Verhältnis Deutschland-USA Signale der Annäherung
04.10.2002, 16:32 UhrNach wochenlangen Spannungen mehren sich die Zeichen für eine Normalisierung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses. Die Bundesregierung zeigte sich am Freitag erfreut über das Gratulationsschreiben von US-Präsident George W. Bush zum Tag der Deutschen Einheit.
Der US-Präsident habe durch sein Schreiben an Bundespräsident Johannes Rau dem gesamten deutschen Volk die Verbundenheit der USA mit Deutschland zum Ausdruck gebracht, sagte Vize-Regierungssprecher Bela Anda. Die Regierung habe sich "in der Tat über diese freundliche Geste gefreut".
Der US-Präsident hatte in dem Schreiben hervorgehoben, dass sich die deutsch-amerikanischen Beziehungen in den vergangenen Jahrzehnten durch die gemeinsame Verpflichtung auf demokratische Werte vertieft hätten. Das Schreiben war in Berlin als "Signal" gewertet worden, dass es nach den Verstimmungen wegen der Irak-Krise und der Affäre um Justizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) Bemühungen gebe, das Positive wieder in den Vordergrund zu stellen.
Anda bekräftigte, dass Schröder im Rahmen der NATO-Konferenz Ende November in Prag mit Bush zusammentreffen werde. Die Bundesregierung bemühe sich weiter um intensive Kontakte, betonte der stellvertretende Regierungssprecher. Der Bundeskanzler stehe zu einem bilateralen Treffen bereit, "wann es auch immer ein solches Treffen geben wird". Der frühere US-Präsident Bill Clinton, der am Freitag mit Schröder sprach, sagte: "Wenn es Meinungsunterschiede zwischen beiden Regierungen in Sachen Irak gibt, wird das die Beziehungen nicht zerstören."
Außenamts-Sprecher Walter Lindner bestätigte, dass Fischer am Donnerstag einen Anruf von seinem amerikanischen Kollegen Colin Powell erhalten habe. In dem Telefonat sei es um das deutsch-amerikanische Verhältnis, "die Irak-Thematik generell" und die geplante Reise Fischers in die USA gegangen. Beide Minister seien sich einig, dass diese Reise "so bald als möglich stattfinden solle". Einen konkreten Termin gebe es aber noch nicht, sagte Lindner mit Verweis auf die Koalitionsverhandlungen, die Konstituierung des Bundestags und die Kanzlerwahl.
Clinton stimmt versöhnlich
Der ehemalige US-Präsident Bill Clinton hat Befürchtungen über eine dauerhafte Belastung des deutsch-amerikanischen Verhältnisses widersprochen. "Deutschland ist einer der besten Freunde, den wir (die USA) je hatten, und wird das auch immer sein ", sagte Clinton am Freitagabend in München. "Es ist unmöglich, eine langfristige Freundschaft zu führen ohne gelegentliche Meinungsverschiedenheit."
Im Anti-Terror-Kampf in Afghanistan stelle Deutschland das größte Truppenkontingent aller europäischen Ländern, betonte Clinton, der in München mit dem Europäischen Mittelstandspreis ausgezeichnet wurde. Clinton rief Deutschland und die USA auf, die Spannungen zwischen beiden Regierungen nicht zu dramatisieren. Es handele sich um "geringfügige und sicher schnell vorübergehende Schwierigkeiten".
Amerikaner und Europäer sollten sich jetzt darauf konzentrieren, wie sie der Gefahr irakischer Massenvernichtungswaffen in den Vereinten Nationen gemeinsam begegnen könnten. Ein Krieg sollte aber vermieden werden, wenn das möglich sei.
Zuvor hatte der Ex-US-Präsident am Freitag in Berlin unter anderem Kanzler Schröder und Altkanzler Helmut Kohl (CDU) getroffen. Auch dabei wurden kamen die deutsch-amerikanischen Verstimmungen wegen der Irak-Politik zur Sprache.
Quelle: ntv.de