Streit um Pius XII. Vatikan lenkt ein in Israel
15.04.2007, 17:52 UhrNach einer diplomatischen Verstimmung zwischen Israel und dem Vatikan will der Apostolische Nuntius in Israel, Monsignore Antonio Franco, nun doch an den israelischen Holocaust-Gedenkfeiern teilnehmen. Israelische Medien berichteten, Franco habe dies dem Außenministerium in Jerusalem mitgeteilt. Jad Vaschem begrüßte die Entscheidung.
Auslöser des Streits war die umstrittene Rolle der katholischen Kirche in der NS-Zeit. Franco nannte als Grund für seine Absage, dass in einer Bildunterschrift in Jad Vaschem das Wirken von Papst Pius XII. (1939-58) im Zweiten Weltkrieg falsch dargestellt werde. Es heißt dort neben einem Porträt von Pius XII., er habe im Zweiten Weltkrieg nichts getan, um Rassismus und Antisemitismus zu verurteilen. "Sein Schweigen und das Fehlen von Leitlinien haben die Kirchenmänner in ganz Europa gezwungen, selbst zu entscheiden, wie sie sich verhalten sollen." Der Vatikan-Botschafter kritisierte, in der Bildunterschrift werde die ganze katholische Kirche beleidigt.
Jad Vaschem begrüßte Francos Entscheidung, nun doch an den Gedenkzeremonien teilzunehmen, als "richtigen Schritt". In einer Stellungnahme der Einrichtung hieß es am Sonntag, es sei "unangemessen, eine Frage der historischen Forschung mit dem Gedenken an die Holocaust-Opfer zu verbinden".
Die Rolle, die Pius XII. in der Nazi-Zeit gespielt hat, ist bis heute strittig und Thema eingehender Forschungen. Kritiker werfen ihm vor, sich zu passiv verhalten und zur Verfolgung der Juden geschwiegen zu haben. Der Vatikan betont hingegen, Pius -der vor seiner Papstwahl Eugenio Pacelli hieß -habe zahlreiche römische Juden während des Zweiten Weltkrieges in Kirchen verstecken lassen.
Quelle: ntv.de