Ukraine will Tomahawk-Raketen Selenskyj: "Trump hat eine große Chance, diesen Krieg zu beenden"
17.10.2025, 20:35 Uhr Artikel anhören
Trump lobte Selenskyj auch für seine Stärke.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Zum dritten Mal in diesem Jahr ist der ukrainische Präsident Selenskyj im Weißen Haus zu Besuch. Der US-Präsident ist dabei voll des Lobes für seinen Gast. Allerdings dämpft Trump sogleich dessen Hoffnung auf eine schnelle Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörpern.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hofft auf ein durch seinen US-Kollegen Donald Trump herbeigeführtes Ende des Krieges mit Russland. "Präsident Trump hat eine große Chance, diesen Krieg zu beenden", sagte der Ukrainer vor dem Beginn von Unterredungen mit Trump in Washington. Beispiel sei die US-Vermittlung beim Erreichen der Waffenruhe im Gaza-Konflikt im Nahen Osten. Gleichzeitig sprach Selenskyj Kremlchef Wladimir Putin den Willen ab, eine Waffenruhe zu vereinbaren.
Eine von der Ukraine erhoffte Lieferung von Tomahawk-Marschflugkörper hält US-Präsident Trump indes offenbar für verfrüht. "Hoffentlich werden sie sie nicht brauchen", sagte Trump bei dem Gespräch mit Selenskyj im Weißen Haus. "Hoffentlich werden wir den Krieg beenden können, ohne an Tomahawks zu denken", sagte Trump, der sich in Kürze erneut mit Russlands Präsident Wladimir Putin treffen will.
Zweier-Treffen in Budapest
Das geplante Treffen in Ungarn wird Trump zufolge voraussichtlich zu zweit und damit ohne direkte Beteiligung der Ukraine stattfinden. Der Republikaner sagte, es werde höchstwahrscheinlich ein Zweier-Treffen, aber man wolle mit Selenskyj zugleich in Kontakt bleiben. Es gebe viel böses Blut zwischen Moskau und Kiew. Trump ergänzte, man wolle es für jeden angenehm machen. Auf die eine oder andere Weise würden alle drei Seiten - Russland, Ukraine und USA - involviert sein - aber das könnte getrennt voneinander erfolgen, sagte er.
Die von Moskau ins Spiel gebrachte Idee eines Tunnels zwischen dem russischen Sibirien und dem US-amerikanischen Alaska nahm Selenskyj wenig enthusiastisch auf. "Ich bin nicht glücklich darüber", sagte der Ukrainer auf die direkte Frage von US-Präsident Trump vor Journalisten in Washington. Zuvor hatte Trump das Vorhaben als "interessant" bezeichnet.
Trump lobte Selenskyj zudem für seine Stärke. Es sei ihm eine Ehre, mit einem sehr starken Staatschef zusammenzukommen, sagte Trump. Selenskyj habe viel durchgemacht und die USA hätten es mit ihm durchgemacht. Man verstehe sich sehr gut, betonte Trump beim dritten Treffen zwischen ihm und dem ukrainischen Präsidenten in diesem Jahr im Weißen Haus.
Bei den Gesprächen hofft Selenskyj auf Trumps Freigabe für den Verkauf des US-Marschflugkörpers Tomahawk. Mit dieser Waffe mit hoher Reichweite könnte die Ukraine offensiver gegen Russland vorgehen und dabei etwa auch Ziele in Moskau präzise treffen.
Selenskyj traf Rüstungsvertreter
Selenskyj war bereits am gestrigen Donnerstag in Washington eingetroffen. Er wollte sich nach eigenen Angaben mit Vertretern von Rüstungsunternehmen treffen, um die Verteidigung seines Landes zu stärken. Dabei sollte es Gespräche über zusätzliche Lieferungen von Flugabwehrsystemen geben. Vor dem Hintergrund der durch russische Angriffe hervorgerufenen Energiekrise in der Ukraine traf er sich auch mit Vertretern US-amerikanischer Energieunternehmen.
Es ist der dritte Besuch des ukrainischen Präsidenten in diesem Jahr im Weißen Haus. Mitte August hatten sich beide Staatsoberhäupter zuletzt getroffen - in entspannterer Atmosphäre, nachdem das erste Gespräch in Washington im Februar in einem beispiellosen Eklat geendet war. Vor laufenden Kameras hatten der US-Präsident und sein Vize JD Vance den ukrainischen Staatschef damals brüsk zurechtgewiesen - Selenskyj reiste danach früher ab als geplant.
Kurz vor dem jetzigen Treffen hatte Trump unterdessen mit Russlands Präsident Wladimir Putin telefoniert und danach ein gemeinsames Treffen in Aussicht gestellt. Der Republikaner wolle sich "wahrscheinlich in den nächsten zwei Wochen" in Budapest mit dem Kremlchef treffen, teilte Trump am Donnerstag mit.
Quelle: ntv.de, mdi/dpa/AFP