Militäreinsatz gegen Opposition Syrische Armee stürmt Häuser
05.05.2011, 08:55 UhrUNO-Generalsekretär Ban fordert erneut ein Ende der Gewalt gegen Demonstranten in Syrien. In einem Telefonat mit Präsident Assad verlangt Ban eine unabhängige Untersuchung der Auseinandersetzungen. Die Menschenrechte der Bevölkerung müssten respektiert werden. Doch in Syrien gehen die Sicherheitskräfte unverändert brutal gegen die Opposition vor.
Hunderte syrische Soldaten in Kampfanzügen haben nach Angaben eines Anwohners den Vorort Sakba der Hauptstadt Damaskus gestürmt. Sie seien in Häuser eingedrungen und hätten Bewohner verhaftet, sagte der Anwohner, der nicht wollte, dass sein Name veröffentlicht wird. Die Streitkräfte hätten die Telefonverbindungen gekappt, bevor sie die Häuser gestürmt hätten. "Es gibt keinen Widerstand", sagte er.
Wie in vielen anderen Städten Syriens waren in Sakba am vergangenen Freitag Tausende auf die Straße gegangen, um für mehr Demokratie und die Absetzung des Präsidenten Baschar al-Assad zu demonstrieren. Der Anwohner betonte, der Protestzug sei friedlich gewesen. Bereits damals sei eine große Zahl von Teilnehmern festgenommen worden.
Ziele in Daraa erreicht
Unterdessen sieht sich die syrische Armee nach eigenen Angaben vor dem Ende ihres Einsatzes in der Protesthochburg Daraa. Die Einheiten hätten einen "Großteil ihrer Ziele" in der südsyrischen Stadt erreicht, sagte ein Militärsprecher im Staatsfernsehen. Nähere Angaben machte er nicht.
Die Armee war vor zehn Tagen mit tausenden Soldaten und Panzern in Daraa eingerückt. Menschenrechtsvertretern zufolge sorgte sie dort für Angst und Schrecken. Fast 900 Einwohner sollen seither festgenommen worden sein. Mehr als 3000 weitere werden zudem vermisst. Die syrische Regierung steht wegen des harten Vorgehens gegen die Protestbewegung international scharf in der Kritik.
Ban wird deutlich
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat forderte Assad auf, umgehend die Gewalt gegen Demonstranten zu beenden und eine Untersuchung der Tötungen zu unterstützen. In einem Telefonat mit Assad habe Ban seinen Aufruf zu einem sofortigen Ende der Gewalt gegen friedliche Demonstranten und zu einem Ende der Massenfestnahmen wiederholt, sagte sein Sprecher Martin Nesirky in New York. Ban habe eine "unabhängige Untersuchung der Tötungen während der Demonstrationen" gefordert, "auch des Todes von Soldaten und Sicherheitskräften".
Der UN-Generalsekretär habe Assad zudem aufgefordert, der UNO einen "sofortigen Zugang" zu gewähren, damit sie den Bedarf an humanitärer Hilfe der betroffenen Zivilbevölkerung einschätzen könne. "Der Generalsekretär hat den Willen von Präsident Assad begrüßt, eine solche Evaluierung in der Stadt Daraa zu erwägen", sagte der Sprecher. Ban habe drei Dinge von Assad verlangt: die Einleitung politischer Reformen, eine Kooperation mit einer vom UN-Menschenrechtsrat beauftragten Kommission und die Zulassung eines Evaluierungs-Teams.
Der UN-Menschenrechtsrat hatte darauf gedrungen, rasch eine Mission nach Syrien zu entsenden, nachdem eine Menschenrechtsorganisation von rund 8000 "Festgenommenen oder Verschwundenen" seit dem Beginn der Proteste in Syrien am 15. März gesprochen hatte.
Quelle: ntv.de, AFP/dpa