Ärger mit China Taiwan lässt Dalai Lama rein
27.08.2009, 16:14 UhrTaiwans Regierung hat auf Druck der Opposition einem Besuch des Dalai Lama zugestimmt und riskiert damit eine Verschlechterung der Beziehungen zu China. Das geistliche Oberhaupt der Tibeter dürfe nach Taiwan kommen, um für die Seelen der Überlebenden und Todesopfer des Taifuns "Morakot" zu beten, sagte Präsident Ma Ying-jeou. Peking sprach sich entschieden gegen den Besuch aus.
Der Dalai Lama dürfe nach Taiwan kommen, um die Menschen im Katastrophengebiet zu trösten, sagte Ma bei einem Besuch der vom Taifun "Morakot" verwüsteten Region Nantou. Die oppositionelle Demokratische Fortschrittspartei (DPP) hatte den Dalai Lama in die ebenfalls vom Sturm heimgesuchte Hafenstadt Kaohsiung eingeladen. Nach Mas Zustimmung nahm das im indischen Exil lebende geistliche Oberhaupt der Tibeter die Einladung an. Sein Sprecher erklärte in Dharamsala, der Geistliche freue auf sich auf den Besuch. Er soll am Sonntag in Taiwan eintreffen und bis zum Freitag bleiben.
Ein Sprecher des Pekinger Amts für taiwanische Angelegenheiten beim Staatsrat sagte laut der amtlichen chinesischen Nachrichtenagentur Xinhua, unter dem "Deckmantel der Religion" mische sich der Dalai Lama immer wieder in "separatistische Aktivitäten" ein. Peking wirft dem Geistlichen vor, auf die Unabhängigkeit Tibets von China hinzuarbeiten. Die Beziehungen zwischen Peking und Taipeh sind ohnehin angespannt: China betrachtet Taiwan, das sich nach einem Bürgerkrieg 1949 von Peking losgelöst hatte, als abtrünnig.
"Humanitäre und religiöse Gründe"
Ein Sprecher des taiwanischen Präsidenten sagte, der Besuch des Dalai Lama erfolge ausschließlich aus "humanitären und religiösen Gründen" und werde die Beziehungen zu China nicht beeinträchtigten. Er ließ offen, ob Ma den Dalai Lama treffen werde. Mas Regierung steht derzeit massiv unter Druck. Ihr wird vorgeworfen, auf den Taifun mit mehr als 460 Todesopfern zu spät reagiert zu haben.
Abgeordnete von Mas Kuomintang-Partei äußerten sich besorgt über den geplanten Besuch. Der Dalai Lama solle den Menschen bei der Bewältigung der Katastrophe helfen, sich aber nicht in die Politik einmischen, sagte Parlamentspräsident Wang Jin-pyng. Die Abgeordnete Lo Shu-lei warf der oppositionellen DPP vor, mit der Einladung an den Dalai Lama die Sturmkatastrophe für politische Zwecke zu missbrauchen.
Nach seinem historischen Besuch 1997 und einer erneuten Taiwan-Reise 2001 hatte der Dalai Lama im vergangenen Jahr den Wunsch geäußert, den Inselstaat wieder zu besuchen. Der an einer Verbesserung der Beziehungen zu China interessierte Ma hatte dies aus Rücksicht auf Peking damals jedoch abgelehnt.
Quelle: ntv.de, AFP