Nordkoreaner in Botschaftsschule Verhandlungen gehen weiter
04.09.2002, 09:53 UhrIn der chinesischen Hauptstadt Peking sind die Verhandlungen über das Schicksal der 15 Nordkoreaner fortgesetzt worden, die sich am Vortag auf das Gelände der deutschen Botschaftsschule geflüchtet hatten. Nach Angaben eines Botschaftsvertreters stehen beide Seiten in "engem Kontakt". Dabei geht es vor allem um die Frage, ob das Schulgelände denselben ex-territorialen Status wie das Botschaftsgelände besitzt und somit vor dem Zugriff der chinesischen Behörden geschützt ist.
Rund zwei Dutzend Polizisten und Sicherheitsbeamte hielten das Gelände umstellt, auf dem sich neben der Schule auch Wohnungen für deutsche Diplomaten und Lehrer befinden. Die Schule blieb geschlossen. Nach Angaben des Botschaftsvertreters verbrachten die Flüchtlinge die Nacht in den Umkleidekabinen der Schul-Turnhalle.
Nach Angaben von Kanzler Schröder bemüht sich das Auswärtige Amt intensiv um eine diplomatische Lösung für die Flüchtlinge. Weitere öffentliche Erklärungen zu dem Thema wollte der Kanzler nicht abgeben.
Die wachsende Zahl von Nordkoreanern, die sich in China in ausländische Vertretungen flüchten, stellt die Führung in Peking vor ein schwieriges Problem. Als enger Verbündeter Nordkoreas kann sie die Flüchtlinge nicht einfach ausreisen lassen; auf der anderen Seite ist sie starkem ausländischen Druck ausgesetzt, die Menschen nicht nach Nordkorea zurückzusenden, wo Haft und Folter auf sie warten. China verweigert den Nordkoreanern den Flüchtlingsstatus und sieht sie als Wirtschaftsflüchtlinge an.
Schätzungen zufolge sollen zwischen 100.000 und 300.000 Nordkoreaner vor Hunger und Unterdrückung in ihrer Heimat in die benachbarte Volksrepublik geflohen sein. Seit Jahresbeginn haben rund 100 von ihnen in ausländischen Vertretungen Zuflucht gesucht, in der Hoffnung, über ein Drittland nach Südkorea ausreisen zukönnen.
Quelle: ntv.de