Bestellung bei Biontech/Pfizer USA kaufen 500 Millionen Impfdosen - für andere Länder
10.06.2021, 06:55 Uhr
Die ersten 200 Millionen Dosen aus der USA-Spende sollen noch in diesem Jahr ausgeliefert werden.
(Foto: picture alliance/KEYSTONE)
In den USA haben bereits mehr als 140 Millionen Menschen den vollen Immunschutz gegen Covid-19. Die meisten anderen Länder der Welt können von einer solchen Impfquote bislang nur träumen. Mit einer Spende wollen die Vereinigten Staaten nun zumindest etwas Abhilfe schaffen.
Vor dem G7-Gipfel im englischen Cornwall sagt die US-Regierung eine Spende von 500 Millionen Impfdosen an Dutzende arme Länder der Welt zu. Nach Angaben des Weißen Hauses sollen die Dosen des Impfstoffs von Pfizer/Biontech an 92 Länder mit niedrigem und niedrigem mittleren Einkommen sowie an die Afrikanische Union verteilt werden. 200 Millionen Dosen sollen zwischen August und Ende des Jahres geliefert werden, die übrigen 300 Millionen bis Juni 2022.
US-Präsident Joe Biden werde den "historischen Schritt" im Laufe des Tages verkünden und andere Demokratien aufrufen, die globale Versorgung mit Impfstoffen zu unterstützen. Beim Gipfel wollen die G7-Staaten zudem eine Gesundheitserklärung verabschieden, um besser gegen künftige Virus-Ausbrüche vorgehen zu können. In einem Entwurf verpflichtet sich die G7-Gruppe, "die kollektiven Abwehrkräfte zu stärken, um durch wirksames multilaterales Handeln und ein gestärktes globales Gesundheitssystem besser gegen künftige Pandemien vorzubeugen, diese zu entdecken, darauf zu reagieren und sich davon zu erholen".
"Globale Lösungen sind gefordert", hieß es weiter. Im Mittelpunkt soll eine "reformierte" Weltgesundheitsorganisation (WHO) stehen. Die Corona-Pandemie gehört neben dem Klimaschutz zu den zentralen Themen des Treffens der Staats- und Regierungschefs aus den USA, aus Deutschland, Großbritannien, Kanada, Frankreich, Italien und Japan sowie EU-Vertretern, das von Freitag bis Sonntag in Cornwall stattfindet. Der Gipfel der wichtigen Industriestaaten soll eine Demonstration der Geschlossenheit zwischen den weltweit führenden demokratischen Nationen werden. Gastgeber Großbritannien hat daher auch Südkorea, Südafrika, Australien und Indien eingeladen.
Das Weiße Haus teilte mit, die Impfstoffspende werde helfen, den globalen Kampf gegen die Pandemie zu verstärken. Sie werde zudem die Grundlage für weitere Maßnahmen bilden, die in den kommenden Tagen bekannt gegeben würden. "Präsident Biden hat deutlich gemacht, dass Grenzen diese Pandemie nicht aufhalten können, und hat versprochen, dass unsere Nation das Arsenal der Impfstoffe sein wird", hieß es.
USA nehmen Milliarden für experimentelles Medikament in die Hand
In den USA haben bereits mehr als 171,7 Millionen der rund 330 Millionen Einwohner mindestens eine Impfdosis erhalten. Mehr als 140,4 Millionen Menschen sind voll geimpft. Die US-Regierung hat bislang zugesagt, bis Ende Juni 80 Millionen Impfstoffdosen mit anderen Staaten zu teilen. Vergangene Woche hatte das Weiße Haus Details zur Verteilung der ersten 25 Millionen Dosen veröffentlicht. Mindestens 75 Prozent davon, knapp 19 Millionen Dosen, sollen demnach über das Impfprogramm Covax vergeben werden. Die verbleibenden rund 25 Prozent, etwa 6 Millionen Dosen, will die US-Regierung direkt an Länder abgeben: etwa an die Nachbarländer Kanada und Mexiko sowie Indien und Südkorea.
Für die eigene Bevölkerung hat die US-Regierung nun auch einen milliardenschweren Vorvertrag mit dem US-Pharmakonzern Merck & Co. (MSD) zum Kauf eines experimentellen Corona-Medikaments abgeschlossen. Sollte die von MSD gegen Covid-19-Erkrankungen entwickelte Pille Molnupiravir eine notfallmäßige oder vollständige Zulassung durch die US-Behörden erhalten, würden die USA 1,7 Millionen Behandlungseinheiten des Medikaments bestellen, verkündete das Gesundheitsministerium in Washington. Molnupiravir befindet sich derzeit in Phase 3 der klinischen Tests. Nach Angaben von MSD - nicht zu verwechseln mit der deutschen Merck KGaA - werden die USA bei einem endgültigen Zustandekommen des Vertrags rund 1,2 Milliarden Dollar (knapp eine Milliarde Euro) für die 1,7 Millionen Behandlungseinheiten Molnupiravir zahlen.
In der derzeitigen klinischen Testphase wird das Medikament bei 1850 Menschen eingesetzt. Die Studienergebnisse werden für den Herbst erwartet. Die Behandlung mit Molnupiravir, das von MSD gemeinsam mit dem Unternehmen Ridgeback Biotherapeutics entwickelt wird, dauert fünf Tage. Bei dem Medikament handelt es sich um einen sogenannten Polymerasen-Hemmer. Solche Medikamente blockieren ein bestimmtes Enzym, das Viren zur Vermehrung ihrer DNA benötigen. Vorläufige Ergebnisse der 2a-Testphase mit Molnupiravir hatten gezeigt, dass sich die Virenlast bei Corona-Patienten bis zum fünften Behandlungstag erheblich reduziert hatte. In der Kontrollgruppe war dies nur bei rund einem Viertel der Testpersonen der Fall gewesen. Molnupiravir wurde auch in klinischen Studien gegen Viruserkrankungen wie Influenza und Ebola getestet, ist jedoch gegen diese Krankheiten nicht zugelassen.
Quelle: ntv.de, ysc/dpa/AFP