Lob für den "Deutschland-Plan" Unternehmer stärken Steinmeier
04.08.2009, 07:05 UhrSPD-Kanzlerkandidat Steinmeier hält trotz heftiger Kritik an seiner Vision für ein Jobwunder in Deutschland fest. Vier Millionen neue Arbeitsplätze bis 2020 seien möglich. Lob bekommt er von führenden Unternehmern.

Steinmeier beginnt in Herten seine "Deutschland-Reise", mit der er für seinen "Deutschland-Plan" werben will.
(Foto: dpa)
Führende Unternehmer unterstützen das Wirtschaftskonzept von SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier. "Die Pläne Steinmeiers, Deutschland im Bereich der Software zu stärken, finde ich sehr gut", sagte Leo Apotheker, Chef der Softwareschmiede SAP, der "Financial Times Deutschland". Dabei lobte er vor allem die Vorschläge zum Bildungsbereich und zur Förderung von Frauen im Berufsleben. "Hier haben wir gegenüber den USA und Indien großen Nachholbedarf", betonte Apotheker. Software werde als Standortfaktor immer wichtiger.
Emanuele Gatti, Vorstandsmitglied des Medizintechnikherstellers Fresenius Medical Care, gibt Steinmeier Recht dabei, die Branche als Jobmotor nutzen zu wollen. "Im Gesundheitssektor sehe ich ein großes Wachstumspotenzial, das auch zur Schaffung einer hohen Anzahl neuer Arbeitsplätze beitragen wird", sagte Gatti. Dies gelte nicht nur für den Pflegebereich, sondern auch für IT-Spezialisten, Nano- und Materialtechnikern. Hier werde es starke Zuwachsraten geben.
Schmoldt lobt ehrgeiziges Ziel
IG-BCE-Chef Hubertus Schmoldt lobte Steinmeiers Pläne ebenfalls. "Ein ganz wichtiger Vorteil seines Konzepts ist, dass es der Realwirtschaft die zentrale Stellung zuweist. Die Blasen sind alle im Dienstleistungsbereich geplatzt, Länder wie Großbritannien, die vor allem darauf gesetzt haben, stecken jetzt in den größten Problemen", sagte er der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung". Zu Steinmeiers Prognose von vier Millionen neuen Jobs bis 2020 sagte Schmoldt, zwar könne niemand die Frage präzise beantworten, wie viele Arbeitsplätze ein neues Konzept schafft. "Aber ein ehrgeiziges Ziel zu stecken, für das sich gemeinsame Anstrengungen lohnen, das ist auch und gerade in einer Zeit richtig, in der viele Menschen um ihre Stellen fürchten."
Dagegen kritisierte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) das Jobversprechen der SPD als anmaßend. "Was Steinmeier als Beschäftigungswunder vorschlage, sehe "ein wenig nach Planwirtschaft aus", sagte IfW-Konjunkturchef Joachim Scheider der "Berliner Zeitung". So viel Einfluss auf die Beschäftigung habe der Staat nicht.
Gabriel ist begeistert
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) rechnet mit Rückenwind für die SPD durch den "Deutschland-Plan" von Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier. "Das wird die Stimmungslage vor der Bundestagswahl beeinflussen", sagte Gabriel in Berlin. "Der "Deutschland-Plan" macht klar, dass es um eine Richtungsentscheidung geht." Die Umwelttechnologien können nach Ansicht von Gabriel für ein "Job-Wunder" sorgen. In Umfragen liegt die SPD knapp acht Wochen vor der Bundestagswahl deutlich hinter der Union.
"Deutschland-Reise" beginnt
Begleitet von breiter Kritik am Arbeitsmarkt-Ziel der SPD hat Steinmeier derweil seine Wahlkampfreise begonnen. "Vier Millionen Arbeitsplätze in zehn Jahren, das ist realistisch. Das ist machbar", hielt der Außenminister im nordrhein-westfälischen Herten dagegen. CDU, Grüne und Linke warfen ihm vor, unglaubwürdig zu sein und nicht zu sagen, wie er sein Ziel Vollbeschäftigung erreichen will.
Mit der Wahlkampf-Tour will der Vizekanzler für seinen "Deutschland-Plan" werben, den er am Montag in Berlin vorgestellt hatte. Bis Ende August will Steinmeier in 14 von 16 Bundesländern Station machen. In allen Umfragen zur Wahl liegt die SPD weit hinter der Union zurück.
Quelle: ntv.de, rts/dpa