"Das Augenmaß verloren" Steinbrück kritisiert Manager
12.01.2007, 10:10 UhrBundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) hat Übertreibungen bei den Managergehältern in Deutschland kritisiert. Mit Blick auf drastisch gestiegene Vorstandseinkünfte in den vergangenen 20 Jahren sagte er im ZDF: "Ich glaube, dass es zu starke Übertreibungen gibt und dass das Augenmaß häufig verloren gegangen ist." Gerade die Eliten müssten in Hinblick auf die Akzeptanz der sozialen Marktwirtschaft eine Vorbildfunktion übernehmen. "Und diese Vorbildfunktion ist in den letzten Jahren nicht durchgängig gewahrt worden", bemängelte der Minister. Es habe Abfindungen und Anhebungen von Bezügen gegeben, die mit dem Leistungsprinzip nicht in Übereinstimmung zu bringen seien.
Als negatives Beispiel nannte Steinbrück Siemens, wo vor wenigen Monaten kräftige Anhebungen der Vorstandsgehälter geplant waren. "Das ist besonders ungeschickt, wenn man dann zwei Wochen später ein ehemaliges Unternehmen unter den Bedingungen dicht machen muss, wie es bei BenQ stattgefunden hat", sagte der Minister.
Steinbrück warnte erneut davor, die aktuelle Besserung der Finanzlage des Staates gleich als Signal für eine Abkehr vom Sparkurs zu deuten. Angesichts von 1.500 Milliarden Euro Schulden des Staates sei allein schon aus Gründen der Generationengerechtigkeit ein weiterer Schuldenabbau nötig. Wenn er berichten könne, dass die Neuverschuldung 2006 um rund zehn Milliarden Euro unter den ursprünglichen Plänen geblieben sei, so sei das kein Grund für Entwarnung. "Es ist nur eine Verringerung des Schuldentempos."
Steinbrück forderte Politiker auf, das, was sie für richtig und notwendig hielten, mutiger in der Öffentlichkeit zu vertreten. Dabei sollten sie auch das Risiko von Wahlniederlagen eingehen. Positiv sieht er die Tendenzen am Arbeitsmarkt angesichts der Konjunkturerholung. "Dieses Jahr 2006 war ein Umbruch auf dem Arbeitsmarkt." Er gehe nicht so weit zu folgern, dass man bereits den Tunnel verlassen habe. Aber es sei inzwischen etwas in Gang gekommen, das die Hoffnung nähre, wieder mehr Menschen in Lohn und Brot bringen zu können.
Quelle: ntv.de