Politik

Geiseldrama in Afghanistan Taliban verweigern Ärzten Zutritt

Die Lage für die seit zweieinhalb Wochen in Afghanistan verschleppten Südkoreaner wird immer dramatischer. Die radikal-islamischen Taliban verweigerten auch Ärzten den Zugang zu den 21 Entführten. Taliban-Sprecher Kari Jussif Ahmadi sagte, man traue den Medizinern nicht. Sollten die Geiseln wegen falscher Behandlung sterben, würden die Taliban für deren Tod verantwortlich gemacht. Ahmadi hatte gesagt, zwei der Frauen in der Gruppe der Geiseln seien so schwer krank, dass sie sterben könnten.

Schicksal von Rudolf B. ungewiss

Auch das Schicksal des vor mehr als zwei Wochen in Afghanistan entführten deutschen Bauingenieurs Rudolf B. blieb ungewiss. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin sagte, der Krisenstab arbeite weiter mit Hochdruck an seiner Freilassung.

Treffen immer wahrscheinlicher

Im Fall der südkoreanischen Geiseln weichten die Taliban ihre Bedingung für ein bilaterales Treffen mit Unterhändlern Seouls nach eigenen Angaben auf. Sprecher Ahmadi sagte, sollte eine Zusammenkunft außerhalb des von den Rebellen kontrollierten Gebietes stattfinden, müssten die Vereinten Nationen die Sicherheit der Taliban garantieren. Ahmadi hatte ein Treffen außerhalb des Taliban-Gebietes bisher ausgeschlossen. Seoul will sich durch direkte Verhandlungen mit den Taliban offenbar aus der Abhängigkeit von der afghanischen Regierung lösen.

Taliban fordern Gefangenenaustausch

Die Mission der Vereinten Nation in Afghanistan (UNAMA) äußerte sich nicht zu etwaigen Sicherheitsgarantien. Ihr Sprecher Aleem Siddiqui sagte lediglich, UNAMA unterstütze die Bemühungen der Regierungen in Kabul und Seoul um eine Freilassung der Entführten. Die Taliban fordern die Freilassung von acht inhaftierten Gesinnungsgenossen im Tausch gegen die Geiseln.

Südkorea setzt auf Bush und Karsai

Südkorea setzt bei seinen Bemühungen um das Leben der Landsleute seine Hoffnungen auch auf das bevorstehende Treffen zwischen US- Präsident George W. Bush und dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai. Karsai wird in Washington erwartet. Das Präsidialamt in Seoul äußerte die Erwartung, dass Bush und Karsai die Position Südkoreas in der Geiselkrise ausreichend berücksichtigen. Die südkoreanische Regierung hatte nach der Ermordung einer zweiten Geisel erklärt, sie habe keine wirksamen Mittel, die Entscheidungen der afghanischen Regierung zu beeinflussen.

Abschied von Shim Sung Min

Rund 300 Familienangehörige und Freunde nahmen Abschied von Shim Sung Min, der als zweite Geisel in der Gruppe der verschleppten Koreaner von seinen Entführern erschossen wurde. Die Trauerfeier fand in einer Klinik in dem Seouler Vorort Pundang statt, wo sich auch die Freikirche befindet, der die koreanischen Geiseln angehören. Die 23 Südkoreaner waren am 19. Juli in der südostafghanischen Provinz Ghasni verschleppt worden. Zwei der Geiseln wurden später von den Entführern erschossen.

Quelle: ntv.de

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