Politik

Von EU-Beschluss bis Poesie Van Rompuy twittert gern auf Gipfeln

US-Präsident Barack Obama tut es, Russlands Staatschef Dmitri Medwedew ebenso und seit einiger Zeit auch EU-Ratspräsident Herman : twittern. Und dabei geht es nicht immer nur um Politik.

Van Rompuy ist seit Dezember 2009 der erste ständige Präsident des EU-Rates.

Van Rompuy ist seit Dezember 2009 der erste ständige Präsident des EU-Rates.

(Foto: picture alliance / dpa)

Mit seinen Kurznachrichten auf dem Internet-Portal hat Van Rompuy schon einige wichtige Entscheidungen aus EU-Beratungen auf allerhöchster Ebene verkündet - das könnte auch bei dem EU-Sondergipfel zu Libyen und dem anschließenden Treffen der Euro-Länder am Freitag in Brüssel wieder der Fall sein. Inzwischen ist bekannt, dass der Ratspräsident twittert, aber vor wenigen Wochen hat Van Rompuy mit seinen Kurznachrichten zahlreichen Journalisten noch ein Schnippchen geschlagen.

So etwa auf dem EU-Gipfel Ende letzten Jahres: Auf Einladung Van Rompuys waren die Staats- und Regierungchefs der 27 EU-Mitgliedsländer in Brüssel zusammengekommen, um über eine Absicherung des Euro zu beraten. Hunderte Journalisten waren versammelt, die auf den Gängen des Tagungsortes und im großen Pressesaal um jedes Delegationsmitglied eine Traube bildeten, um Neuigkeiten aus dem Sitzungssaal ein paar Stockwerke höher zu erfahren. Die Spannung stieg, um zwölf Minuten vor 20 Uhr wurde schließlich gemeldet: "EU-Staaten einigen sich für Rettungfonds auf Änderung des EU-Vertrags".

In Echtzeit auf dem Laufenden

Doch was viele Medien unter Berufung auf "EU-Diplomaten" berichteten, konnte schon rund zehn Minuten vorher alle Welt im Internet lesen. Nun sind zehn Minuten im Nachrichtenjournalismus nicht nur eine halbe Ewigkeit, die Quelle war zudem auch noch der EU-Ratspräsident selbst - Van Rompuy hatte das Ergebnis der Beratungen getwittert. "Wir haben einen Weg gesucht, um so viele Menschen wie möglich in Echtzeit zu erreichen", erläutert Van Rompuys Sprecher Dirk De Backer die Entscheidung, den Kurzbotschaftendienst zu nutzen.

Über Twitter ("Gezwitscher") können die Nutzer kostenlose Textnachrichten von bis zu 140 Zeichen an ihre Abonnenten absetzen. Der Dienst hat sich seit seiner Vorstellung im Jahr 2006 zu einem der populärsten Online-Netzwerke entwickelt, das auch von vielen Prominenten und Politikern genutzt wird, um Anhänger, Interessierte oder Journalisten mit Informationshäppchen zu versorgen. Die Nachrichten werden von den "Followers" über das Internet empfangen. Wer ein Internethandy besitzt, bleibt also immer auf dem Laufenden. Die Nachrichten Van Rompuys lassen sich unter dem Internetlink http: //twitter.com/euhvr finden.

Nun sei es nicht so, dass der Belgier auf den Gipfeltreffen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy sitze und ständig auf seinem Smartphone herumtippe, versichert De Backer. Verantwortlich ist während der Gipfel sein Pressestab. Ziel sei es neben der zeitnahen Information auch gewesen, während der Gipfel herumschwirrende Gerüchte zu vermeiden. Ein Vorteil ist es für die Sprecher zudem, dass sie in den Kurzbotschaften bereits die Internetlinks zu wichtigen Dokumenten einbauen können.

Ein Mensch wie du und ich

Ende Oktober hat Van Rompuy erstmals getwittert, inzwischen haben fast 9000 Follower die Kurzbotschaften Van Rompuys abonniert. Und auch wenn manche Journalisten finden, dass die Tweets nicht immer den Kern einer wichtigen EU-Erklärung wiedergeben, ist De Backer von dem Nutzen der Kurzbotschaften überzeugt: "Wir werden weiter twittern." Das Presseteam Van Rompuys verbreitet inzwischen etwa die wichtigsten Sätze seiner Reden oder Informationen zu Treffen mit Staats- und Regierungschefs über die Internetseite.

Aber wer Van Rompuy auf Twitter folgt, lernt auch eine andere Seite des stets etwas unscheinbar wirkenden Politikers kennen. Denn der 63-Jährige lässt es sich nicht nehmen, ab und zu selbst einen "Tweet" zu verbreiten. Der Belgier ist ein Liebhaber von Poesie und vor wenigen Wochen twitterte er folgende Zeilen in Form eines japanischen Haiku-Gedichts: "Im Winter ertönt / das Krächzen der Raben / zerbrechlicher als gewöhnlich".

Quelle: ntv.de, Yann Ollivier, AFP

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen