Syrien nach US-Angriff gereizt Steinmeier besorgt
29.10.2008, 16:48 UhrDrei Tage nach der tödlichen Attacke von US-Soldaten in Syrien reagiert die Führung in Damskus zunehmend gereizt. Am Mittwoch bestellte das Außenministerium die Geschäftsträgerin der US-Vertretung in Damaskus, Maura Connelly, ein. Die staatliche Nachrichtenagentur SANA meldete, Connelly sei aufgefordert worden, für die Schließung der amerikanischen Schule und des US-Kulturzentrums in Damaskus zu sorgen. Gleichzeitig forderte die Regierung von Washington eine offizielle Erklärung zu dem Angriff, bei dem nach offizieller syrischer Darstellung acht Zivilisten getötet worden waren. Zudem entfachte die Attacke der US-Armee auch den Konflikt zwischen Damaskus und Riad neu.
Bislang gibt es nur inoffizielle Stellungnahmen anonymer Regierungsbeamter über den Vorfall am Sonntag. Diese hatten in den US-Medien erklärt, die Kommandoaktion nahe der irakischen Grenze habe einem Al-Kaida-Terroristen gegolten, der dabei getötet oder verwundet worden sei. Am Dienstag hatte Syrien von den Vereinten Nationen Maßnahmen gefordert, um weitere Attacken durch die USA zu verhindern.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier äußerte sich besorgt. Dies gelte vor allem für Meldungen, wonach es bei der Kommandoaktion der USA viele Todesopfer gegeben habe, sagte er am Rande seines Besuchs in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Er gehe davon aus, dass alle Beteiligten das Gespräch miteinander suchten, um die Vorkommnisse aufzuklären: "Keiner kann Interesse daran haben, dass hieraus im Irak und der Region neue Instabilität entsteht."
In Damaskus demonstrierten Dutzende irakischer Flüchtlinge gegen den Angriff, für den am Sonntag vier amerikanische Militärhelikopter aus dem Irak in syrisches Gebiet eingedrungen waren. Die meisten Demonstranten gehörten zum Stamm der Schammar.
Die Attacke der US-Armee belastet auch das Verhältnis zwischen Damaskus und Riad. Die syrische Führung unter Präsident Baschar al- Assad nimmt es den Saudis übel, dass sie den Angriff nicht verurteilt haben. "Diejenigen, die in ihren Palästen geschwiegen haben, die werden wir vergessen, so wie sie von der Geschichte vergessen werden", schrieb die regierungstreue syrische Tageszeitung "Al- Thawra".
Die staatliche Zeitung "Tischrin" warnte die arabischen Verbündeten der Amerikaner, "dass die USA in der Region nur einen einzigen Freund haben, und das ist Israel". Das Regime in Damaskus hatte erst in den vergangenen Monaten seine Meinungsverschiedenheiten mit dem Königshaus von Saudi-Arabien weitgehend beigelegt.
Der Generalsekretär der Organisation der Islamischen Konferenz (OIC) mit Sitz im saudi-arabischen Dschidda, Ekmeleddin Ihsanoglu, verurteilte den Angriff auf das syrische Dorf, das acht Kilometer von der irakischen Grenze entfernt liegt. In einer Erklärung hieß es, bei dem Angriff seien unschuldige Zivilisten gestorben. Außerdem könnten derartige Attacken "die Sicherheit und Stabilität der Region bedrohen".
Quelle: ntv.de