Meint er sich wohl selbst? Söder: Wer Krisen meistert, kann Kanzler
05.07.2020, 15:59 Uhr
Söder sagt wieder einmal, sein Platz sei in Bayern - seine Beschreibung eines Kanzlerkandidaten passt aber auch auf ihn selbst.
(Foto: picture alliance/dpa)
Laut Umfragen wäre er der aussichtsreichste Kanzlerkandidat - doch Bayerns Ministerpräsident Söder hat bisher keine Ambitionen erkennen lassen. In einem neuen Interview hält er sich weiter zurück, macht aber vielsagende Andeutungen.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat sich in die Debatte um die Kanzlerkandidatur der Union eingeschaltet. Der CSU-Chef kann sich nur einen Kanzlerkandidaten der Union vorstellen, der sich zuvor in der Corona-Krise bewährt hat. "Nur wer Krisen meistert, wer die Pflicht kann, der kann auch bei der Kür glänzen", sagte Söder dem "Tagesspiegel am Sonntag".
Wen er damit meinte, präzisierte er nicht - aber von den drei Bewerbern um den CDU-Vorsitz, Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen, hatte nur Laschet als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen überhaupt die Möglichkeit, sich zu bewähren. Merz und Röttgen bekleiden keine Regierungsämter und blieben so in der Krise zwangsläufig im Hintergrund.
Söder selbst allerdings wurde für sein Krisenmanagement in Bayern vielfach gelobt - zugleich zeigte er sich regelmäßig an der Seite von Kanzlerin Angela Merkel und entwickelte dabei auch eine Strahlkraft über Bayern hinaus. In Umfragen ist der Bayer Favorit für die Unionskanzlerkandidatur und sticht dabei auch Laschet aus. Dieser hat anders als Söder in der Corona-Krise einen Lockerungskurs gefahren und ist angesichts der Infektionsausbrüche in seinem Land teilweise in die Kritik geraten.
Meinte Söder sich mit seiner Interview-Äußerung also selbst? Das wollte er so nicht sagen. Er schloss eine eigene Kandidatur immerhin nicht kategorisch aus, bekräftigte aber: "Mein Platz ist in Bayern. Aber ich will als Ministerpräsident und CSU-Parteivorsitzender meinen Beitrag leisten, dass wir in Deutschland erfolgreich sind."
Merz nimmt Söder beim Wort
Die Spekulationen, dass Söder doch antreten könnte, hat auch Merz mitbekommen - der nimmt den Bayern jedoch beim Wort: "Er hat mehrfach gesagt, dass sein Platz in Bayern ist, wo er ja gerade in der Corona-Krise auch einen klasse Job macht", sagte er der "Augsburger Allgemeinen". Die CDU will im Dezember auf einem Parteitag entscheiden, ob Laschet, Merz oder Röttgen künftig die CDU führen sollen. Söder betonte im "Tagesspiegel", die CDU entscheide "allein, wen sie an ihre Spitze wählt. Aber klar ist: Ohne die CSU kann man nicht Kanzlerkandidat werden."
Derzeit sei die vordringlichste Aufgabe der Union allerdings die Bewältigung der Corona-Pandemie, die "noch lange nicht beendet" sei, sagte der bayerische Regierungschef. "Wir müssen mit medizinischen und wirtschaftlichen Rückschlägen rechnen." Taktische Gedankenspiele für die Bundestagswahl kommendes Jahr seien daher derzeit unpassend. "Wenn wir jetzt in dieser Corona-Krise versagen würden, hätten wir keinen moralischen Führungsanspruch", betonte Söder.
"Nur von einem gehe ich fest aus: Unser Hauptwettbewerber um Platz 1 werden die Grünen sein", sagte Söder. Die Union müsse sich für "den Sprung in das Morgen" gut aufstellen, denn sie stehe "vor mehreren quasi pandemischen Herausforderungen: Das Coronavirus stellt uns vor riesige Aufgaben, auch Klimawandel und der digitale Wettbewerb entscheiden über unsere Lebensqualität und den Erhalt von Wohlstand und Natur."
Söder zollte in dem Interview dem Corona-Krisenmanagement von Bundeskanzlerin Angela Merkel Respekt. Die aktuell sehr starken Umfragewerte für CDU/CSU seien "allein der Bundeskanzlerin und ihrer klaren Strategie geschuldet". "Und ihre Zustimmung überträgt sich sicher nicht einfach auf andere", mahnte der CSU-Chef.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP