Gewalt bei Beerdigung in Damaskus US-Drohnen beobachten Syrien
18.02.2012, 07:44 Uhr
Mit unerschütterlichem Mut gehen die Syrer weiter auf die Straßen.
(Foto: REUTERS)
Die USA setzen offenbar unbemannte Flugzeuge über Syrien ein. Mithilfe der Luftbilder wolle Präsident Obama den Westen dazu bewegen, den Druck gegen Damaskus zu erhöhen, heißt es. In der syrischen Hauptstadt greift die Gewalt immer weiter um sich. Selbst bei einer Beerdigungsfeier für getötete Regimegegner eröffnen Sicherheitskräfte das Feuer - berichten Aktivisten.
Die USA sollen über Syrien bereits mehrere unbemannte Flugzeuge im Einsatz haben. "Eine ganze Reihe" von Drohnen beobachte Angriffe der syrischen Armee auf die Oppositionsbewegung und Zivilisten, heißt es in Medienberichten. Außerdem solle die Kommunikation im syrischen Militär und der Regierung aufgezeichnet werden. Die Luftüberwachung sei aber keine Vorbereitung für einen Militäreinsatz der USA gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad. Vielmehr erhoffe sich Präsident Barack Obama mit den Luftbildern und dem Abhören der Kommunikation von Militär und Regierung den Westen zu weiterem Druck gegen Damaskus bewegen zu können, heißt es.
Die Gewalt in Syrien erfasst inzwischen auch immer mehr Viertel der Hauptstadt Damaskus. Aktivisten berichteten, Angehörige der Sicherheitskräfte hätten im bürgerlichen Stadtteil Messe das Feuer eröffnet, als Tausende von Menschen drei am Vortag getötete Regimegegner zu Grabe trugen. Ein Teilnehmer der Trauergemeinde sei erschossen worden. Es habe mehrere Verletzte gegeben. Der regimetreue TV-Kanal Al-Dunja behauptete, ein von Aktivisten bei der Beerdigung in Messe gedrehtes Video sei eine in Katar hergestellte Fälschung, bei der man den Schnee, der in Damaskus fiel, mit Watte nachgestellt habe.
In Damaskus und Aleppo, den beiden größten Städten des Landes, war es in den ersten Monaten des Aufstandes gegen Assad, der im März 2011 begonnen hatte, relativ ruhig geblieben. Erst in den letzten Wochen nahmen die Protestaktionen und Zusammenstöße in beiden Städten zu.
China ruft zu Reformen auf
Assad traf unterdessen mit dem chinesischen Vize-Außenminister Zhai Jun zusammen, der ihn aufforderte, echte Reformen einzuleiten. Das für kommenden Freitag geplante Verfassungsreferendum könne ein erster Schritt sein, erklärte der chinesische Gast nach dem Gespräch. Er forderte die Konfliktparteien auf, ihre Angriffe einzustellen. Vor seiner Abreise traf er noch mit Vertretern der sogenannten legalen Opposition in Damaskus zusammen. Der Oppositionelle Luai Hussein sagte anschließend, er habe Zhai gesagt, absolute Priorität habe die Beendigung der Gewalt durch das Regime. Der Chinese habe ihm gesagt, er habe die syrische Führung aufgefordert, alle Militäroperationen zu beenden.
Syrische Aktivisten berichteten, die Armee habe erneut die Stadt Homs unter Beschuss genommen. Razzien und Festnahmen wurden unter anderem aus Damaskus, Deir as-Saur und Daraa gemeldet. Es hieß, bis zum Nachmittag seien landesweit sieben Menschen getötet worden. Das syrische Staatsfernsehen strahlte derweil kurze Spots aus, in denen einzelne Paragrafen des Verfassungsentwurfs vorgestellt wurden. Er sieht unter anderem ein Ende der Monopolstellung der regierenden Baath-Partei vor.
Quelle: ntv.de, dpa