1000 Tankstellen ohne Treibstoff Streiks lähmen Frankreich
18.10.2010, 11:56 Uhr
Jetzt qualmts: Gewerkschafter verleihen ihrem Protest mit brennenden Autoreifen Nachdruck.
(Foto: AP)
Zwei Tage vor der Abstimmung über die umstrittene Rentenreform behindern Gewerkschaften in Frankreich den Treibstoffnachschub sowie den Flug- und Bahnverkehr. "Solange sich die Regierung nicht bewegt, bewegen wir uns auch nicht", ist ihr Motto. Doch auch Präsident Sarkozy hält an der Erhöhung des Rentenalters fest.
Kurz vor der endgültigen Entscheidung über Frankreichs unpopuläre Rentenreform versuchen die Gewerkschaften den Druck auf Präsident Nicolas Sarkozy zu erhöhen. Die Arbeiter in allen zwölf Ölraffinerien Frankreichs setzten ihren Streik den siebten Tag in Folge fort. Nach Angaben der Ölimporteure ist mittlerweile mehr als 1000 Tankstellen im Land der Treibstoff ausgegangen. Zahlreiche Lastwagenfahrer blockierten die Auffahrt zu mehreren Treibstoffdepots und behinderten den Verkehr auf einer Autobahn in der Pariser Region.
"Solange sich die Regierung nicht bewegt, bewegen wir uns auch nicht", sagte ein Gewerkschaftsvertreter. Der französischen Ölbranche zufolge drohen Mitte der Woche weiter Engpässe an den Tankstellen, von denen landesweit bisher nur zwei Prozent von Versorgungsausfällen betroffen waren.
In Toulouse im Südwesten des Landes versperrten Demonstranten den Zugang zu einem Busdepot. Krawalle gab es vor einem blockierten Pariser Schulzentrum. Jugendliche Demonstranten beschädigten mehrere Autos, bevor die Polizei sie vertrieb.
Rentenreform noch diese Woche?
Die Streiks beeinträchtigen zudem den Bahn- und Flugverkehr. Auch der Unterricht an den staatlichen Schulen fällt immer wieder aus. Am Dienstag wird mit weiteren Massenprotesten im ganzen Land gerechnet, bevor sich der Senat am Mittwoch abschließend mit Sarkozys Rentenreform-Gesetz beschäftigen will. Bei einer Verabschiedung des Entwurfs könnte Sarkozy das Gesetz bereits am Freitag unterzeichnen.
Sarkozy steuert in dieser Woche auf die entscheidende Bewährungsprobe im Poker um die Anhebung des Renteneintrittsalters von 60 auf 62 Jahre zu. Bisher hat sich der Präsident entschlossen gezeigt, die Reform auch gegen den Widerstand der Gewerkschaften durchzusetzen. Unpopuläre Maßnahmen der Regierung durch massive Straßenproteste zu Fall zu bringen, hat in Frankreich Tradition.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP