Politik

Einsätze in Somalia und Libyen US-Einheiten gehen gegen Islamisten vor

Kämpfer der Al-Shabaab-Miliz 2011 in Mogadischu. Die Islamisten bekannten sich zu dem Anschlag auf das Einkaufszentrum in Nairobi.

Kämpfer der Al-Shabaab-Miliz 2011 in Mogadischu. Die Islamisten bekannten sich zu dem Anschlag auf das Einkaufszentrum in Nairobi.

(Foto: AP)

Mit zwei Einsätzen von Spezialeinheiten gehen die USA gegen Islamisten in Nordafrika vor. In Libyen wird ein ranghohes Mitglied von Al-Kaida gefasst, das wegen Anschlägen auf US-Botschaften gesucht wurde. In Somalia ist ein Al-Shabaab-Anführer das Ziel. Ob er getötet wurde, ist aber unklar.

US-Spezialkräfte sind in Libyen und Somalia bei Kommandoaktionen gegen islamistische Extremisten vorgegangen. In Libyen wurde dabei nach Pentagon-Angaben ein ranghohes Mitglied der Terrororganisation Al-Kaida gefasst. Das US-Verteidigungsministerium bestätigte zudem einen Einsatz gegen einen Führer der islamistischen Al-Shabaab-Miliz in Somalia.

Al-Libi wurde in New York wegen zwei Anschlägen auf US-Botschaften angeklagt.

Al-Libi wurde in New York wegen zwei Anschlägen auf US-Botschaften angeklagt.

(Foto: Reuters)

In Libyen nahmen Spezialkräfte den Top-Terroristen Abu Anas al-Libi gefangen. Er wurde wegen der Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania im Jahr 1998 gesucht. Er werde gegenwärtig von US-Militärs an einem sicheren Ort außerhalb Libyens festgehalten, schrieb Pentagon-Sprecher Little beim Kurznachrichtendienst Twitter.

Al-Libi gehört zu den meistgesuchten Terroristen weltweit. Bei den zeitgleichen Anschlägen auf die US-Botschaften im kenianischen Nairobi und in Daressalam in Tansania im Jahr 1998 waren 230 Menschen getötet worden, Tausende wurden verletzt.

Laut der "New York Times" wurde al-Libi nahe der libyschen Hauptstadt Tripolis gefasst. CNN zufolge soll die Regierung des Landes an dem Einsatz beteiligt gewesen sein. Ein Assistent der Übergangsregierung gab jedoch an, dass diese nicht über eine Entführung al-Libis informiert gewesen sei. Der mutmaßliche Terroranführer war im Jahr 2000 von einem Gericht in New York wegen seiner Rolle bei den tödlichen Attacken angeklagt worden.

1998: Ein US-Botschaftsmitarbeiter sichert das Gelände um den Anschlagsort in Nairobi.

1998: Ein US-Botschaftsmitarbeiter sichert das Gelände um den Anschlagsort in Nairobi.

(Foto: Reuters)

Die US-Bundespolizei FBI setzte danach eine Belohnung von fünf Millionen Dollar (3,7 Millionen Euro) auf Hinweise aus, die zu seiner Ergreifung führen. Ob der mutmaßliche Terroranführer bei der Festnahme verletzt wurde, war zunächst nicht bekannt. Aus dem Umfeld al-Libis in Libyen hieß es, der 49-Jährige sei am Samstag nach dem Frühgebet in Tripolis von bewaffneten Männern "entführt worden". Al-Libi gehörte zur Libyschen Islamischen Kampfgruppe (LIFG), die sich 2007 dem Terrornetzwerk Al-Kaida anschloss.

Al-Libi soll während der Wirren zur Zeit des Sturzes von Muammar al-Gaddafi 2011 nach Libyen zurückgekehrt sein. Am Samstag soll er kurz nach dem Morgengebet zusammen mit seinem Bruder von einer Reihe von Fahrzeugen umstellt sowie anschließend entwaffnet und  abgeführt worden sein, wie seine das Geschehen vom Fenster ihres Hauses aus beobachtende Ehefrau mitteilte.

Mehrere Al-Shabaab-Kämpfer getötet

Fast zeitgleich griffen Soldaten der Elitetruppe Navy Seals in der Nacht zum Samstag das Haus eines Anführers von Al-Shabaab in Südsomalia an, wie die "New York Times" unter Berufung auf einen Vertreter der US-Sicherheitsbehörden berichtete. Der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, George Little, bestätigte einen Einsatz, an dem US-Militärs beteiligt gewesen seien. Der Einsatz soll eine Reaktion auf das blutige Geiseldrama in Nairobi vor zwei Wochen gewesen sein.

Noch vor dem Morgengrauen seien die Spezialkräfte vom Indischen Ozean aus angerückt und hätten im somalischen Küstenort Barawe das Feuer auf ein Haus eröffnet, hieß es in dem Zeitungsbericht. Der Angriff sei vor mehr als einer Woche geplant worden - als Reaktion auf den Anschlag in der kenianischen Hauptstadt. Die Al-Shabaab-Miliz hatte sich zu der Attacke auf die dortige Westgate-Mall bekannt. Maskierte Terroristen waren in das Einkaufszentrum eingedrungen und hatten um sich geschossen. Nach mehreren Tagen endete die Geiselnahme mit mindestens 72 Toten.

Wie ein US-Regierungsvertreter der "Washington Post" sagte, wurden bei dem nächtlichen Einsatz in Barawe vermutlich fünf Al-Shabaab-Kämpfer getötet. Auch das hochrangige Mitglied der Miliz soll getötet worden sein. Doch ehe die Spezialtruppe dies prüfen konnte, hätte sie sich zurückziehen müssen, sagte ein US-Regierungsvertreter der "New York Times". US-Militärs wurden nach Angaben des Verteidigungsministeriums nicht verletzt. Die Navy Seals sind die Elite-Einheit des US-Militärs. Die Einheit tötete im Mai 2011 auch Terrorchef Osama bin Laden in Pakistan.

Al-Shabaab hatte zuvor mitgeteilt, dass ausländische Streitkräfte am Samstagmorgen ihre Stellungen in Barawe angegriffen hätten. Die Miliz machte jedoch türkische und britische Kräfte dafür verantwortlich.

Chaotische Zustände in Libyen

Die Einsätze könnten zeitgleich ausgeführt worden sein um zu verhindern, dass bei einer versetzten Aktion die Zielpersonen Sicherheitsvorkehrungen ergreifen. Die USA sprechen jedoch offiziell von einem Zufall und verneinen auch die Planung weiterer Operationen.

In Libyen herrschen seit dem Sturz Gaddafis 2011 chaotische Zustände, in denen sich bisher keine stabile Staatsgewalt neu etablieren konnte. Durch die Abwesenheit einer funktionierenden Polizei sind Kriminalität und Gewalt an der Tagesordnung, während militante Extremisten die unübersichtliche Lage zu ihrem Vorteil nutzen können.

In Somalia hingegen besteht bereits seit über 20 Jahren kein funktionierendes Staatswesen mehr. Im seit den frühen neunziger Jahren herrschenden Bürgerkrieg stehen sich die von den USA und afrikanischen Staaten gestützte Zentralregierung und die islamistisch ausgerichtete Al-Shabaab gegenüber. Der Konflikt, in welchem auch das Nachbarland Kenia bereits mehrfach mit eigenen Truppen eingegriffen hat, stellt einen konstanten Unruheherd für die gesamte Region dar.

Quelle: ntv.de, mli/dpa/AFP/rts

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