Politik

Keine echte Agenten-Affäre Um Schadensbegrenzung bemüht

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(Foto: dpa)

Eine echte Agenten-Affäre sieht anders aus. Das stellt sich zwei Tage nach der "Zerschlagung eines russischen Spionagerings" in den USA heraus. Beide Seiten sind um Schadensbegrenzung bemüht; auf die sonst übliche Aufdeckung von US-Spionen verzichtet Moskau.

Nach dem spektakulären Schlag gegen einen mutmaßlichen russischen Spionagering in den USA bemühen sich beide Regierungen nun um Schadensbegrenzung. Nach Ansicht Moskaus wird die Affäre nicht zu einer neuen Abkühlung in den Beziehungen mit Washington führen. Das russische Außenministerium begrüßte den Kommentar von Präsidentensprecher Robert Gibbs: "Ich glaube nicht, dass dies einen Einfluss auf den Neubeginn unserer Beziehungen haben wird."

Zuvor hatte das Außenamt in Moskau noch vor einem Rückfall in die Zeit des Kalten Krieges gewarnt. Die sonst in solchen Fällen üblichen Gegenmaßnahmen wie die öffentliche Aufdeckung von US-Agenten durch die russische Seite blieben aus.

Russlands Regierungschef Wladimir Putin wies außerdem Befürchtungen zurück, sein Land wolle ausländisches Know-how kopieren und für eigene Zwecke nutzen. "Wir tun das nicht", sagte der frühere Geheimdienstchef. Russland wolle Technik nicht "klauen", sondern für "gutes Geld kaufen". "Ich hoffe, dass all das Positive, das in unserem Verhältnis erreicht worden ist, nicht durch die jüngsten Ereignisse beschädigt wird", sagte Putin.

Hamburger essen mit Medwedew

Medwedew und Obama spielen für die Öffentlichkeit "gute Freunde".

Medwedew und Obama spielen für die Öffentlichkeit "gute Freunde".

(Foto: AP)

Obama hatte erst vorige Woche bei einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew den Kremlchef als "Partner und Freund" bezeichnet und ihn als demonstratives Zeichen der Annäherung in sein bevorzugtes Hamburger-Restaurant eingeladen - nur einige Straßenblöcke von dem Ort entfernt, wo einer der mutmaßlichen Spione lebte. Ziel des Besuchs war die Vertiefung der Wirtschaftsbeziehungen.

Spitzeln mit unsichtbarer Tinte

Unterdessen wurden weitere Details über das Leben der insgesamt elf mutmaßlichen "Maulwürfe" bekannt. Die vier Paare und drei Einzelpersonen führten US-Medienberichten zufolge unauffällige Leben als Immobilienmakler, Angestellte in der Finanz- und Reisebranche, Zeitungskolumnist und Lehrer. Drei der Paare haben auch Kinder.

Ihr Ziel war den Ermittlungen zufolge, Zugang zu politischen Kreisen zu bekommen und geheime Details über Absichten der US-Regierung ausfindig zu machen. Für ihre Kommunikation nutzten sie High-Tech, aber auch fast schon klischeehafte Spionage-Klassiker wie unsichtbare Tinte und tote Briefkästen. Die US-Bundespolizei FBI ermittelte jahrelang gegen den mutmaßlichen Spitzelring, bevor die Fahnder am Sonntag und Montag schließlich zuschlugen.

So unaufällig wohnen russische Spione in den USA.

So unaufällig wohnen russische Spione in den USA.

(Foto: AP)

Ob die Beschuldigten tatsächlich an wichtige Staatsgeheimnisse gelangten, ist unterdessen fraglich. Aus Dokumenten der US-Justiz geht hervor, dass ein in Boston lebendes Paar der Moskauer Zentrale Rechnungen schickte. In einer werden 8500 Dollar (7000 Euro) für Miete, 2180 Dollar (1750 Euro) für Autoleasing-Kosten, 3600 Dollar (3000 Euro) für Ausbildung in Rechnung gestellt. Bei Youtube erzählt eine mutmaßliche Spionin auf Russisch, wie toll und frei die USA sind - ganz anders als Russland.

Neun der elf Verdächtigen wird neben verbotener Agententätigkeit auch Geldwäsche vorgeworfen. Insgesamt drohen ihnen bein einer Verurteilung bis zu 25 Jahre Haft. Es wird damit gerechnet, dass Ende Juli die offizielle Anklageschrift veröffentlicht wird, von der weitere Details über das Ausmaß der Spionage-Affäre erwartet werden.

Quelle: ntv.de, dpa

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