Clinton und Merkel ermahnen Israel Verbündete machen Druck
15.03.2010, 16:36 UhrUngewohnt deutlich mahnt Bundeskanzlerin Merkel von Israel "konstruktive" Signale an. In dem auch von den USA scharf kritisierten Siedlungsplan im arabischen Ost-Jerusalem sieht sie einen "schweren Rückschlag" für den Nahost-Friedensprozess.

Merkel fordert konstruktive Beiträge von Israel (Foto: mit ihrem libanesischen Staatsgast Hariri in Berlin).
(Foto: REUTERS)
Israel gerät im Siedlungsstreit unter immer größeren Druck der engsten Verbündeten. Wie zuvor bereits die US-Regierung kritisierte Bundeskanzlerin Angela Merkel Israel wegen eines geplanten Bauprojekts im arabischen Ostteil Jerusalems in ungewohnt deutlicher Form. US-Außenministerin Hillary Clinton machte nach Medienberichten derweil neuen Druck, damit die geplanten indirekten Friedensgespräche mit den Palästinensern endlich in Gang kommen. Der israelische Botschafter in den USA, Michael Oren, sprach von der "schlimmsten Krise" im Verhältnis beider Länder seit 35 Jahren.
Nach einem Treffen mit dem libanesischen Ministerpräsidenten Saad Rafik Hariri sprach Merkel in Berlin von einem "schweren Rückschlag" für den Friedensprozess im Nahen Osten. "Ich hoffe, dass auch die Signale aus Israel in Zukunft konstruktiv sind und nicht weiter so negativ, dass sie das Zustandekommen von solchen Gesprächen verhindern", sagte Merkel. "Wir sind der Meinung, dass es ein Zeitfenster gibt, das nicht unendlich groß ist".
Mit indirekten Gesprächen ist gemeint, dass Israelis und Palästinenser nicht an einem Verhandlungstisch sitzen, sondern der US-Nahostgesandte George Mitchell mit Fragen und Antworten zwischen Ramallah und Jerusalem pendelt.
Israel verärgert USA

In Ramat Schlomo, einer jüdischen Siedlung im arabischen Teil Jerusalems, sollen weitere 1600 Häuser gebaut werden.
(Foto: REUTERS)
Das israelische Innenministerium hatte vergangene Woche während des Besuchs von US-Vizepräsident Joe Biden den Bau von 1600 Wohnungen in Ost-Jerusalem angekündigt. Biden fühlte sich dadurch brüskiert und verurteilte die Pläne umgehend. Nach Bidens Abreise ließ die US- Regierung in ungewohnt deutlicher Form Israel ihre Verärgerung spüren.
Friedensgespräche auf der Kippe
Angesichts des Siedlungsstreits stehen die indirekten Friedensgespräche jetzt auf der Kippe. Unklar ist, ob Ministerpräsident Netanjahu die Forderungen Clintons erfüllen wird und sich damit den Zorn sowohl von Mitgliedern seiner Likud-Partei als auch von rechten und ultra-rechten Koalitionspartnern zuzieht. Clinton soll Israel aufgefordert haben, das umstrittene Bauprojekt zu streichen und weitreichende Konzessionen wie die Freilassung von palästinensischen Gefangenen zu machen. Darüber hinaus will die US- Regierung, dass Kernfragen des Nahost-Konflikts bereits in den indirekten Gesprächen auf den Tisch kommen. Israel wollte bislang nur über technische Fragen reden.
Ein Sprecher der US-Botschaft in Tel Aviv konnte nicht bestätigten, ob der Nahostvermittler George Mitchell überhaupt wie angekündigt am Dienstag zurück in die Region kommt. "Es hängt alles noch in der Luft", sagte Kurt Hoyer.
EU: "Die Siedlungen sind illegal"
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton machte zu Beginn ihrer Nahost-Reise in der ägyptischen Hauptstadt Kairo noch einmal die Haltung der Europäischen Union zu den israelischen Siedlungen deutlich: "Die Siedlungen sind illegal, sie stellen ein Hindernis für den Frieden dar. Es besteht die Gefahr, dass die Zwei-Staaten-Lösung dadurch unmöglich gemacht wird, eine Lösung von der Israels Ministerpräsident gesagt hat, dass er sie unterstütze."
Der ägyptische Außenminister Ahmed Abdul Gheit sagte nach einem Gespräch mit Ashton: "Wir verstehen wirklich nicht, wie es sein kann, dass die Araber die Wiederaufnahme von indirekten Verhandlungen befürworten, und am nächsten Tag werfen die Israelis der internationalen Gemeinschaft einen Schuh ins Gesicht." Die Europäer sollten "Israel spüren lassen, dass es für ein solches Verhalten auch einen Preis zahlen muss".
Quelle: ntv.de, dpa