörden ein Rehabilitierungsprogramm für reuige Al-Kaida-Terroristen aufgelegt. In den meisten Fällen war die Wiedereingliederung in die Gesellschaft erfolgreich. Einige Häftlinge schlossen sich jedoch später wieder den Terrorzellen an, die der Ideologie von Al-Kaida-Anführer Osama bin Laden anhängen.
Quelle: ntv.de, dpa/rts