Politik

Kinderporno-Verdacht gegen Tauss Staatsanwalt erklärt Vorwürfe

Die Staatsanwaltschaft Karlsruhe hat die Vorwürfe des Anwalts des unter Kinderpornografie-Verdacht stehenden SPD-Politikers Jörg Tauss zurückgewiesen. Die Anklagebehörde habe den Bundestagsabgeordneten durch öffentliche Äußerungen nicht vorverurteilt, sagte Oberstaatsanwalt Rüdiger Rehring. Bei den Ermittlungen habe die Staatsanwaltschaft gezielt auch nach Hinweisen gesucht, die den Anfangsverdacht hätten enthärten können. "Das Gegenteil war der Fall", sagte Rehring. Der Verdacht habe sich vielmehr erhärtet.

Vernehmung erst Ende der Woche

Rehrings Angaben zufolge ist eine Befragung von Tauss in den nächsten Tagen nicht geplant. Tauss werde sich frühestens Ende nächster Woche gegenüber der Staatsanwaltschaft äußern können. Die Ermittler würden zunächst die bei ihm beschlagnahmten Dateien untersuchen. Erst danach sei geplant, den Politiker mit den Vorwürfen zu konfrontieren.

Tauss war am Freitag von seinen Ämtern zurückgetreten, nachdem in seiner Berliner Wohnung Kinderporno-Bildmaterial beschlagnahmt worden war. Sein Bundestagsmandat will der SPD-Politiker behalten. Tauss, der als Internet-Experte gilt, hat wiederholt seine Unschuld beteuert und die Funde mit seiner Tätigkeit als medienpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion erklärt.

Hinweise aus Bremerhaven

"Die Fundsituation spricht eindeutig gegen einen Zusammenhang mit seiner Abgeordnetentätigkeit", sagte Oberstaatsanwalt Rehring, der auch keinerlei Anhaltspunkte für einen Racheakt sieht. Der Verdacht komme aus einem Kinderpornografie-Verfahren in Bremerhaven. Auf Tauss kamen die Ermittler, nachdem bei einem Mann aus der Kinderpornografie-Szene Handy-Nummern gefunden wurden, die ihm zugeordnet wurden. Schon vor den Durchsuchungen hätten die Ermittler wegen der ausgetauschten SMS und MMS das Ganze als "szenetypisch" beurteilt, so Rehring.

Der Anwalt von Tauss hatte den Ermittlungsbehörden in der "Stuttgarter Zeitung" vorgeworfen, gegen den Grundsatz der Unschuldsvermutung zu handeln. Die Ermittler hätten "bereits Stellung genommen, als die Durchsuchungen noch gar nicht abgeschlossen waren".

Von Medieninteresse überrollt

Die Ankläger wurden nach ihrer Darstellung hingegen selbst von dem großen Medieninteresse überrollt: "Wir wollten ganz leise und rücksichtsvoll an Herrn Tauss herantreten", sagte Rehring. Durch die verkündete Aufhebung der Immunität von Tauss und der Veröffentlichung von Akteninhalten im Internet sei dann aber ein "Tsunami" entstanden. "Wir waren im Grunde fassungslos", schilderte Rehring.

Der 55-jährige Tauss hatte am Freitag seine Ämter als Sprecher für Forschung, Bildung und Medien der SPD-Bundestagsfraktion sowie im Fraktionsvorstand niedergelegt. Zudem gibt er sein Amt als Generalsekretär der baden-württembergischen SPD auf.

Quelle: ntv.de

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