AfD-Anhänger rufen "Abschieben" Tausende demonstrieren in Magdeburg nach Todesfahrt
23.12.2024, 20:35 Uhr Artikel anhören
Zahlreiche Menschen kamen zur AfD-Demonstration.
(Foto: picture alliance/dpa)
Bei mehreren Protestveranstaltungen gehen in Magdeburg wenige Tage nach der Todesfahrt von Taleb A. Tausende Menschen auf die Straßen. Sie demonstrieren nicht nur, um den Opfern der Amoktat zu gedenken. Es geht teils auch gegeneinander.
Drei Tage nach dem Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt haben in Magdeburg Tausende Menschen demonstriert. Auf dem Domplatz versammelten sich am späten Nachmittag zahlreiche Anhänger der AfD unter dem Motto "Trauer vereint - Für eine sichere Zukunft" zu einer Kundgebung. "Wir fordern echte Aufklärung", sagte die eigens aus Berlin angereiste AfD-Chefin Alice Weidel. Es gehe um "die Lehren aus dieser Wahnsinnstat und aus ähnlichen Taten der Vergangenheit".
"Wer die Bürger des Landes verachtet - ja tötet - das ihm Asyl gewährt, wer alles verachtet, wofür wir stehen, was wir lieben, der gehört nicht zu uns", sagte Weidel auf der Bühne. "Wir wollen, dass sich endlich etwas ändert in diesem Land und dass wir nie wieder mit einer Mutter trauern müssen, die auf so sinnlose und brutale Weise ihren Sohn verloren hat."
AfD-Generalsekretär Jan Wenzel Schmidt, der ebenfalls als Redner auftrat, bezeichnete den Anschlag als "monströses politisches Versagen". Der "Massenmörder" habe seine Absichten öffentlich verkündet, dennoch sei sein Asylantrag genehmigt worden. Schuld an dem Anschlag seien nicht die Polizeibeamten, sondern deren Führung, die "ihnen die Hände fesselt und sie alleine lässt", sagte Schmidt.
Wie viele Teilnehmer auf dem Domplatz waren, gab die Polizei zunächst nicht an. Auf Live-Übertragungen waren aber zahlreiche Menschen zu sehen. Es waren immer wieder laute "Abschieben"-Sprechchöre zu hören.
Tausende bei Menschenkette
Parallel zur AfD-Demo fand eine Menschenkette statt, die an die Opfer des Anschlags erinnerten und sich gegen die politische Vereinnahmung durch Rechte positionierten. Rund um den Alten Markt, wo am Freitag der 50-jährige Taleb A. mit einem Auto über den Weihnachtsmarkt raste, reihten sie sich auf. Zu der Aktion hatte die Initiative "Gib Hass keine Chance" aufgerufen, das Bistum Magdeburg beteiligte sich. Nach Angaben des Veranstalters kamen Tausende Teilnehmer.

Viele Magdeburger nahmen sich Kerzen und stellten sich entlang der Strecke, die Taleb A. am Freitag befuhr.
(Foto: picture alliance/dpa)
Menschen aller Altersgruppen standen teils in dichten Trauben beieinander. Sie trugen Kerzen in den Händen, applaudierten Rettungskräften und riefen ihnen "Danke" zu. "Das sind Lichter für eine weltoffene Stadt", sagte Oliver Wiebe von der Initiative "Gib Hass keine Chance". Man sei zum Trauern und Gedenken zusammengekommen.
Migrantenorganisation rät davon ab, allein rauszugehen
Die Mobile Opferberatung in Sachsen-Anhalt und der Verband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt warnten derweil vor einer Eskalation von Rassismus und rechten Bedrohungen infolge der Instrumentalisierung des Anschlags.
Das Netzwerk Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt sprach von einer gefährlichen Lage. Es rät Menschen mit Migrationsgeschichte dringend davon ab, sich alleine und in den Abendstunden durch die Stadt zu bewegen.
Am Freitagabend tötete Taleb A. einen neunjährigen Jungen sowie vier Frauen im Alter von 45 bis 75 Jahren. Die Zahl der Verletzten liegt laut Staatsanwaltschaft bei bis zu 235. Einige von ihnen sind sehr schwer verletzt. Der Amokfahrer, der aus Saudi-Arabien stammt und in Bernburg als Arzt arbeitete, sitzt in Untersuchungshaft. Er soll sich in jüngerer Zeit immer weiter radikalisiert haben - als Islamhasser, der die deutschen Behörden verachtete und mit der AfD sympathisierte. Dies wiesen Vertreter der AfD bei der Demonstration zurück.
Quelle: ntv.de, mpa/dpa/AFP