Politik

Beobachter erreichen Homs Tränengas gegen Zehntausende

Auf diesem Amateurvideo ist ein Panzer zu sehen, aufgenommen in Homs.

Auf diesem Amateurvideo ist ein Panzer zu sehen, aufgenommen in Homs.

(Foto: AP)

Zur Ankunft der Beobachter in Syriens Protesthochburg Homs sollten die Waffen schweigen. Soldaten ziehen ihre Panzer ab, dafür strömen zehntausende Menschen auf die Straße. Vorerst kehrt Ruhe ein – bis die syrische Regierung die friedlichen Demonstranten mit Tränengas auseinandertreibt.

In der seit Wochen umkämpften Protesthochburg Homs haben Beobachter der Arabischen Liga ihre Friedensmission in Syrien gestartet. Während ihres Besuchs seien rund 70.000 Menschen gegen die Staatsführung unter Präsident Baschar el Assad auf die Straße gegangen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Gegen die Demonstranten setzten Sicherheitskräfte demnach Tränengas und scharfe Munition ein.

Die Proteste gegen die syrische Führung nehmen kein Ende. Wie hier in Binsh gehen die Menschen in vielen Städten auf die Straße.

Die Proteste gegen die syrische Führung nehmen kein Ende. Wie hier in Binsh gehen die Menschen in vielen Städten auf die Straße.

(Foto: REUTERS)

In dem Viertel Chalidije hätten aus Protest gegen "die Verbrechen des Regimes" zehntausende Assad-Gegner an einem Sitzstreik teilgenommen, teilte die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Rund 70.000 Menschen hätten anschließend versucht, auf den zentralen El-Saa-Platz zu kommen, doch hätten die Sicherheitskräfte die Proteste mit Tränengas aufgelöst. Zudem seien vier Menschen durch Schüsse verletzt worden.

5000 Tote seit Ausbruch der Proteste

In einer angespannten Atmosphäre wurden die Beobachter in Homs von Gouverneur Ghassan Abdel Al empfangen. Der Leiter der Mission, der sudanesische General Mohammed Ahmed Mustafa el Dabi, bescheinigte den syrischen Behörden, sie zeigten sich "sehr kooperativ". Die Entsendung der Beobachter ist Teil eines Plans der Arabischen Liga zur Beendigung des Blutvergießens, bei dem seit März nach UN-Angaben rund 5000 Menschen getötet worden sind.

Die Zahl der Beobachter soll von zunächst 50 auf bis zu 200 ansteigen. Der Plan der Arabischen Liga zur Beilegung des Konflikts, dem Damaskus erst nach langem Zögern zugestimmt hat, sieht neben der Beobachtermission ein Ende der Gewalt gegen die Zivilbevölkerung, einen Rückzug der Armee aus den Städten und die Freilassung aller politischen Gefangenen vor.

Panzer werden abgezogen

Auf dem Transparent heißt es: "Gott ist der Größte".

Auf dem Transparent heißt es: "Gott ist der Größte".

(Foto: REUTERS)

Der regierungsnahe Fernsehsender Dunia berichtete, die Beobachter hätten im Viertel Bab Sebaa "die durch Terrorgruppen verursachten Schäden" besichtigt. Auf einem Internetvideo war zu sehen, wie Anwohner versuchten, die Beobachter zum Besuch ihres Viertels zu bewegen. Die amtliche Nachrichtenagentur Sana berichtete von einem Anschlag einer "Terrorgruppe" auf eine Gaspipeline bei Homs.

Am Montag waren nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten landesweit 44 Zivilisten getötet worden, davon allein 34 in der Provinz Homs. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden kurz vor Ankunft der Beobachter elf Panzer aus dem Stadtteil Baba Amro abgezogen. Dies sei jedoch nur eine "List", da die Angriffe "innerhalb von Minuten" wieder beginnen könnten. Auch am Dienstag seien landesweit erneut fünf Menschen getötet worden.

Quelle: ntv.de, dsi/AFP

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