Politik

Muslimischer Schützenkönig Streit ist "Stück aus dem Tollhaus"

Mithat Gedik (M) hat beim Schützenfest im westfälischen Werl-Sönnern den Vogel abgeschossen und wird von seinen Schützenbrüdern gefeiert. Weil er Muslim ist, soll der Schützenkönig seinen Titel zurückgeben.

Mithat Gedik (M) hat beim Schützenfest im westfälischen Werl-Sönnern den Vogel abgeschossen und wird von seinen Schützenbrüdern gefeiert. Weil er Muslim ist, soll der Schützenkönig seinen Titel zurückgeben.

(Foto: dpa)

Nicht nur zwischen den Schützenverbänden entbrennt eine Debatte um den muslimischen Schützenkönig aus Westfalen. Auch Politiker und Vertreter der Muslime diskutieren über Integration. Das Verhalten des Dachverbandes zeuge von "Provinzialität".

Mithat Gedik wird am 18. Juli Schützenkönig. Geboren und aufgewachsen ist der türkischstämmige 33-Jährige in Deutschland. Das einzige Problem: Er ist Muslim. Wenn es nach dem Willen des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften geht, muss der Mann seinen Titel wieder abgeben. Die Schützenbruderschaft, in der Gedik Mitglied ist, sei laut ihrer Satzung nämlich eine "Vereinigung von christlichen Menschen".

Der Streit um den muslimischen Schützenkönig sorgt auch außerhalb der Schützenverbände für Diskussionen. Nordrhein-Westfalens Integrationsminister Guntram Schneider ruft die Beteiligten zu einer schnellen Einigung auf. "Ich hoffe, dass diese Peinlichkeit zügig aus der Welt geschaffen wird", sagt Schneider.

"Integration ist keine Einbahnstraße"

Der SPD-Politiker nennt die Debatte ein "Stück aus dem Tollhaus", die von "Provinzialität" zeuge. Es gebe in NRW inzwischen viele Muslime, die Schützen- oder Karnevalskönige seien. Auch gebe es etwa im Ruhrgebiet keinen christlichen Kindergarten, in dem nicht auch muslimische Kinder integriert seien.

Auch bei den Muslimen in Deutschland stößt der Streit auf Unverständnis. Deren Zentralrats-Vorsitzender Aiman Mazyek rügt, Satzungen von Schützenvereinen, die nur Christen als Schützenkönige zulassen, seien nicht mehr zeitgemäß.

"Stets fordert man in der Integrationsdebatte, dass Muslime sich auch in Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und auch Schützenvereinen beteiligen sollen", sagt Zentralrat-Vorsitzender Mazyek. Er fügt hinzu: "Wir haben immer gesagt: Integration ist keine Einbahnstraße. An diesem Beispiel wird wieder klar, was damit gemeint ist."

Quelle: ntv.de, jli/dpa

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