Tunesische Revolution geht weiter Übergangsregierung bröckelt
01.03.2011, 21:22 UhrSechs Mitglieder der Übergangsregierung in Tunesien verlassen das Kabinett. Mindestens zwei von ihnen dürften bei den Präsidentschaftswahlen antreten.

Tunesien muss derzeit nicht nur eine Revolution zu einem erfolgreichen Ende bringen, sondern auch mit Flüchtlingsströmen aus Libyen fertigwerden.
(Foto: dpa)
Innerhalb von zwei Tagen haben insgesamt sechs Minister der tunesischen Übergangsregierung ihren Rücktritt eingereicht. Nachdem sich auf Druck der Straße die letzten Vertreter der alten Garde verabschiedet hatten, traten am Dienstag auch drei langjährige Oppositionelle von ihren Ämtern zurück. Ahmed Nejib Chebbi gab sein Amt als Minister für regionale Entwicklung auf. Er protestierte gegen die unklare Linie der Regierung. Ahmed Ibrahim trat als Bildungsminister zurück. Er wolle der Revolution auf andere Weise dienen, betonte er.
Am Abend gaben auch der beim Regierungschef angesiedelte Minister für Sozial- und Wirtschaftsreformen, Ilyes Jouini, sowie der Industrie-Staatssekretär Sami Zaoui ihren Rücktritt bekannt. Es wird damit gerechnet, dass zumindest Ibrahim und Chebbi bei den Präsidentschaftswahlen antreten wollen, die vor Mitte Juli stattfinden sollen. Neben den beiden gab auch die Staatssekretärin für Bildung ihr Amt auf. Am Wochenende war nach Protesten mit fünf Toten zunächst Premierminister Mohammed Ghannouchi zurückgetreten. Er galt als Symbol des alten Regimes des gestürzten Diktators Zine el Abidine Ben Ali.
Am Montag kippten die beiden noch verbliebenen Gefolgsleute Ben Alis, Industrieminister Mohamed Afif Chelbi und Mohamed Nouri Jouini, zuständig für Entwicklungszusammenarbeit. Der neue Premierminister Béji Caïd Essebsi (84) hatte nach seinem Amtsantritt offensichtlich vergeblich an das Kabinett appelliert, bis zu den Wahlen zusammenzuhalten.
Auch in Algerien rumort es nun vernehmbarer: Am Dienstag demonstrierten rund 10.000 Studenten in der 110 Kilometer östlich der Hauptstadt Algier gelegenen Stadt Tizi Ouzo für einen demokratischen Wandel in ihrem Land. Die Kundgebung - bei der ein Regierungswechsel gefordert wurde - fand unter einem großen Sicherheitsaufgebot statt. Über Zwischenfälle wurde jedoch zunächst nicht bekannt.
Quelle: ntv.de, dpa