Video mit Koreanern Taliban erschießen Geisel
30.07.2007, 13:23 UhrDie radikal-islamischen Taliban haben nach eigenen Angaben eine weitere südkoreanische Geisel getötet. Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi sagte nach Agenturangaben, die Geisel sei um 20.30 Uhr Ortszeit (18.00 Uhr MESZ) erschossen worden. Zuvor waren zwei Ultimaten der Rebellen abgelaufen. Der Wahrheitsgehalt von Ahmadis Aussage konnte zunächst nicht überprüft werden. Den Angaben zufolge handelt es sich um eine männliche Geisel. Der Sprecher der Taliban drohte laut dpa, sollten ihre Bedingungen weiterhin nicht erfüllt werden, seien "auch die Leben anderer Koreaner in Gefahr". Die Leiche des Koreaners sei auf eine Straße in der südostafghanischen Provinz Ghasni gelegt worden.
Den Leiter der Gruppe, einen christlichen Geistlichen, hatten die Entführer bereits am Mittwoch erschossen. Die Leiche von Bae Hyung Kyu wurde am Montag in die Heimat übergeführt. Auch ein in Afghanistan verschleppter Deutscher befindet sich noch in der Gewalt seiner Entführer.
Zuvor hatten die Islamisten auf Bitten der afghanischen Vermittler ihr Ultimatum für die Entführten aus dem asiatischen Land noch einmal um wenige Stunden verlängert. Die Taliban fordern von der Regierung in Kabul die Freilassung von acht inhaftierten Gesinnungsgenossen. Die ursprünglich 23 christlichen Aufbauhelfer waren vor eineinhalb Wochen in der Provinz Ghasni südwestlich von Kabul verschleppt worden. Die afghanische Regierungsdelegation, die mit den Geiselnehmern verhandelt, hatte sich noch zuversichtlich gezeigt, dass die Taliban die von Kabul erbetene Frist um zwei Tage verlängern würden.
Video mit den Koreanern
Der arabische Fernsehsender Al Dschasira strahlte am Abend Videoaufnahmen aus, das mehrere südkoreanische Geiseln in der Gewalt der islamistischen Taliban zeigt. Auf der Aufnahme sind mindestens sieben mit Kopftüchern bekleidete Frauen inmitten von Männern in afghanischen Gewändern zu sehen. In dem kurzen Amateurvideo ohne Ton wirkten die Frauen unversehrt. Al Dschasira erklärte, das Video sei dem Sender von einer Kontaktperson außerhalb Afghanistans zugespielt worden. Die Echtheit der Aufnahmen konnte zunächst nicht bestätigt werden.
Nichts Neues zur deutschen Geisel
In Afghanistan befindet sich seit mehr als eineinhalb Wochen ein deutscher Bauingenieur in der Gewalt von Kidnappern. Der Krisenstab trat nach Angaben des Auswärtigen Amtes am Montag erneut zusammen, um Möglichkeiten für seine Freilassung zu finden. Laut "Spiegel" wird die Geisel in einem ungeheizten Bergversteck festgehalten und darf täglich mit dem Krisenstab telefonieren. Der Entführer soll ein lokaler Taliban-Führer sein, der sich als Bauunternehmer an einem einheimischen Konkurrenten rächen wolle, der ihm einen Auftrag weggeschnappt habe. Der Konkurrent sei mit den beiden Deutschen unterwegs gewesen. Nach einem Bericht des ZDF gibt es mittlerweile auch konkrete Forderungen der Entführer des Deutschen an die afghanische Regierung, allerdings seien diese bisher nicht bekannt. Der afghanische Außenminister Rangin Spanta sagte dem Sender, seine Regierung tue ihr Bestes, um das Leben des Deutschen zu retten und ihn gesund nach Hause zurückkehren zu lassen.
Eine zweite Geisel, ein 44 Jahre alter Bauingenieur, war während der Geiselhaft ums Leben gekommen. Sein Leichnam wurde nach Deutschland gebracht und obduziert. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen Ende dieser Woche vorliegen.
Seit dem 6. Februar ist zudem im Irak ein deutscher Staatsbürger in der Hand von Geiselnehmern. Angesichts der beiden laufenden Geiselnahmen mit deutschen Opfern ihre grundsätzliche Haltung in Entführungsfällen bekräftigt: "Es gilt unverändert, dass der deutsche Staat nicht erpressbar ist", sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg in Berlin. Zugleich gelte aber der Grundsatz, alles "Menschenmögliche und alles Verantwortbare" zu unternehmen, um das Leben der Entführungsopfer zu schützen.
Überfall südlich von Kabul
Bei einem Überfall von Taliban-Kämpfern südlich der Hauptstadt Kabul wurden unterdessen bis zu 13 Mitglieder eines privaten Sicherheitsunternehmens getötet. Der Zwischenfall ereignete sich auf der Straße von Kabul nach Kandahar, auf der auch die Südkoreaner verschleppt worden waren. Während eines dreistündigen Gefechts seien dort 13 Sicherheitsleute und fünf Taliban ums Leben gekommen, erklärte die Polizei. Das Büro des örtlichen Gouverneurs sprach von sieben Toten, die ISAF von einem Angriff auf Zivilpersonen.
Quelle: ntv.de