20 Jahre Afghanistan-Abzug Trauer in Russland
15.02.2009, 17:06 Uhr20 Jahre nach Abzug der letzten sowjetischen Truppen aus Afghanistan haben in Russland und anderen Ex- Sowjetrepubliken Kriegsveteranen und Politiker der Opfer gedacht. Im Zentrum von Moskau erinnerten Hinterbliebene und Veteranen bei einem Trauermarsch an die etwa 15 000 getöteten Soldaten der Sowjetarmee, wie der Radiosender Echo Moskwy berichtet. Der Kommandeur der damals in Afghanistan eingesetzten 40. Armee, Boris Gromow, forderte von der russischen Führung mehr Fürsorge für die Veteranen. "Die Regierung muss sich um diejenigen kümmern, die sie in Krisenherde schickt", sagte Gromow der Agentur Interfax zufolge.
Das Trauma bleibt
Bis heute ist das blutige Scheitern in Afghanistan ein Trauma für Teile der postsowjetischen Gesellschaft. Deshalb lehnt Moskau einen neuen Militäreinsatz in Afghanistan ab. Allerdings bot Russland den USA zuletzt mehr Unterstützung bei ihrem Anti-Terror-Kampf gegen die Taliban an. Schon in den nächsten Tagen starte der erste US-Transport nichtmilitärischer Güter über Russland nach Afghanistan, sagte Außenminister Sergej Lawrow im russischen Staatsfernsehen. Er hatte zuletzt auch den Einsatz eigener Militärflugzeuge zur Versorgung der ausländischen Truppen in Afghanistan nicht ausgeschlossen.
Am 15. Februar 1989 hatten die letzten von insgesamt etwa einer halben Million Sowjetsoldaten nach fast zehn Jahren Krieg Afghanistan verlassen. Der russische Präsident Dmitri Medwedew forderte die ehemaligen Soldaten am Sonntag auf, sich mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen in der Gesellschaft einzubringen. In Moskau legten am Grabmal des unbekannten Soldaten am Kreml Hinterbliebene Blumen und Kränze nieder. Auch in Weißrussland, Kasachstan, Armenien und der Ukraine erinnerten die Staatsführungen mit Schweigeminuten und Kranzniederlegungen an den Einsatz der Soldaten.
Viele Veteranen leben in Armut
In der russischen Öffentlichkeit mangelt es bis heute an einer kritischen Aufarbeitung der Geschehnisse. Viele Veteranen und Kriegsinvaliden leben in ärmlichen Verhältnissen. In der Ukraine sicherte Regierungschefin Julia Timoschenko den Soldaten bessere Sozialleistungen zu.
Der Afghanistan-Einsatz habe einen "neuen Krieg vor den eigenen Grenzen verhindert" und sei "der erste verdienstvolle Widerstand gegen den internationalen Terrorismus und den Drogenschmuggel" gewesen, heißt es in einer Erklärung der Staatsduma zum 20. Jahrestag des Abzugs. Westlichen Schätzungen zufolge kamen in dem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land während der sowjetischen Invasion etwa 1,2 Millionen Afghanen ums Leben.
Quelle: ntv.de