"Einheitliche Denkweise" Umerziehung in Tibet
21.04.2008, 09:45 UhrIm Kampf gegen die Autonomiebewegung in Tibet hat die kommunistische Partei Chinas eine Kampagne zur politischen Erziehung gestartet. Gerichtet sei sie vor allem an Funktionäre und Parteimitglieder in der tibetischen Hauptstadt Lhasa, berichtete die amtliche Zeitung "Tibet Daily". Ziel sei es, "Separatismus zu bekämpfen, die Stabilität zu schützen und die Entwicklung zu fördern". Eine "einheitliche Denkweise" und eine "geschlossene Haltung von Offiziellen und der Masse" sollten erreicht werden.
Auf diese Weise soll auch der Kampf gegen den Dalai Lama und seine Anhänger intensiviert werden, den die Führung in Peking für die jüngsten Unruhen in Tibet und Störungen der Olympia-Vorbereitungen verantwortlich macht, wie das Blatt weiter schreibt. Zu der auf zwei Monate ausgelegten Kampagne seien Fernsehsendungen und organisierte Denunzierungssitzungen geplant. Die Funktionäre und Parteimitglieder würden an ihrer Leistung während der Kampagne gemessen.
China hat im vergangenen Monat Autonomie-Proteste in Tibet niedergeschlagen, die von buddhistischen Mönchen ausgegangen waren. Der Dalai Lama hat die chinesischen Vorwürfe wiederholt zurückgewiesen und mehrfach betont, ihm gehe es nicht um staatliche Unabhängigkeit sondern um kulturelle Autonomie der Tibeter. Zudem sprach der im Exil lebende Friedensnobelpreisträger seine Unterstützung für die Olympischen Sommerspiele in Peking aus.
Pro-chinesische Demonstrationen
Erstmals hatten sich am Wochenende Zehntausende von pro-chinesischen Demonstranten lautstark zu Wort. Sie protestierten in China und mehreren anderen Ländern, darunter Deutschland, für den Gastgeber der Olympischen Spiele. Dabei kritisierten sie eine Politisierung der Sommerspiele und eine "einseitige" Berichterstattung westlicher Medien.
In mindestens acht chinesischen Städten demonstrierten Menschen mit Rufen wie "Tibet gehört zu China". Ihre Proteste richteten sich unter anderem gegen die französische Einzelhandelskette Carrefour. Sie riefen zu einem Boykott französischer Waren auf. Nach den Zwischenfällen beim Fackellauf in Paris ist besonders Frankreich in die Kritik geraten. Carrefour wurde unterstellt, den Dalai Lama zu unterstützen. Dies dementierte das Unternehmen.
Sarkozy schickt Vermittler
Der französische Präsident Nicolas Sarkozy will in den kommenden Tagen gleich zwei hochrangige Vermittler nach China schicken, um die Regierung dort zu besänftigen. Der ehemalige Premierminister Jean-Pierre Raffarin werde am Mittwoch mit einer Botschaft Sarkozys in Peking erwartet, berichtete die Zeitung "Journal du dimanche". Zudem will Sarkozys außenpolitischer Berater Jean-David Levitte am kommenden Wochenende nach China reisen.
Quelle: ntv.de