Treffen mit Putin in Jerusalem? Selenskyj sieht Fortschritte bei Gesprächen mit Moskau
12.03.2022, 20:22 Uhr
In den bisherigen Gesprächen ging es in erster Linie um die Schaffung von Fluchtkorridoren für Zivilisten.
(Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS)
Seit dem Kriegsbeginn treffen sich Delegationen aus Moskau und Kiew mehrmals zu Verhandlungen. Bisher verlaufen sie nahezu ergebnislos. Doch jetzt sprechen beide Konfliktparteien von positiven Entwicklungen bei den Gesprächen.
Russland verfolgt nach Angaben des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bei den Gesprächen über eine Beendigung des Krieges mittlerweile einen "grundlegend anderen Ansatz". Zunächst hätten die Vertreter Moskaus nur "Ultimaten gestellt", sagte Selenskyj bei einer Pressekonferenz. Mittlerweile habe man "angefangen, zu reden". Er sei "froh", ein "Signal aus Russland erhalten" zu haben.
Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Vortag gesagt: "Da sind gewisse positive Veränderungen, haben mir unsere Unterhändler berichtet." Die Verhandlungen würden "nun auf fast täglicher Basis geführt". Delegationen aus Kiew und Moskau waren in den vergangenen zwei Wochen dreimal persönlich zu Gesprächen in Belarus zusammengekommen. Im Mittelpunkt dieser Verhandlungen stand die Schaffung von Fluchtkorridoren für Zivilisten. Diese Verhandlungen würden per Videoschalte fortgesetzt, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Zudem trafen sich die Außenminister der beiden Länder am Donnerstag im türkischen Antalya.
Ukraine wird "Russland nicht vertrauen können"
In Bezug auf Sicherheitsgarantien werde die Ukraine "nach diesem blutigen Krieg Russland nicht vertrauen können", sagte Selenskyj. Sicherheitsgarantien müssten von ausländischen Partnern angeboten werden. Nach Ansicht des ukrainischen Präsidenten soll unter anderem Israel zu diesen Ländern gehören.
Zudem schlug Selenskyj Jerusalem als möglichen Ort für Verhandlungen über ein Kriegsende mit Putin vor. "Heute ist es nicht konstruktiv, sich in Russland, in der Ukraine oder in Belarus zu treffen. Das sind nicht die Orte, an denen wir ein Verständnis für die Beendigung des Krieges finden können", sagte er. "Ob ich finde, dass Israel so ein Land sein kann und dabei besonders Jerusalem? Ich finde ja." Sowohl Selenskyj als auch Putin hatten zuletzt wiederholt mit Bennett telefoniert, der vor einer Woche den Kremlchef persönlich in Moskau getroffen hatte.
Der Kreml hatte ein Treffen von Putin und Selenskyj nicht grundsätzlich ausgeschlossen. "Aber zuerst müssen sowohl Delegationen als auch Minister ihren Teil dazu leisten, dass sich die Präsidenten nicht um des Prozesses, nicht um des Gesprächs, sondern um des Ergebnisses willen treffen", hatte Peskow am gestrigen Freitag gesagt.
Putin hatte in den vergangenen Tagen wiederholt erklärt, dass Russland zu einer Einstellung der Kampfhandlungen bereit sei. Im Gegenzug müssten die Ukraine und der Westen die Forderungen Moskaus akzeptieren. Putin verlangt unter anderem die Neutralität und eine "Entmilitarisierung" der Ukraine sowie die Anerkennung der russischen Souveränität über die 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim.
Quelle: ntv.de, uzh/AFP/dpa