Politik

Mindestens 17 Tote Selbstmordanschlag in Kabul

Beim zweiten Selbstmordanschlag in Kabul in zwei Tagen hat ein Attentäter der Taliban mindestens 16 Menschen mit in den Tod gerissen. Unter den Opfern des Anschlags kurz nach der Abreise von US-Verteidigungsminister Robert Gates waren nach Angaben von Augenzeugen vier Kinder, die auf dem Weg zur Schule waren. Insgesamt seien acht Soldaten und acht Zivilisten getötet worden, sagte der Sprecher der Internationalen Schutztruppe ISAF, General Carlos Branco. Acht Soldaten und 20 Zivilisten seien verletzt worden, als der Angreifer im Berufsverkehr sein mit Sprengstoff beladenes Auto in einen Bus der Armee lenkte.

Schon während des Gates-Besuchs am Dienstag waren in Kabul bei einem Selbstmordanschlag auf die ISAF der Attentäter getötet und 22 Zivilisten verletzt worden. Zu beiden Anschlägen bekannten sich die radikal-islamischen Taliban. Taliban-Sprecher Sabiullah Mudschahid sagte, bei dem Angriff am Mittwoch seien bis zu 40 Soldaten getötet worden. Angaben der Taliban zu Opferzahlen sind meist stark übertrieben. Laut Mudschahid stammte der Attentäter aus der ostafghanischen Provinz Chost.

In Chost hatte Gates am Dienstag US-Soldaten besucht, bevor er am Abend in Kabul mit Präsident Hamid Karsai zusammengetroffen war. Nach dem Gespräch mit Karsai hatte Gates von europäischen Verbündeten eine deutliche Steigerung ihres Engagements in Afghanistan gefordert. Der Minister kündigte an, er wolle Druck auf die europäischen Alliierten ausüben, "ihre Anstrengungen nochmals zu verdoppeln". Der Besuch von Gates, der am Montagabend nach Afghanistan gekommen war, war aus Sicherheitsgründen nicht angekündigt worden. Am Mittwochmorgen war Gates in den Irak weitergereist.

Bei dem Anschlag am Mittwoch wurden zahlreiche Läden in der Umgebung zerstört. "Es war eine sehr starke Explosion", sagte der 22 Jahre alte Sajed Naqibullah, der leicht verwundet wurde und einen Cousin bei dem Anschlag verlor. "Ich saß in meinem Laden, als es zu der Explosion kam. Ich rannte hinaus und sah überall Leichen und Verwundete herumliegen." Es sei ein "unmenschlicher" Angriff.

Ende September waren bei einem Selbstmordanschlag auf die Armee in der afghanischen Hauptstadt mindestens 30 Menschen getötet worden, als ein Attentäter in Uniform einen Militärbus in die Luft sprengte. Im Juni starben bei einem Selbstmordanschlag auf einen Polizeibus mindestens 35 Menschen. In diesem Jahr wurden bislang über 140 Selbstmordanschläge in Afghanistan verübt, deutlich mehr als im vergangenen Jahr. Früher waren Selbstmordattentate in Afghanistan unbekannt. Seit Jahresbeginn starben in Afghanistan mehr als 6100 Menschen einen gewaltsamen Tod, so viele wie in keinem anderen Jahr seit dem Sturz der Taliban Ende 2001.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen