Politik

Weltweite Proteste Türkei will vermitteln

Im Konflikt um die Mohammed-Karikaturen hat sich die Türkei erneut als Vermittler angeboten. Mit der Initiative wolle Ankara eine Eskalation des Streits verhindern, schrieb Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan in einem Brief an zahlreiche Staats- und Regierungschefs. In Deutschland und Frankreich demonstrierten am Samstag in verschiedenen Städten mehrere tausend Muslime friedlich gegen das Erscheinen der satirischen Zeichnungen mit dem Abbild des Propheten in europäischen Zeitungen. Aus Angst vor neuen Massenprotesten gegen die Veröffentlichung der Karikaturen zog Dänemark alle diplomatischen Vertreter aus Syrien, Iran und Indonesien ab.

"Die Türkei unterstützt alle aufrichtigen Bemühungen um einen bereichernden Dialog, um Versöhnung und Integration", schrieb Erdogan an die Staats- und Regierungschefs aller Länder, mit denen Ankara diplomatische Beziehungen unterhält. In dem Schreiben heißt es nach Angaben der "Bild am Sonntag" weiter: "Es ist unser größtes Ziel, selbst einen einzigartigen Beitrag zu leisten, um das Menschheitsideal "Einheit in Vielfalt" zu erreichen." Erdogan meinte, die Spannungen in Folge des Karikaturen-Streits seien in neuerer Zeit ohne Beispiel.

Die dänischen Botschaften in Syrien, Iran und Indonesien waren vor einer Woche von aufgebrachten Demonstranten angegriffen worden. Das dänische Außenministerium habe sich aus Sorge um die Sicherheit seiner Mitarbeiter für einen Abzug der Diplomaten aus diesen Ländern entschieden, sagte eine Sprecherin in Kopenhagen im Rundfunk. In Indonesien und Iran habe es "konkrete Drohungen" gegeben, verlautete aus dem Außenministerium in Kopenhagen. Allen in den drei Ländern verbliebenen Dänen wurde zur Ausreise geraten. In Syrien hat die dänische Regierung bei den Behörden wegen unzureichender Sicherheitsmaßnahmen für die zuletzt in einem Hotel arbeitenden Diplomaten Protest eingelegt.

In Paris demonstrierten mehr als 7.000 Menschen friedlich gegen die von ihnen als Beleidigung des Propheten empfundenen Mohammed-Karikaturen. In Düsseldorf gingen nach Polizeiangaben rund 2.200 Menschen auf die Straße, in Berlin zogen rund 1.200 Demonstranten vor die dänische Botschaft. Sie trugen Schilder mit Parolen wie "Pressefreiheit ja, Pressefrechheit nein" und "Gegen Propheten-Karikatur verlangen wir Zensur". Im ostfriesischen Leer protestierten etwa 130 Demonstranten.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und sein türkischer Kollege Abdullah Gül äußerten sich besorgt über die wachsenden Spannungen zwischen dem Westen und der islamischen Welt. Sie riefen Christen und Moslems in einem gemeinsamen Appell in der "Bild "- Zeitung und der türkischen Zeitung "Hürriyet" zu wechselseitigem Respekt und zu Toleranz auf. Ex-Kanzler Gerhard Schröder kritisierte die Veröffentlichung der Karikaturen auf einem Wirtschaftsforum in Saudi-Arabien als "großen Fehler" und rief die Europäer zu größerem Verständnis für die Gefühle der Muslime auf.

Pakistan ruft zu Generalstreik auf

Pakistans Parteien haben zu einem Generalstreik aufgerufen, um gegen die Veröffentlichungen von Mohammed-Karikaturen in westlichen Zeitungen zu demonstrieren. "Wir rufen Moslems in der ganzen Welt auf, den 3. März als internationalen Tag des Respekts für den Propheten Mohammed zu begehen", sagte der Chef der radikal-islamischen Oppositionspartei Muttahida Majlis-e-Amal, Qazi Hussain Ahmed, am Samstag. "An diesem Tag wird in Pakistan überall gestreikt." Die Moslem-Liga, die Präsident Pervez Musharraf nahe steht, unterstützte den Aufruf.

Die zuerst in dänischen Zeitungen erschienen Karikaturen haben in der moslemischen Welt zu massiven und teils gewaltsamen Protesten geführt. Radikale Gruppen haben in Pakistan jedoch nicht einen vergleichbar großen Zulauf bei ihren Protestaktionen erfahren wie in anderen moslemischen Staaten. Pakistan ist das zweitgrößte moslemische Land der Welt und gilt als Verbündeter der USA im Kampf gegen den internationalen Terrorismus.

Empörung im Iran

Die Veröffentlichung der satirischen Mohammed-Zeichnungen in europäischen Zeitungen sorgt in der islamischen Welt seit drei Wochen für Empörung. Der Proteststurm ist in den vergangenen Tagen allerdings abgeflaut. Auch beim 27. Jahrestag der islamischen Revolution in Iran spielte der Streit eine nur zweitrangige Rolle. Präsident Mahmud Ahmadinedschad griff bei einer Massenkundgebung in Teheran den Westen vor allem wegen seiner Beziehungen zur Israel an: "Wie ist es möglich, dass die Beleidigung des Propheten der Muslime weltweit mit Pressefreiheit gerechtfertigt wird, nicht aber eine Untersuchung über das Märchen des Holocaust?"

In Bagdad demonstrierten mehrere hundert Schiiten gegen die Veröffentlichung der Karikaturen und forderten einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen mit den skandinavischen Staaten.

Quelle: ntv.de

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