Politik

Scholz, Habeck, Merz, Lauterbach So schnitten Politpromis in ihrem Wahlkreis ab

Wahlkreise in ganz Deutschland bringen spannende Direktmandate hervor: Scholz schlägt Baerbock, Lauterbach, Spahn und Maas triumphieren, Altmaier und Kramp-Karrenbauer fahren Pleiten ein. In Bayern und Baden-Württemberg gibt's sogar nie da gewesene Sensationen.

Die SPD kann die Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern klar für sich entscheiden. Doch auch bei der Bundestagswahl gelingen ihr vor Ort Erfolge: Im alten Wahlkreis von Kanzlerin Angela Merkel (Vorpommern-Rügen - Vorpommern-Greifswald I) holte Anna Kassautzki von der SPD 24,3 Prozent der Stimmen (vor Georg Günther von der CDU (20,4) und Leif-Erik Holm von der AfD (19,9)) und damit das Direktmandat.

Baerbock (links) verlor gegen Scholz (Mitte) in Potsdam.

Baerbock (links) verlor gegen Scholz (Mitte) in Potsdam.

(Foto: AP)

SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat die Grünen-Kandidatin Annalena Baerbock bei der Bundestagswahl nicht nur deutschlandweit übertrumpft, sondern auch im direkten Duell in ihrem Potsdamer Wahlkreis. Scholz errang im Wahlkreis 61 laut vorläufigem Ergebnis 34,0 Prozent der Erststimmen. Baerbock landete mit deutlichem Abstand mit 18,8 Prozent der Stimmen auf dem zweiten Platz. Während das Ergebnis von Scholz demnach um sieben Prozentpunkte über dem Zweitstimmenergebnis seiner Partei in dem Wahlkreis Potsdam/Potsdam-Mittelmark II/Teltow-Fläming II lag, blieb Baerbock um 0,2 Prozentpunkte hinter dem Grünen-Ergebnis zurück. Auf Platz drei kam Saskia Ludwig (CDU) mit 13,8 Prozent. Scholz gehörte dem Bundestag seit 2011 nicht mehr an.

Schäuble verliert deutlich und gewinnt doch

Der bisherige Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble von der CDU hat sein Direktmandat im Wahlkreis Offenburg trotz deutlicher Verluste verteidigt. Schäuble bekam dem vorläufigen Endergebnis zufolge 34,9 Prozent der Erststimmen. Bei der Bundestagswahl 2017 hatte er noch 48,1 Prozent der Erststimmen geholt, 2013 sogar 56 Prozent. Der 79 Jahre alte Schäuble ist bereits seit Ende 1972 Mitglied des Bundestags. Damit ist er das dienstälteste Mitglied des deutschen Parlaments. Nach der Geschäftsordnung des Bundestags darf er damit als Alterspräsident die konstituierende Sitzung eröffnen. 2017, als Schäuble ebenfalls dienstältestes Mitglied war, verzichtete er zugunsten des FDP-Politikers Hermann-Otto Solms auf dieses Recht. Schäuble wurde damals in der konstituierenden Sitzung zum Bundestagspräsidenten gewählt.

Lauterbach verteidigt Direktmandat

Lauterbach zieht wieder in den Bundestag ein.

Lauterbach zieht wieder in den Bundestag ein.

Auch SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach wird Teil des nächsten Bundestags sein. In seinem Wahlkreis Leverkusen-Köln IV konnte Lauterbach 45,6 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Damit setzt er sich deutlich gegen die CDU-Integrationsstaatssekretärin Serap Güler durch, die 20,4 Prozent der Wahlberechtigten mit ihrer Erststimme wählten. Güler wird jedoch über die Landesliste den Einzug in den Bundestag schaffen. Auf dem dritten Platz folgte die Grünen-Kandidatin und Transfrau Nyke Slawik. Sie erhielt der Auszählung zufolge in dem Wahlkreis 11,3 Prozent der Stimmen.

Spahn siegt

Auch wieder im Bundestag: Jens Spahn.

Auch wieder im Bundestag: Jens Spahn.

(Foto: picture alliance/dpa/dpa-POOL)

CDU-Gesundheitsminister Jens Spahn hat sein Bundestags-Direktmandat ebenfalls verteidigt. Im nordrhein-westfälischen Wahlkreis Steinfurt I - Borken I kam er nach Auszählung aller Wahlbezirke auf 40,0 Prozent der Erststimmen, büßte damit aber gegenüber 2017 (51,3 Prozent) deutlich ein. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer verpasste dagegen ihr Direktmandat in Saarbrücken. Die 59-Jährige lag hinter der SPD-Kandidatin Josefine Ortleb. Allerdings steht Kramp-Karrenbauer auf Platz eins der Landesliste - und sitzt damit erstmals im Bundestag.

Maas schlägt Altmaier

Heiko Maas gewann bei der Bundestagswahl das Direktmandat für den Wahlkreis Saarlouis im Saarland. Der SPD-Außenminister gewann mit 36,7 Prozent gegen CDU-Wirtschaftsminister Peter Altmaier (28,0), der den Wahlkreis bei den vergangenen Bundestagswahlen noch gewonnen hatte. Altmaier trat auf Platz zwei der Landesliste an. Seit 2009 konnte er sich konstant als Direktkandidat im Wahlkreis durchsetzen. 2017 gewann er noch mit 38 Prozent gegen Maas.

Lindner verpasst Direktmandat erneut

Christian Lindner konnte seinen Wahlkreis nicht überzeugen.

Christian Lindner konnte seinen Wahlkreis nicht überzeugen.

(Foto: imago images/Future Image)

Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner hat bei der Bundestagswahl erneut ein Direktmandat deutlich verfehlt. Der 42-Jährige kam im Rheinisch-Bergischen Kreis (Nordrhein-Westfalen) auf 16,8 Prozent - und landete damit auf dem vierten Platz. Als Spitzenkandidat seiner Partei zieht er über die Landesliste dennoch in den Bundestag ein. Das Direktmandat in dem Wahlkreis nahe Köln gewann erneut der CDU-Politiker Hermann-Josef Tebroke mit 30,0 Prozent. SPD-Kandidat Kastriot Krasniqi kam auf 22,7 Prozent, Grünen-Kandidat Maik Außendorf erlangte 18,0 Prozent. Das Unwetter mit andauerndem Starkregen hatte im Juli auch im Gebiet des Rheinisch-Bergischen Kreises erhebliche Schäden verursacht.

Merz siegt im Sauerland

CDU-Wirtschaftspolitiker Friedrich Merz hat das Direktmandat im Hochsauerlandkreis geholt. Nach Auszählung aller Stimmbezirke kommt er auf 40,4 Prozent der Erststimmen und distanziert damit den SPD-Kandidaten Dirk Wiese (32,2 Prozent). In der CDU-Hochburg schnitt Merz damit deutlich besser ab als seine Partei, die 33,5 Prozent der Zweitstimmen erreicht. Vorgänger Patrick Sensburg, den Merz als Direktkandidat verdrängt hatte, erreichte 2017 noch 48,0 Prozent.

Kühnert schlägt Künast

Im Bundestag angekommen: Kevin Kühnert.

Im Bundestag angekommen: Kevin Kühnert.

(Foto: dpa)

In Berlin im Bezirk Tempelhof-Schöneberg schlug der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Kevin Kühnert die Grünen-Politikerin Renate Künast. Nach Auszählung aller Stimmen führte der frühere Juso-Bundesvorsitzende mit 27,1 Prozent im Kampf um das Direktmandat mit exakt zwei Prozentpunkten vor der ehemaligen Bundesministerin (25,1).

Schäfer sorgt für Sensation

Eine kleine politische Sensation gelang derweil im Wahlkreis München-Süd an. Dort gewann die Grüne Jamila Schäfer knapp mit 27,5 Prozent vor Michael Kuffer von der CSU (26,8 Prozent). Die stellvertretende Bundesvorsitzende der Grünen holte damit das erste Direktmandat für die Grünen aus Bayern.

Jamila Schäfer holt in München ein Direktmandat für die Grünen.

Jamila Schäfer holt in München ein Direktmandat für die Grünen.

(Foto: imago images/Action Pictures)

Ex-Grünen-Chef Cem Özdemir hat nach Auszählung aller Stimmen bei der Bundestagswahl das Direktmandat für die Grünen in Stuttgart sicher. Er setzte sich nach Angaben der Stadt im Wahlkreis Stuttgart I gegen den CDU-Abgeordneten Stefan Kaufmann durch. In Heidelberg gewann außerdem Grünen-Spitzenkandidatin Franziska Brantner. Bis zu dieser Bundestagswahl hatten ausschließlich CDU und SPD Direktmandate in Baden-Württemberg erobert.

Habeck erklärt sich zum Sieger

Der Grünen-Bundesvorsitzende Robert Habeck hat erstmals in Schleswig-Holstein für seine Partei ein Direktmandat gewonnen. Der 52-Jährige holte in seinem Wahlkreis Flensburg-Schleswig 28,1 Prozent der Erststimmen - deutlich mehr als die CDU-Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen (23,4).

Wissler patzt

Die Linken-Co-Vorsitzende Janine Wissler hat sich dagegen nicht als Direktkandidatin für den Wahlkreis Frankfurt am Main I durchsetzen können. Die 40-Jährige landete mit 8,8 Prozent deutlich abgeschlagen hinter Armand Zorn von der SPD (29,0). Wissler war 2021 Spitzenkandidatin der Linken in Hessen. Sie ist seit 2009 Fraktionsvorsitzende im Hessischen Landtag.

Amthor nur Dritter

Philipp Amthor wird nicht im Bundestag vertreten sein.

Philipp Amthor wird nicht im Bundestag vertreten sein.

(Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB/Archivbild)

Auch CDU-Kandidat Philipp Amthor konnte keinen Erfolg einfahren. Gleich zwei andere Bewerber schlugen den 28-Jährigen im Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis Mecklenburgische Seenplatte I - Vorpommern-Greifswald II. Amthor holte nur 20,7 Prozent der Stimmen und lag damit deutlich hinter SPD-Bewerber Eric von Malottki (24,8) und Enrico Komning von der AfD (24,3).

Gysi gewinnt Direktmandat

Die Linke scheitert bei den Zweitstimmen mit 4,9 an der Fünf-Prozent-Hürde, zieht dank drei Wahlkreis-Gewinnern aber dennoch in den Bundestag ein. In Berlin holte sich Gregor Gysi trotz Einbußen mit 35,4 Prozent der Zweitstimmen das Direktmandat im Wahlkreis Treptow-Köpenick, Gesine Lötzsch gewann mit 25,8 Prozent in Lichtenberg. 2017 hatte die Linke in der Bundeshauptstadt noch vier Direktmandate gewonnen. Im Wahlkreis Leipzig II gewann Sören Pellmann mit 22,8 Prozent vor Paula Piechotta von den Grünen (18,4).

Weiterhin dabei: Gregor Gysi.

Weiterhin dabei: Gregor Gysi.

(Foto: picture alliance / Geisler-Fotopress)

Der Spitzenkandidat der Linken für die Bundestagswahl, Dietmar Bartsch, hat dagegen im Wahlkreis 14 Rostock - Landkreis Rostock II das Direktmandat deutlich verpasst. Der bisherige Fraktionschef seiner Partei im Bundestag erhielt 18,2 Prozent der Erststimmen. Seine SPD-Konkurrentin Katrin Zschau kam auf 27,0 Prozent und löste damit das Ticket für Berlin. Sie ist Geschäftsführerin der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Der CDU-Politiker Peter Stein, 2017 noch Gewinner im Wahlkreis und damit per Direktmandat im Bundestag, kam dieses Mal nur auf 17,0 Prozent.

Scheuer enttäuscht aber holt das Mandat

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer zieht trotz massiver Stimmenverluste wieder in den Bundestag ein. Im Wahlkreis Passau erhielt er 30,7 Prozent der Erststimmen, das sind aber 16,8 Prozentpunkte weniger als vor vier Jahren. Der CSU-Politiker schnitt damit schlechter ab als seine Partei, die von 40,5 auf 32,5 Prozent der Zweitstimmen zurückfiel.

Der hessische CDU-Spitzenkandidat für die Bundestagswahl, Helge Braun, hat den Kampf um das Direktmandat im Wahlkreis Gießen verloren. Nach dem vorläufigen Endergebnis erhielt der Kanzleramtschef am Sonntag 29,6 Prozent der Erststimmen und unterlag damit knapp seinem SPD-Kontrahenten Felix Döring, der auf 30,4 Prozent kam. Bei der vorherigen Wahl 2017 hatte Braun in dem Wahlkreis noch das Direktmandat gewonnen.

Laschet kommt über Landesliste in den Bundestag

Unionskanzlerkandidat und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet zieht über die Landesliste der NRW-CDU in den neuen Bundestag ein. Wie der Landeswahlleiter mitteilte, sind aus der Landesliste der CDU im bevölkerungsreichsten Bundesland elf Abgeordnete gewählt worden.

Laschet war auf Platz eins der Liste platziert. In seiner Heimatstadt Aachen hatte er darauf verzichtet, als Direktkandidat anzutreten. Der Bundesparteichef hatte angekündigt, nach der Wahl in Berlin zu bleiben. Trotz der herben Niederlage für die Union will Laschet versuchen, eine Koalitionsregierung zu bilden. Die CDU in NRW muss daher die Nachfolge des Ministerpräsidenten und Landesparteichefs klären.

Quelle: ntv.de, dbe/rts

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