Riesige Truppenbewegung USA tauschen Irak-Soldaten aus
09.01.2004, 08:32 UhrFür zahlreiche US-Soldaten endet in diesen Tag ihr Dienst im Irak, anderen steht dagegen der monatelange Einsatz erst bevor. Das US-Verteidigungsministerium hat nach Angaben aus Armeekreisen mit einer gigantischen Truppenbewegung begonnen. Mehr als 120.000 Soldaten im Irak sollen bis Ende Mai ersetzt werden.
"Es hat begonnen", hieß es beim US-Militär. Als erstes seien Soldaten der 82. Luftlandedivision von North Carolina in den Irak verlegt worden. Im Rahmen des Truppenaustausches würden auch Aufklärungsdrohnen der Typen Predator, Shadow und Raven im Irak stationiert, um die Aktivitäten der Freischärler dort Tag und Nacht zu beobachten. Erste Soldaten eines neuen Sprengstoffräumkommandos seien bereits im Irak.
"Bedrohung aufgebauscht"
Das renommierte amerikanische Forschungsinstitut "Carnegie Endowment for International Peace (CEIP) wertete unterdessen die Angaben der US-Regierung über Massenvernichtungswaffen im Irak als "irreführend" ab. Regierung und Geheimdienste hätten die Bedrohung durch den Irak vor Kriegsbeginn aufgebauscht. Meinungen seien in Fakten umgewandelt worden, hieß es in einer Studie, die am Donnerstag in Washington veröffentlicht wurde.
Dem widersprach US-Außenminister Colin Powell. "Ich habe volles Vertrauen in die Fakten, die ich im vergangenen Jahr präsentiert habe", sagte Powell. Er hatte im Februar vergangenen Jahres im Weltsicherheitsrat angebliche Beweise für irakische Waffenprogramme vorgelegt. Man müsse auf die Ergebnisse der Waffeninspekteure warten, sagte Powell. Bislang haben die US-Inspekteure im Irak keine Massenvernichtungswaffen gefunden.
In Großbritannien, dem engsten Verbündeten der USA im Irak-Krieg, waren Premier Tony Blair und Verteidigungsminister Geoff Hoon nach dem Tod des britischen Waffenexperten David Kelly unter Druck geraten. Der Mikrobiologe hatte sich das Leben genommen, nachdem er als Quelle eines kritischen BBC-Berichts bekannt geworden war. Die BBC hatte berichtet, Blair habe in einem Dossier Geheimdienstberichte über die Waffenarsenale des Irak aufgebauscht, um die kritische Öffentlichkeit von der Notwendigkeit des Krieges gegen den Irak zu überzeugen.
Angriffe gehen weiter
Bei einer Bombenexplosion während des Freitagsgebets sind in der Stadt Bakuba nach Angaben des arabischen TV-Senders El Dschasira sechs Menschen getötet und 37 weitere Gläubige verletzt worden. Über den Hintergrund der Explosion in der vorwiegend von sunnitischen Muslimen bewohnten Stadt nördlich von Bagdad wurde zunächst nichts bekannt.
Am frühen Freitagmorgen beschossen Unbekannte ein vor allem von westlichen Ausländern bewohntes Hotel in Bagdad mit Panzerfäusten. Laut El Dschasira wurde niemand verletzt. Es entstand nur Sachschaden in zwei der oberen Stockwerke. In dem Hotel "Burj el Hayat", das im vergangenen Jahr noch UN-Waffeninspekteure beherbergt hatte, wohnen unter anderem Geschäftsleute.
Razzia in Tikrit
In Tikrit, der Heimatstadt des im Dezember gefangen genommenen Ex-Diktators Saddam Hussein, nahmen US-Soldaten bei einer nächtlichen Razzia 13 Verdächtige fest. Wie der n-tv Partnersender CNN unter Berufung auf die Streitkräfte berichtete, stehen die Männer im Verdacht, an Anschlägen gegen die US-Streitkräfte beteiligt gewesen zu sein. Es seien Materialien zum Bombenbau, Computer und Handfeuerwaffen beschlagnahmt worden.
Quelle: ntv.de