Politik

Demokraten lachen über Republikaner "Super-Komitee" vor Scheitern

Auch der US-Senator von Massachusetts, John Kerry, sitzt in der Kommission.

Auch der US-Senator von Massachusetts, John Kerry, sitzt in der Kommission.

(Foto: REUTERS)

Sechs Demokraten und sechs Republikaner - daraus besteht das "Super-Komitee", das den Schuldenstreit der USA mit einem Schlag beenden sollte. Doch von den mindestens notwendigen 1,2 Billionen Dollar Einsparungen ist offenbar nicht mehr viel übrig. Einigen sich die Parteien nicht, wird das Staatsbudget automatisch gekürzt. Vor allem die Schlagkraft der US-Militärs würde leiden.

Die Frist wurde mit Bedacht gewählt: Bis Mittwoch um Mitternacht hat eine überparteiliche Sparkommission im Kongress Zeit, einen Plan für die Sanierung des Staatshaushalts der USA zu beschließen. Am Donnerstag feiert das Land das Erntedankfest - und den dabei servierten Truthahn, so muss das Kalkül bei der Gründung des sogenannten Super-Komitees gewesen sein, werden Demokraten und Republikaner nicht verpassen wollen. Doch beide Parteien zanken sich über die gleichen Themen wie im Sommer, als der Streit um die Anhebung der Schuldenobergrenze Washington an den Rand der Zahlungsunfähigkeit brachte. Sollte nun das "Super-Komitee" mit seiner Mission scheitern, drohen automatische Kürzungen nach dem Rasenmäherprinzip.

Seit September sitzen jeweils sechs Abgeordnete von Republikanern und Demokraten zusammen und ringen um Umfang und Art der Einschnitte. Mindestens 1,2 Billionen Dollar an Einsparungen über die nächsten zehn Jahre soll die Sparkommission zusammenkratzen. Dass dies gelingt, wird immer unwahrscheinlicher. Eigentlich sollte der Ausschuss der Öffentlichkeit bald Ergebnisse präsentieren. Stattdessen meldete der Nachrichtensender CNN, dass sich beide Seiten nun darauf vorbereiteten, ihren Misserfolg einzugestehen.

Verbindliche Beschlüsse

Nach dem wochenlangen Gezerre um die Erhöhung des gesetzlichen Schuldenlimits, das die Ratingagentur Standard & Poor's im August mit einer Herabstufung der US-Kreditwürdigkeit quittierte, hatte der Kongress die Haushaltssanierung an das Komitee delegiert. Im kleinen Rahmen sollten sich beide Parteien zusammenraufen und ein Sparpaket erarbeiten. Die Beschlüsse, die das Gremium mit einfacher Mehrheit fasst, sind verbindlich. Bis Weihnachten müssen sie von Senat und Repräsentantenhaus ohne Änderungen in Gesetzesform gegossen werden - sonst werden die Staatsausgaben ab 2013 automatisch um 1,2 Billionen Dollar heruntergefahren.

In einem unterirdischen Raum des Capitols fanden viele der Zwölfertreffen statt.

In einem unterirdischen Raum des Capitols fanden viele der Zwölfertreffen statt.

(Foto: AP)

Von den automatischen Kürzungen ausgenommen wären die Sozialhilfe und Hilfsprogramme für Geringverdiener. Besonders hart würde es dagegen die Militärausgaben treffen. Verteidigungsminister Leon Panetta warnte kürzlich, ein derartiger Kahlschlag würde die Stärke der US-Streitkräfte auf die Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg zurückwerfen.

Zu Beginn der Arbeit des Komitees hatten Optimisten noch auf einen umfassenden Deal gehofft, der deutlich über die geforderten 1,2 Billionen Dollar hinausgehen und die ständig wiederkehrende Spar-Debatte mit einem Paukenschlag beenden würde. Mittlerweile scheint bestenfalls eine erneute Aufschiebung des Problems möglich. Die Republikaner legten zuletzt ein Angebot vor, das nur noch gut 600 Milliarden Dollar an Einsparungen vorsähe, um zumindest einen Teil der automatischen Kürzungen vermeiden zu können.

Selbst ein solcher Minimalkompromiss ist in weite Ferne gerückt. Beide Seiten verteidigten in den Verhandlungen bislang verbissen die roten Linien, die sie in den vorangegangenen Budget-Schlachten gezogen haben. Während die Demokraten zu tiefe Einschnitte in das Sozialsystem vermeiden und den wohlhabenden Teil der Bevölkerung stärker zur Kasse bitten wollen, sperren sich die Republikaner rigoros gegen Steuererhöhungen. Auf der Einnahmenseite sind sie allenfalls zu kleinen Zugeständnissen wie die Abschaffung von Steuervergünstigungen für Firmenflugzeuge bereit. Über diese Offerte hätten demokratische Verhandlungsteilnehmer nur gelacht, wie die Webseite "Politico" berichtete.

Obama hält sich heraus

Das Weiße Haus hält sich anders als im Sommer, als sich Präsident Barack Obama in die Suche nach einem Kompromiss einschaltete, aus den Verhandlungen heraus. Obama war die vergangenen Tage auf Auslandsreise in Asien und blieb zu diesem Thema stumm. Daheim in Washington ermahnte eine Regierungssprecherin den Kongress lediglich, "seine Arbeit" zu machen. Unterdessen tickt die Schuldenuhr weiter: In der vergangenen Woche überschritt die US-Staatsverschuldung die Marke von 15 Billionen Dollar.

Quelle: ntv.de, AFP

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