Steinmeier am Tatort Gedenkminute für Rouven L. - Mannheim trauert um Polizisten
07.06.2024, 14:00 Uhr Artikel anhören
Bundespräsident Steinmeier hielt um 11:34 Uhr in Gedenken an Rouven L. inne.
(Foto: IMAGO/HEN-FOTO)
Um 11.34 Uhr steht auf dem Mannheimer Marktplatz alles still. Hier stach am vergangenen Freitag ein 25-jähriger Afghane den Polizisten Rouven L. nieder, der Beamte starb später. Eine Woche später setzen Bundespräsident Steinmeier, aber auch viele Kollegen von L. ein Zeichen der Trauer.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat auf dem Mannheimer Marktplatz des dort vor einer Woche getöteten Polizisten Rouven L. gedacht. Steinmeier, Ministerpräsident Winfried Kretschmann von den Grünen und Landesinnenminister Thomas Strobl von der CDU hielten um 11.34 Uhr in stiller Trauer inne. Auch die Eltern des getöteten Polizisten sowie weitere Angehörige nahmen an dem Gedenken teil.
Die Polizei Baden-Württemberg hatte zu der Gedenkminute aufgerufen. Zu dieser Uhrzeit hatte am vergangenen Freitag ein 25-jähriger Afghane auf dem Marktplatz fünf Mitglieder der islamkritischen Bewegung Pax Europa sowie den 29-jährigen Beamten mit einem Messer verletzt. L. starb am Sonntag an seinen Verletzungen.
Steinmeier legte am Tatort ein Blumengebinde nieder. Anschließend sprach der SPD-Politiker von einem "blutigen Terrorakt". Der Täter habe offenbar aus einem politischen, mutmaßlich islamistischen Hintergrund gehandelt, sagte Steinmeier. Man habe in den vergangenen Wochen mit Angriffen auf Bürgermeister, Minister, Abgeordnete und Ehrenamtliche weitere "abscheuliche Akte politisch motivierter Gewalt erlebt", sagte Steinmeier. "Wir, die Demokratinnen und Demokraten dieses Landes, dürfen und werden uns an Gewalt in der politischen Auseinandersetzung niemals gewöhnen." Die Gewalt müsse aufhören.
Auf dem Platz in der 300.000-Einwohner-Stadt im Norden Baden-Württembergs kamen Hunderte Menschen zusammen, um des Mannes zu gedenken. Eine Polizeisprecherin sprach von 1500 bis 2000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. Nach der Gedenkminute brandete auf dem Marktplatz zudem Applaus auf. Landesweit verharrten zum gleichen Zeitpunkt Polizisten in stiller Trauer.
In Mannheim erwiesen Dutzende Polizistinnen und Polizisten ihrem Kollegen den Respekt. Rund 50 Beamte des Polizeipräsidiums Mannheim - einer Sprecherin zufolge vor allem Streifenbeamte - stellten sich vor dem Blumenmeer auf dem Marktplatz auf und gedachten mit verschränkten Händen ihres verstorbenen Kollegen.
AfD will Demo durchsetzen
Viele Polizeibeamte trugen an ihrer Uniform blaue Bänder. Die Deutsche Polizeigewerkschaft hatte am Donnerstag dazu aufgerufen, blaue Bänder "als Zeichen der Trauer, als Zeichen der Solidarität und als sichtbares Zeichen gegen Gewalt zu tragen".
Auch in Berlin kamen Dutzende Beamte zu einem Schweigemarsch der "Blaulichtfamilie" zusammen. Aufgerufen dazu hatten gemeinsam die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) und die Gewerkschaft der Polizei (GdP).
Am Nachmittag sind in Mannheim mehrere Demonstrationen und Kundgebungen geplant. Um 16.30 Uhr soll es eine Kundgebung unter dem Motto "Mannheim steht zusammen - für Demokratie und Vielfalt" unter anderem vom Deutschen Gewerkschaftsbund (Kreisverband Mannheim) und Vertretern demokratischer Parteien sowie Religionsgemeinschaften geben.

Durch die Ausrufung des Marktplatzes zur Gedenk- und Trauerstätte versucht die Stadt Mannheim, Demos am Tatort zu verhindern.
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Um 18.00 Uhr will die AfD ebenfalls auf dem Marktplatz unter anderem gegen Islamismus demonstrieren. Zeitgleich soll eine Gegendemonstration der Antifa stattfinden. Um 17.30 Uhr ist außerdem eine Demo des Bündnisses "Mannheim gegen Rechts" gegen die AfD-Kundgebung geplant.
Ob die AfD tatsächlich auf dem Marktplatz demonstrieren darf, ist aber noch unklar. Am Donnerstag gab das Verwaltungsgericht Karlsruhe einem Eilantrag der AfD gegen eine Allgemeinverfügung der Stadt statt, wonach Veranstaltungen wie Demonstrationen auf dem Marktplatz derzeit verboten sind. Die Stadt hatte am Dienstag den Marktplatz vorläufig zum Gedenkort für den toten Polizisten erklärt und Kundgebungen verboten. Sie legte Beschwerde gegen den Beschluss des Verwaltungsgerichts ein. Die Stadt sieht für die Demo den nahegelegenen Paradeplatz vor.
Quelle: ntv.de, jog/dpa