Erdogan will Region "säubern" Türkischer Raketenbeschuss in Syrien gemeldet
02.06.2022, 15:32 Uhr
Erdogan besucht im April türkische Truppen in Ostanatolien.
(Foto: picture alliance / AA)
Während der Streit um den NATO-Beitritt von Finnland und Schweden weiter schwelt, melden Aktivisten türkischen Raketenbeschuss in Nordsyrien. Diese Region wolle die Türkei von "Terroristen säubern", kündigte Erdogan kurz zuvor an. Aus Ankara gibt es keine Bestätigung.
Die türkische Armee hat Aktivisten zufolge im Norden Syriens erneut Gebiete unter kurdischer Kontrolle beschossen. Es seien am Morgen unter anderem mehrere Dörfer in der Nähe der Stadt Tall Tamr angegriffen worden, berichtete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Sie stützt sich bei ihren Angaben auf Informanten vor Ort. Die kurdische Nachrichtenagentur Hawar meldete türkische Angriffe mit Artillerie und Mörsergranaten. Bereits am Mittwoch hatte die türkische Armee nach Angaben der Menschenrechtsbeobachter im Norden Syriens Gebiete unter Kontrolle der syrischen Kurdenmiliz YPG beschossen. Angegriffen wurden Ziele in der Nähe der Orte Manbidsch und Kobane. In der Region um die Grenzstadt Kobane sei Militäralarm ausgelöst worden, hieß es. Vier Menschen seien getötet worden.
Ob die Bombardierungen in Zusammenhang mit der angekündigten türkischen Offensive stehen, war unklar. Eine Anfrage an das Verteidigungsministerium in Ankara zu den Berichten blieb zunächst unbeantwortet. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte zuvor angekündigt, in Nordsyrien eine "neue Phase" einleiten und die Orte Tall Rifat und Manbidsch von "Terroristen" der Kurdenmiliz YPG "säubern" zu wollen. Schon in der vergangenen Woche hatte Erdogan mit einem neuen Militäreinsatz der Türkei in dem Nachbarland gedroht, der bis zu 30 Kilometer in syrisches Gebiet führen könnte.
Grund für Streit um NATO-Beitritt Schwedens und Finnlands
Die Türkei hält bereits Gebiete in Nordsyrien besetzt und argumentiert mit Sicherheitsinteressen. Die Regierung in Ankara betrachtet die YPG als Ableger der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK und als Terrororganisation. Die USA wiederum arbeiten mit der YPG im syrischen Bürgerkrieg als Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zusammen.
Die Türkei ist seit 2016 vier Mal nach Nordsyrien vorgedrungen. NATO-Verbündete - insbesondere die USA - haben sich gegen diese Einsätze ausgesprochen. Die Regierung in Washington zeigte sich zuletzt besorgt über neue Offensiven und erklärte, diese könnten die Stabilität der Region untergraben. Der Streit spielt auch eine Rolle beim Streit über eine Aufnahme von Finnland und Schweden in die NATO. Erdogan hat sich dagegen gestellt und dabei unter anderem auf Waffenembargos verwiesen, die 2019 wegen einer Offensive in Nordsyrien verhängt worden waren.
Quelle: ntv.de, mau/dpa