Politik

Karsai bei Obama USA beschleunigen Abzug

Karsai und Obama im Weißen Haus.

Karsai und Obama im Weißen Haus.

(Foto: dpa)

Nach elf Jahren Krieg ist Afghanistan noch immer nicht befriedet. Dennoch will die Nato ihre Truppen im kommenden Jahr abziehen. Im Fall der USA könnte dies schneller gehen als bislang gedacht. Ob auch danach US-Truppen in Afghanistan bleiben, ist noch offen. Sicher ist: Wenn die USA Soldaten in Afghanistan lassen, wird ihre Zahl überschaubar sein.

Die USA wollen ihre Soldaten schneller aus Afghanistan abziehen als bisher bekannt. Nach einem Treffen mit dem afghanischen Staatschef Hamid Karsai sagte US-Präsident Barack Obama, wegen der Erfolge der afghanischen Sicherheitskräfte könnten die Vereinigten Staaten die Geschwindigkeit des Abzugs in den kommenden Monaten erhöhen.

Obama gibt Karsai die Verantwortung für die US-Gefängnisse in Afghanistan.

Obama gibt Karsai die Verantwortung für die US-Gefängnisse in Afghanistan.

(Foto: dpa)

"Ab diesem Frühjahr werden unsere Soldaten eine andere Mission haben - die Ausbildung, Beratung und Unterstützung der afghanischen Kräfte", sagte Obama bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Karsai im Weißen Haus. Ursprünglich war die Übergabe der Sicherheitsverantwortung erst für den Sommer vorgesehen.

Die Umwandlung der Aufgabe der US-Truppen am Hindukusch sei ein "historischer Moment und ein weiterer Schritt hin zu einer vollständigen afghanischen Souveränität", sagte Obama. Zugleich versicherte er, dass die US-Soldaten im Notfall weiter in den Kampf gegen die Taliban-Rebellen eingreifen würden.

Vollständiger Abzug nicht ausgeschlossen

Dennoch blieb die Frage offen, ob die USA nach dem Abzug der internationalen Truppen weiterhin Soldaten am Hindukusch stationieren werden. In einer gemeinsamen Erklärung hieß es lediglich, eine solche Möglichkeit solle diskutiert werden. Dagegen berichtet die "New York Times", Karsai rechne mit bis zu 15.000 amerikanischen Soldaten.

Die USA und ihre Nato-Verbündeten haben mit der afghanischen Regierung vereinbart, den Kampfeinsatz bis spätestens Ende 2014 zu beenden. Einem zwischen Washington und Kabul geschlossenen Partnerschaftsabkommen zufolge sollen US-Soldaten auch über dieses Datum hinaus afghanische Truppen ausbilden und in den Kampf gegen Extremisten eingreifen.

"Eine sehr begrenzte Mission"

Obama machte deutlich, dass er erwäge, nach dem Ende des Nato-Kampfeinsatzes nur eine vergleichsweise geringe Zahl an Soldaten in Afghanistan zu belassen. Diese Mission werde sich darauf konzentrieren, die afghanischen Truppen zu beraten und zu unterstützen und die Überreste des Terrornetzwerks Al-Kaida zu verfolgen.

Berichten zufolge geht es um eine Größenordnung von 3000 bis 9000 Soldaten. Derzeit sind noch rund 66.000 US-Soldaten in Afghanistan im Einsatz, außerdem etwa 30.000 Soldasten aus anderen Ländern. Die Bundeswehr hat noch rund 4300 Soldaten am Hindukusch.

"Die ist eine sehr begrenzte Mission", sagte Obama über den künftigen Einsatz, "und es ist keine, die dieselbe Größenordnung hätte wie in den vergangenen zehn Jahren". Der afghanische Präsident signalisierte, dass er keine Probleme mit diesen Plänen habe. Es sei Sache der USA, die Größe ihrer Truppen in Afghanistan festzulegen. "Zahlen werden bei der Situation in Afghanistan keinen Unterschied machen", sagte Karsai.

Karsai teilte mit, die USA hätten sich bereiterklärt, die Kontrolle der Gefängnisse mit Terrorverdächtigen in afghanische Hoheit zu übergeben. Dies werde "bald" nach seiner Rückkehr nach Kabul geschehen. Zugleich sicherte Karsai zu, dass Afghanistan den US-Soldaten im Land juristische Immunität garantieren werde. Eine solche Immunität hatten die USA zur Bedingung gemacht.

Zweifel bleiben bestehen

Experten bezweifeln, dass die afghanischen Streitkräfte in absehbarer Zeit in der Lage sein werden, die Taliban ohne fremde Hilfe in Schach zu halten. Schließlich ist es der internationalen Streitmacht in über elf Jahren nicht gelungen, die Taliban in die Knie zu zwingen.

Karsai bekräftigte unterdessen, dass er am Ende seiner zweiten Amtszeit 2014 zurücktreten werde. Der afghanische Präsident versprach "ordentliche, gut organisierte und ungehinderte" Wahlen, um einen Nachfolger zu bestimmen.

Quelle: ntv.de, hvo/AFP/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen