"Mobbing aus eigenen Reihen" Tauss' "soziale Exekution"
26.03.2009, 22:41 UhrDer unter Kinderpornografie-Verdacht stehende SPD-Bundestagsabgeordnete Jörg Tauss verzichtet auf eine erneute Kandidatur. Er gebe seinen sicheren Listenplatz ab, sagte Tauss bei einem Treffen der SPD-Karlsruhe-Land. Aus den eigenen Reihen sei gegen ihn der "Versuch einer sozialen Exekution" unternommen worden, fügte er mit Blick auf vorherige Meldungen über seinen Kandidaturverzicht hinzu.
Es tue ihm leid, "dass wir den sicheren Listenplatz für diesen Wahlkreis, den ich mit erarbeitet habe, zurückgeben müssen", sagte Tauss auf der Konferenz. Sein Verzicht auf die erneute Bundestagskandidatur geschehe aber "zum Besten der Partei".
Voreilige Mitteilung
Tauss kritisierte, bereits am Nachmittag sei fälschlicherweise vermeldet worden, er habe in einem Brief an die baden-württembergische SPD-Führung bereits seinen Kandidaturverzicht mitgeteilt. Als Mitglieder der SPD-Landtagsfraktion die Nachricht positiv kommentiert hätten, seien "alle Dämme gebrochen gewesen" und er sei zur Stellungnahme vor dem Parteitreffen gezwungen gewesen. Offensichtlich hätten "einige in Stuttgart" gedacht: "Der ist schon gestolpert, den bringen wir jetzt ganz zu Fall." Der baden-württembergischen SPD-Chefin Ute Vogt bescheinigte Tauss jedoch, dass sie wie einige andere Genossen Ruhe bewahrt habe.
"Mobbing aus den eignen Reihen"
Die Meldung über seinen Rückzug aus dem Bundestag bezeichnete Tauss als "neuen Höhepunkt" von "'Mobbing' auch aus den eigenen Reihen". "Das kann man nicht anders bewerten als der Versuch einer 'sozialen Exekution'", fügte der SPD-Politiker hinzu. Außerdem kritisierte er, von einem Teil der Öffentlichkeit sei er in extremer Weise vorverurteilt worden. "Selbst wenn ich am Ende völlig freigesprochen würde, ist meine Karriere als Bundestagsabgeordneter damit am Ende", sagte Tauss.
Fehler räumte Tauss insofern ein, als er auf eigene Faust in der Kinderporno-Szene recherchiert habe. Er sei aber nach wie vor der Meinung, dass dafür nicht nur Polizei und Justiz zuständig seien, sondern es auch "eine Verantwortung des mündigen Bürgers" gebe.
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Tauss wegen des Verdachts des Besitzes kinderpornografischen Materials. Der SPD-Politiker beteuert, er habe das Material im Zusammenhang mit seinen Recherchen als Abgeordneter und Medienexperte genutzt.
Quelle: ntv.de