Hormonwelle schwappt über Über 2.000 Betriebe dicht
18.07.2002, 17:54 UhrIm Skandal um hormonbelastete Futtermittel hat sich innerhalb von nur einem Tag die Zahl der betroffenen Betriebe in Deutschland mehr als versechsfacht.
Nach dem Fund des verbotenen Wachstumshormons MPA in Nordrhein-Westfalen wurden am Donnerstag mehr als 1.800 Agrarbetriebe gesperrt. Sie hätten über zwei Händler in Nordrhein-Westfalen Futtermittel bezogen, dem hormonbelastete Melasse beigemischt worden sei, sagte Landesagrarministerin Bärbel Höhn (Grüne) am Donnerstag.
In Rheinland-Pfalz sind 291 Agrarbetriebe betroffen. Mit der Ausweitung des Skandals sind nunmehr auch Rinder betroffen.
Höhn sprach von einer neuen Dimension des Skandals. „Das verschlägt einem die Sprache.“ Ein einziger Lieferant arbeite mit kriminellen Methoden, und Tausende Bauern und Millionen Verbraucher seien betroffen. Höhn und Bundesverbraucherministerin Renate Künast (Grüne) zeigten sich optimistisch, dass die Sperre für einen Großteil der Betriebe schnell wieder aufgehoben werden könne. Künast appellierte an die Versicherungen der betroffenen Betriebe, schnell und unbürokratisch Entschädigungen zu zahlen.
Von dem Skandal sind in Deutschland alle Bundesländer außer Sachsen und den Stadtstaaten Berlin und Bremen betroffen. Möglicherweise belastete Lieferungen gingen auch an alle EU-Mitgliedstaaten außer Finnland, Griechenland, Irland und Österreich.
Irischer Verursacher
Am Mittwoch war der Verursacher des europaweiten Hormonskandals in Irland entdeckt worden. Die Hormon-Rückstände in Futtermitteln und Fruchtsäften gehen nach einem Zwischenbericht der irischen Agentur für Umweltschutz (EPA) auf einen dortigen Pharmahersteller zurück.
Der hat demnach Hormon-Abfälle falsch deklariert und als "Zuckerwasser" nach Belgien geliefert. Dort wurde der Arznei-Müll in Glukosesirup eingearbeitet, der dann in Futter und Getränke gelangte. Den Ermittlungen zufolge stammen die Abfälle aus der Firma Wyeth Medica Ireland, die unter anderem Anti-Baby-Pillen und Tabletten für die Hormon-Ersatz-Therapie herstellt.
Quelle: ntv.de