Kämpfe in Dschalabad Taliban greifen NATO an
30.06.2010, 18:01 UhrWährend der neue NATO-Oberbefehlshaber Petraeus noch sein Berufungsverfahren durchläuft, greifen die Taliban einen NATO-Stützpunkt massiv an. Mehrere Sicherheitskräfte werden verletzt. Auch in anderen Landesteilen verüben die radikalen Islamisten Anschläge.

In Dschalalabad kommt es immer wieder zu heftigen Kämpfen (Archivbild).
(Foto: ASSOCIATED PRESS)
Ein Selbstmordkommando der Taliban hat einen von der NATO betriebenen Flughafen in der ostafghanischen Provinz Nangarhar angegriffen und dabei vier Sicherheitskräfte verletzt. Nach Angaben der Provinzregierung sprengte sich mindestens einer der Angreifer vor dem Flughafen in der Provinzhauptstadt Dschalalabad in die Luft. Anschließend hätten mehrere Aufständische versucht, auf das Gelände vorzudringen. Sie seien mit Sturmgewehren und Panzerabwehrraketen bewaffnet gewesen. In anderen Landesteilen kamen unterdessen 14 Sicherheitskräfte bei weiteren Anschlägen ums Leben.
Die Internationale Schutztruppe ISAF teilte mit, afghanische und ausländische Truppen hätten den Angriff zurückgeschlagen. "Die Begrenzung des Flughafens sei nicht durchbrochen worden", hieß es. Insgesamt seien acht Extremisten bei den heftigen Gefechten ums Leben gekommen, teilte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kabul mit. Ein NATO-Soldat sowie ein afghanischer Soldat seien verwundet worden. Nach Angaben eines örtlichen Armeesprechers wurden zudem zwei Polizisten verletzt. Zivilisten seien nicht zu Schaden gekommen.
Taliban bekennen sich
Ein Sprecher der radikal-islamischen Taliban bekannte sich zu der Tat und erklärte, sechs Aufständische hätten das Gelände gestürmt und "Dutzende" afghanischer und ausländischer Sicherheitskräfte getötet. Angaben der Taliban gelten als unzuverlässig.
Bei einem weiteren Angriff im Osten des Landes starb derweil ein NATO-Soldat. Das teilte die ISAF mit, ohne Einzelheiten zu nennen. In der westafghanischen Provinz Farah kamen nach Angaben des Innenministeriums vier Polizisten ums Leben, als deren Fahrzeug von einem Sprengsatz getroffen wurden. Neun Angehörige privater Sicherheitsdienste seien bei zwei Taliban-Angriffen im Süden und Südosten des Landes getötet worden. Private Wachleute werden unter anderem zum Schutz von Konvois und Baufirmen eingesetzt.
In den vergangenen Monaten haben die Taliban immer wieder Einrichtungen von Sicherheitskräften und afghanischer Regierung mit koordinierten Kommandoaktionen angegriffen. Erst Anfang Juni waren Aufständische in der südafghanischen Millionenstadt Kandahar daran gehindert worden, ein Trainingszentrum der Polizei zu stürmen. Im Mai starben eine Regionalpolitikerin und zwei Polizisten, als Taliban Gebäude in der Hauptstadt der südlichen Provinz Nimros attackierten. Der Stützpunkt in Dschalalabad mit seinem Militärflughafen zählt zu den wichtigsten NATO-Stützpunkten in Afghanistan.
Abzugstermin steht
Der designierte US-Oberbefehlshaber im Afghanistan-Krieg, David Petraeus, hält unterdessen an dem geplanten Abzugstermin der amerikanischen Truppen fest. Das von US-Präsident Barack Obama angepeilte Datum, Juli 2011, markiere aber nur den Beginn eines Prozesses, in dem die Soldaten schrittweise das Land verlassen sollen, sagte der General bei seiner Anhörung im US- Kongress. Der Abzug solle "verantwortungsbewusst" gestaltet werden.
Der bisherige Chef des US-Zentralkommandos stand im Zuge des vorgeschriebenen Bestätigungsverfahrens dem Streitkräfte-Ausschuss des Senats Rede und Antwort. Das Gremium gab anschließend grünes Licht für seine Berufung, nun muss noch der gesamte Senat entscheiden. Aber auch hier wurde eine rasche Zustimmung erwartet. Senatoren beider Parteien würdigten Petraeus als "ausgezeichneten Soldaten mit ausgezeichneten Führungsqualitäten".
Quelle: ntv.de, dpa/AFP