Vorwurf des Völkermords Türkei erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
07.11.2025, 21:57 Uhr Artikel anhören
Neben Netanjahu wurden auch gegen andere Minister seines Kabinetts Haftbefehle erlassen.
(Foto: picture alliance/dpa/Pool The New York Times via AP)
Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei sind seit Jahren angespannt. Durch den Gaza-Krieg verschärft sich der Ton zunehmend. Der türkische Präsident Erdogan wiederholt immer wieder den Vorwurf des Völkermords. Nun geht es direkt gegen Israels Ministerpräsidenten Netanjahu.
Die türkische Justiz hat Haftbefehl gegen den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu und weitere israelische Regierungsvertreter wegen "Völkermords" erlassen. Insgesamt seien Haftbefehle gegen 37 israelische Verdächtige verhängt worden, erklärte die Generalstaatsanwaltschaft in Istanbul. Neben Netanjahu gehören dazu auch Verteidigungsminister Israel Katz und der Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben Gvir, sowie Generalstabschef Eyal Zamir.
Die Gesuchten seien für "Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit" verantwortlich, die "systematisch durch den israelischen Staat im Gazastreifen verübt werden", erklärte die Generalstaatsanwaltschaft.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte Israel seit Kriegsbeginn immer wieder "Völkermord" und das Aushungern der palästinensischen Bevölkerung im Gazastreifen vorgeworfen. Zuletzt ist es bei einer gemeinsamen Pressekonferenz zu einer offenen Konfrontation zwischen Erdogan und Bundeskanzler Friedrich Merz über den Gaza-Konflikt gekommen.
Während Merz sich bei einem Besuch in Ankara Ende Oktober klar an die Seite Israels stellte, warf Erdogan dem Land erneut "Völkermord" vor. Israel habe trotz des Waffenstillstands wieder Ziele in Gaza angegriffen. "Sie greifen Gaza nicht nur an, sondern waren stets darauf bedacht, Gaza mit Hunger und Genozid gefügig zu machen und das dauert immer noch an", sagte Erdogan.
Erdogan widersprach damit ausdrücklich dem Kanzler, der - von einem türkischen Journalisten auf den Gaza-Krieg angesprochen - sagte: "Israel hat von seinem Recht auf Selbstverteidigung Gebrauch gemacht und es hätte nur einer einzigen Entscheidung bedurft, um auch die zahllosen unnötigen Opfer zu vermeiden." Die islamistische Hamas hätte die Geiseln früher freilassen sollen und die Waffen niederlegen müssen. "Dann wäre dieser Krieg sofort zu Ende gewesen."
Die Türkei zählt zu den wichtigsten Unterstützern der islamistischen Terrororganisation Hamas, deren Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 den Gaza-Krieg ausgelöst hatte. Bei der Vermittlung der Waffenruhe im Gazastreifen hatte Ankara eine wichtige Rolle gespielt.
Quelle: ntv.de, gut/AFP/dpa