Politik

"Dort aufhören, wo sie sind" Trump setzt offenbar weiter auf Worte statt auf Waffen

00:00
Diese Audioversion wurde künstlich generiert. Mehr Infos
Nach dem Treffen mit Trump lehnte Selenskyj eine Aussage zu den Langstreckenwaffen ab.

Nach dem Treffen mit Trump lehnte Selenskyj eine Aussage zu den Langstreckenwaffen ab.

(Foto: SvenSimon-ThePresidentialOfficeU)

Der ukrainische Präsident will mit Trump über Tomahawk-Raketen reden - doch der US-Präsident ist bei dem Thema sehr zurückhaltend. Laut US-Medien läuft die Zusammenkunft nicht ganz reibungslos ab. Statt mit Waffenlieferungen will Trump den Krieg lieber mit einem Appell an beide Seiten beenden.

Die Ukraine darf vorerst nicht auf eine Lieferung von US-Marschflugkörpern des Typs Tomahawk hoffen. US-Präsident Donald Trump habe dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj bei ihrem Treffen im Weißen Haus in Washington eine entsprechende Freigabe verweigert. Das berichten unter anderem das Portal "Axios" und der Sender CNN unter Berufung auf informierte Quellen.

Das Treffen sei "nicht einfach" gewesen, zitiert "Axios" eine Quelle. Eine andere Quelle habe es gar als "schlecht" bezeichnet. Stellenweise sei die mehrstündige Zusammenkunft "etwas emotional" geworden. Laut CNN-Informationen sei die Diskussion angespannt, offen und zeitweise "unangenehm" verlaufen.

Trump selbst sprach auf seinem Sprachrohr Truth Social von einem "sehr interessanten und herzlichen" Treffen. Zu Selenskyjs wichtigstem Anliegen, der Lieferung von Tomahawks, äußerte er sich aber nicht. Stattdessen forderte er Russland und die Ukraine auf, den Krieg sofort zu beenden. Es sei genug Blut vergossen worden, schrieb der US-Präsident. Die Grenzen seien durch "Krieg und Mut" definiert worden. "Sie sollten dort aufhören, wo sie sind."

"Geht nach Hause zu euren Familien"

"Lasst beide den Sieg für sich beanspruchen, lasst die Geschichte entscheiden!", so Trump weiter. Selenskyj habe er das gesagt, was er auch dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nahegelegt habe: Dass es an der Zeit sei, "das Töten zu beenden und einen 'DEAL' zu machen." Trump schloss seinen Post mit den Worten: "HÖRT AUF, GEHT IN FRIEDEN NACH HAUSE ZU EUREN FAMILIEN!"

Von Journalisten nach der Trump-Äußerung gefragt, stimmte Selenskyj sofort zu. "Wir müssen dort aufhören, wo wir gerade sind und danach werden wir reden", sagte der Ukrainer. Doch fügte er hinzu: "Beide Seiten müssen stoppen, doch das ist eine Frage an Putin, denn wir haben den Krieg nicht begonnen."

Selenskyj war eigentlich nach Washington gereist, um mit Trump vor allem über eine mögliche Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern zu reden. Trump hatte diese am Wochenende selbst in Aussicht gestellt. Er könne Putin mit der Lieferung von Tomahawks an Kiew drohen, falls Russland seine Angriffe auf die Ukraine nicht einstelle, hatte er gesagt. Nach seinem Telefonat mit Putin am Donnerstag äußerte er sich aber deutlich zurückhaltender.

Selenskyj gibt Hoffnung noch nicht auf

Selenskyj will die Hoffnung auf eine spätere Zusage nach seinem Treffen mit Trump aber nicht aufgeben: "Es ist gut, dass Präsident Trump nicht 'Nein' gesagt hat, aber heute auch nicht 'Ja' gesagt hat", sagte er im NBC-Format "Meet the Press with Kristen Welker". Er könne keine weiteren Details nennen.

Auf die Frage, ob er glaube, dass Trump seinen Ton in dieser Frage nach seinem jüngsten Telefonat mit Kreml-Chef Putin geändert habe, sagte Selenskyj: "Ich weiß es nicht, denn wir haben uns nicht vor diesem Telefonat getroffen." Tomahawks seien ein sensibles Thema für Russland, so Selenskyj. Er denke, Putin habe Angst, dass die USA der Ukraine diese Waffen liefern könnten.

Die US-Marschflugkörper würden den ukrainischen Streitkräften helfen, ihre laufenden Angriffe auf russische Energieinfrastruktur tief ins Landesinnere auszuweiten. "Wir haben keine Tomahawks, deswegen brauchen wir Tomahawks", sagte Selenskyj zum Auftakt des Treffens in Washington vor der Presse. Er bot Trump ein Tauschgeschäft an: Die USA hätten Tomahawks und andere "sehr starke" Marschflugkörper und Raketen und könnten von der Ukraine im Gegenzug "tausende Drohnen" bekommen.

Nach Angaben aus ukrainischen Delegationskreisen zeigte Selenskyj Trump zudem eine Karte mit möglichen Zielen für Angriffe in Russland, auf der etwa Standorte der russischen Rüstungsindustrie verzeichnet waren. Trump aber wiegelte ab: Die Ukraine trotz der Warnungen Putins mit Tomahwks zu beliefern, könne zu einer "großen Eskalation" führen. "Es könnte dazu führen, dass eine Menge Schlimmes passiert", sagte Trump.

Quelle: ntv.de, ino/dpa/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen