Festnahme bei Einreise nach Bulgarien Serbien will Ceku
24.06.2009, 14:34 UhrSerbien verlangt von Bulgarien die Auslieferung des früheren Regierungschefs des Kosovos, Agim Ceku. Ceku war wegen eines von Interpol weitergeleiteten internationalen serbischen Haftbefehls wegen Kriegsverbrechen am Dienstag bei der Einreise nach Bulgarien am mazedonisch-bulgarischen Grenzübergang Gjueschewo verhaftet worden. Nach Angaben des bulgarischen Generalstaatsanwalts Boris Weltschew bleibt er für die nächsten drei Tage im Land in Haft. Binnen dieser Frist solle über seine Auslieferung entschieden werden.
Das Justizministerium in Belgrad hat am Mittwoch einen entsprechenden Antrag an die bulgarischen Behörden geschickt. Ceku wird in Serbien die Verantwortung für die Ermordung von 669 Serben und 18 anderen Nicht-Albanern während des Konflikts in der damaligen südserbischen Provinz Kosovo 1999 zur Last gelegt.
General Ceku schon zweimal festgenommen
Ceku gehörte zu den Führern der früheren albanischen Kosovo-Befreiungsarmee UCK. Von März 2006 bis Januar 2008 war er Regierungschef des damals unter UN-Verwaltung (UNMIK) stehenden Kosovos. Aufgrund des serbischen Haftbefehls war er schon 2003 in Slowenien und 2004 in Ungarn festgenommen, jedes Mal aber wieder freigelassen worden.
Kosovo: Serbien nicht zuständig
Am 7. Mai wurde der Ex-Regierungschef in Kolumbien, wo er an einem Kongress teilgenommen hatte, aufgrund des von Interpol übermittelten Haftbefehls des Landes verwiesen. Bei einem Zwischenstopp einen Tag später verzichtete Frankreich darauf, dem Haftbefehl Folge zu leisten. Der Innenminister des Kosovo, Zenun Pajaziti, verwahrte sich anschließend in einem Brief an Interpol gegen die Maßnahme. In dem Schreiben wies er darauf hin, dass Serbien für das Kosovo und seine Bürger rechtlich nicht zuständig sei. Nach seiner Rückkehr in Pristina warf Ceku Serbien Missbrauch seiner Mitgliedschaft bei Interpol vor.
Bulgarien will "würdige Lösung"
Inzwischen wurde bekannt, dass Ceku mit einem bulgarischen Dauervisum auf Einladung von Ex-Außenminister Solomon Passi einreisen wollte. Dort habe er mit Passi, der jetzt den außenpolitischen Ausschuss des Parlaments in Sofia leitet, an der Gründung eines Atlantischen Clubs im Kosovo arbeiten wollen, berichtete die amtliche bulgarische Nachrichtenagentur BTA. Passi sagte, er wolle sich um eine "würdige Lösung des Falls" bemühen. Bulgarien, das Mitglied der EU sowie der NATO ist, gehört zu den Staaten, die die Unabhängigkeit des Kosovos anerkannt haben.
Nach dem Kosovo-Krieg stand die frühere serbische Provinz unter internationaler Verwaltung, bis sich das Kosovo im Februar vergangenen Jahres für unabhängig erklärte. Bis heute wird die Unabhängigkeit von rund 60 Ländern anerkannt, darunter von den USA und den meisten der 27 EU-Staaten. Belgrad und sein wichtigster Verbündeter Russland betrachten das Land noch immer Teil Serbiens.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa