Politik

Nordkorea provoziert wieder die Vereinigten Staaten US-Bürger kommt ins Arbeitslager

Kim Jong Un regiert Nordkorea seit dem überraschenden Tod seines Vaters Kim Jong Il.

Kim Jong Un regiert Nordkorea seit dem überraschenden Tod seines Vaters Kim Jong Il.

(Foto: Reuters)

Die Liste der feindseligen Signale wird immer länger: Nach Waffentests, Angriffsdrohungen und einer Propagandaschlacht verurteilt das Regime von Kim Jong Un jetzt einen US-Amerikaner zur Lagerhaft. Die Vorwürfe gegen den Mann wirken obskur.

Nach Atom- und Raketentests provoziert Nordkorea die Vereinigten Staaten mit der Verurteilung eines US-Bürgers. Der aus Korea stammende Pae Jun Ho, der sich in Amerika Kenneth Bae nennt, wurde schon Anfang November im Nordosten des kommunistischen Landes festgenommen. Jetzt hat Pjöngjang ihn wegen "feindlicher Akte" mit einer drakonischen Strafe belegt: 15 Jahre Arbeitslager.

Kenneth Bae studierte in den 80er-Jahren in Oregon.

Kenneth Bae studierte in den 80er-Jahren in Oregon.

(Foto: AP)

Wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA berichtet, unterstellte das Regime von Kim Jong Un dem 44-Jährigen zunächst einen Versuch, die Regierung der Demokratischen Volksrepublik Korea zu stürzen. Da der Prozess gegen Bae nicht öffentlich verhandelt wurde, sind Details zu den Anklagepunkten und dem Urteil nicht bekannt. Aus Pjöngjang hieß es lediglich, Bae habe seine Taten gestanden. Verurteilt wurde er daraufhin nur wegen eines feindlichen Aktes. Eine Verurteilung wegen eines Umsturzversuches hätte ihm eine Todesstrafe bescheren können.

Machte Bae Fotos von hungernden Kindern?

Warum Bae überhaupt festgenommen wurde, ist noch ein Rätsel. Eine südkoreanische Zeitschrift identifizierte Bae als einen Tourismusmanager, der mit fünf Geschäftsleuten die Wirtschaftszone Rason in Nordkorea besucht habe. Ein Mitglied der Gruppe, vermutlich Bae, hatte angeblich eine Computerfestplatte mit sensiblen Daten bei sich. Der südkoreanische Aktivist Do Hee Yoon glaubt, dass es dem Regime nicht passte, dass Bae Fotos von abgemagerten nordkoreanischen Kindern gemacht habe, um für mehr Hilfe zu werben.

Die USA hatten am Montag die sofortige Freilassung ihres Staatsbürgers aus "humanitären Gründen" gefordert. Der Mann sei mit einem gültigen Visum eingereist, hob ein Sprecher des Außenministeriums in Washington hervor.

Etliche US-Bürger kamen nach Verhandlungen frei

Die Lage auf der koreanischen Halbinsel ist seit Monaten angespannt. Nordkorea fühlt sich eigenen Angaben zufolge durch die USA und den Nachbarn im Süden bedroht.

Die Lage auf der koreanischen Halbinsel ist seit Monaten angespannt. Nordkorea fühlt sich eigenen Angaben zufolge durch die USA und den Nachbarn im Süden bedroht.

(Foto: REUTERS)

Korea-Experten bewerten die Verurteilung Baes als einen weiteren Versuch Plöngjangs, Druck auf die USA auszuüben. In der Vergangenheit waren in Nordkorea wiederholt US-Bürger festgenommen und nach Verhandlungen mit ranghohen US-Vertretern wieder freigelassen worden. Zuletzt kam Eddie Jun Yong Su 2011 ein halbes Jahr nach seiner Festnahme frei. Jun, der ebenfalls koreanischer Abstammung ist, war vermutlich wegen christlicher Missionarstätigkeiten in dem Land festgehalten worden.

Robert Park war im Februar 2010 freigekommen, Aijalon Mahli Gomes im August. 2009 hatte der frühere US-Präsident Bill Clinton die beiden TV-Journalistinnen Laura Ling und Euna Lee nach Hause gebracht, die bei einer Wanderung von China aus vermutlich versehentlich die Grenze zu Nordkorea überquert hatten.

Experten rechnen nicht mit Zugeständnissen der USA

Nordkorea wolle den USA auch mit der Verurteilung Baes Zugeständnisse abpressen, sagte Yang Moo Jin, Professor an der Universität für Nordkorea-Studien in Seoul. Nach dem Atomtest des Nordens im Februar und weiteren Provokationen sei die Lage dieses Mal aber politisch und militärisch derart angespannt, dass es extrem unwahrscheinlich sei, dass die USA ihre Haltung ändern würden.

Die Stimmung auf der koreanischen Halbinsel ist seit Monaten hitzig. Nachdem die Vereinten Nationen ihre Sanktionen nach dem jüngsten Atomtests Nordkoreas verschärft hatten, hat das Kim-Regime Südkorea, den USA und Japan mehrmals mit Angriffen gedroht. Nordkorea könnte nach Einschätzung von Experten in seiner Atomanlage in Yongbyon zudem schon in den kommenden Wochen einen neuen Reaktor in Betrieb nehmen. Das US-Korea-Institut an der Johns-Hopkins-Universität vermutet, dass der "experimentelle Leichtwasserreaktor" (ELWR) in Yongbyon kurz vor der Fertigstellung stehe. Satellitenbilder hätten gezeigt, dass Nordkorea die letzten Außenarbeiten an dem Reaktor ausführe, hieß es auf der Website "38 North" des Instituts. Zwar scheine es, dass der Reaktor in erster Linie der Stromerzeugung dienen soll. Doch sei auch die Produktion von Plutonium zum Bau von Atomwaffen möglich

Washington führte zusammen mit Seoul wiederum ein großangelegtes Militärmanöver im Pazifik aus.  Pjöngjang sieht darin Vorbereitungen für eine Invasion.

Wie die "New York Times" berichtet, soll Bae innerhalb von zehn Tagen von der Untersuchungshaft in eines der berüchtigten Arbeitslager Pjöngjangs verlegt werden.

Quelle: ntv.de, ieh/dpa/rts/AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen