Politik

Lockerbie-Bomber bald frei? USA dagegen

Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi soll Medienberichten zufolge Haftverschonung erhalten.

Abdel Bassit Ali Mohammed al-Megrahi soll Medienberichten zufolge Haftverschonung erhalten.

(Foto: dpa)

Die US-Regierung ist gegen eine vorzeitige Entlassung des Lockerbie-Attentäters Ali Mohammed al-Megrahi aus schottischer Haft.

"Wir haben der britischen Regierung und anderen Stellen unsere Sichtweise klargemacht, dass wir glauben, dass er den Rest seiner Zeit im Gefängnis verbringen sollte", sagte US-Außenamtssprecher PJ Crowley in Washington.

Britische Medien hatten berichtet, dass der schottische Justizminister Kenny MacAskill in der kommenden Woche eine Begnadigung des heute 57-jährigen, schwer krebskranken Libyers verkünden werde. Die Entlassung des Libyers soll noch vor Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan erfolgen, der Ende nächster Woche beginnt. Al-Megrahi hat bisher acht Jahre seiner lebenslangen Gefängnisstrafe verbüßt.

Die schottische Regierung wies die Berichte über eine geplante Freilassung als Spekulation zurück. Bei dem Anschlag auf eine Maschine der US-Fluggesellschaft PanAm über dem Ort Lockerbie waren 1988 270 Menschen getötet worden.

Noch keine Entscheidung gefallen

Der Lockerbie-Attentäter sitzt in diesem Gefängnis in Greenock.

Der Lockerbie-Attentäter sitzt in diesem Gefängnis in Greenock.

(Foto: REUTERS)

Es sei noch keine Entscheidung getroffen worden, sagte MacAskill dem Sender BBC. "Ich werde eine Entscheidung treffen, so bald ich kann." Der Justizminister habe sich die Argumente der US-Regierung, der Angehörigen und aller Beteiligten angehört, habe aber auch zu berücksichtigen, dass der Libyer "eindeutig sehr krank ist". Der Justizminister besuchte den Attentäter vor einer Woche im Gefängnis.

Fortgeschrittene Krebserkrankung

Al-Megrahi hatte im vergangenen Oktober die Freilassung beantragt und bat Ende Juli um Gnade. Er leidet an Prostata-Krebs im Endstadium. Der zu lebenslanger Haft verurteilte Libyer müsste noch mindestens 20 Jahre im Gefängnis verbringen.

Auch Libyen hatte Anfang Mai eine Überstellung des ehemaligen Geheimdienstagenten von Großbritannien beantragt. Eine Woche zuvor hatten beide Staaten ein Abkommen über den Austausch von Häftlingen unterzeichnet. Al-Megrahi solle als Bedingung den Rest seiner Freiheitsstrafe in seinem Heimatland absitzen, hieß es. Er kann laut Justizminister aber nur ausgeliefert werden, wenn keine Verfahren mehr ausstehen. Ein Gericht in Edinburgh rollte den Fall im April neu auf, nachdem eine Kommission Anzeichen für einen Justizirrtum sah.

Hinterbliebene sind empört

Angehörige der Opfer bezeichneten die Verhandlungen über die Freilassung als Einladung für weitere Terroristenangriffe. "Megrahi und Libyens Regierung zeigten überhaupt kein Mitleid für meinen Ehemann", sagte die Amerikanerin Stephanie Bernstein der BBC. Es wäre ein fatales Signal, diesen Mann zu entlassen, meinte sie.

Der Libyer war im Januar 2001 wegen des Terroranschlags auf die Maschine der US-Fluggesellschaft PanAm am 21. Dezember 1988 verurteilt worden. Ein zweiter Verdächtiger wurde freigesprochen.

Quelle: ntv.de, dpa

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